AERZTE Steiermark | Oktober 2020

COVER Foto: Adobe Stock ÆRZTE Steiermark  || 10|2020 9 Österreicherinnen und Öster- reicher – und zwar von 15. bis 26. Mai 2020. Demnach fühlen sich 25 Pro- zent durch die Krise psy- chisch belastet, 24 Prozent wirtschaftlich und finanziell sowie 14 Prozent körperlich. Am stärksten trifft die psy- chische Belastung die Wie- nerinnen und Wiener, gefolgt von Oberösterreich und Salz- burg. Am schwächsten ist die psychische Belastung in der Steiermark und in Kärnten. Abhängig von der Größe des Wohnortes Eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Belastung spielt offenbar die Wohnort- MARTIN NOVAK Der Facharzt für Psychiatrie und Neurologie sowie Psy- chotherapeut Univ.-Prof. Mi- chael Musalek, Vorstand des Instituts für Sozialästhetik und psychische Gesundheit der Sigmund Freud Privat­ universität, ist in einer Stu- die der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen die COVID-19-Epidemie auf die psychische Gesundheit hat. Die Ergebnisse sind so, dass er von einer psychosozialen Epidemie spricht. Befragt wurden für die nach Alter, Geschlecht, Beruf, Einkommen und Wohnort repräsentative Studie 1.000 Geschlechtsunterschiede fin- det man auch bei anderen Antworten. So sagen etwa 75 Prozent der Frauen, aber nur knapp 54 Prozent der Männer, dass ihnen Treffen mit Fami- lienmitgliedern abgehen. Gleichzeitig hat die Krise zu einem stark reduzierten Gefühl, selbstbestimmt le- ben zu können, geführt: 57,5 Prozent sehen das so. Dabei gibt es auch keine relevanten Geschlechts- und Altersun- terschiede, aber eine Korre- lation mit der psychischen Belastung. Erhöhte Reizbarkeit 39 Prozent der Gesamtbevölke- rung wollen laut Studie eine er- größe. In kleinen Gemeinden bis 5.000 Einwohner liegt sie bei etwas über 18 Prozent, in größeren Orten (bis 50.000 und über 50.000 Einwohner) um die 25 Prozent und in der Bundeshauptstadt Wien gar bei 29 Prozent. Frauen stärker betroffen als Männer Erhebliche Unterschiede gibt es auch zwischen den Ge- schlechtern: „Nur“ 30,3 Pro- zent der Männer, aber 39,5 Prozent der Frauen sagen, sie hätten unter den Restrikti- onen (der Bundesregierung) gelitten. Ebenso stimmen Al- leinstehende in höherem Aus- maß (+8 Prozent gegenüber anderen) dieser Aussage zu. Das große Leiden Die Menschen leiden – nicht nur unter der COVID-19-Krise, sondern auch unter den Maßnahmen gegen die Krise.

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