AERZTE Steiermark | November 2020

WIRTSCHAFT & ERFOLG ÆRZTE Steiermark  || 11|2020 35 Foto: beigestellt Rat und D@ten : Die EDV-Kolumne Die „COVID- Leistungen“ kompakt: Seitens Ihrer EDV sind für die neuen „Pan- demie“-Leistungen einige An- passungen notwendig: Für die Auswertung eines Antigentests (inklusive Pro- benentnahmen, Dokumen­ tat ion, t herapeut isches Gespräch) gelten seit dem 22.10.2020 folgende Leis­ tungspositionen: 1. Pos. COVT1 = Antigentest positiv und PCR-Test veran- lasst 2. Pos. COVT2 = Antigentest negativ ohne PCR-Test 3. Pos. COVT3 = Antigentest negativ mit PCR-Test veran- lasst Zu verrechnen ist: ab dem 1. bis zur 30. pro Mo- nat € 65,-- je Fall ab der 31. bis zur 60. pro Mo- nat € 50,-- je Fall ab der 61. pro Monat durch- geführten Tests € 35,-- je Fall. Die Pos. COVRA Risikoattest ist mit € 50,-- zu verrechnen. Die Pos. OEK (elektronische Kommunikation) gilt bei den kleinen Kassen als Ersatz für die Ordinationsleistung (€ 10,--). Außerdem sind die Leistungen therapeutische Aussprache (147), Koordinationszuschlag (148), Krisenintervention (318) und verbale Intervention (317) bei der ÖGK derzeit ohne Re- duktionen verrechenbar. Alwin Günzberg ist Geschäftsführer der ALAG GmbH. Alwin Günzberg Lockdowns doppelt wichtig. Kontrolluntersuchungen de- cken auf, wie weit ein Gesund- heitsrisiko oder eine Krank- heit schon fortgeschritten sind. Dass der Arztbesuch entschei- dend für die Diagnose und die rechtzeitige Abwehr schlim- meren Leidens ist, davon wird man die PatientInnen relativ schlüssig überzeugen können. Bei den Gefahren der Isola- tion, Punkt zwei, ist aber viel Fingerspitzengefühl angesagt. Meist behandelt der Hausarzt/ die Hausärztin die (Stamm-) PatientInnen schon mehrere Jahre und erhält gleichsam en passant Kenntnis über ihre äu- ßeren Lebensumstände. Lebt der/diejenige mit jemand zu- sammen, wird auch der Part- ner/die Partnerin einmal in die Ordination kommen. Hat er/ sie Kinder, gehen den Eltern meist ohnehin zuerst das Herz und dann der Mund über. Verstärkt sich aber der Ein- druck, der Patient/die Pati- entin schweigt eisern oder ist praktisch nicht sozial ver- ankert, sollten beim Arzt/ bei der Ärztin die Alarmglo- cken schrillen. Auch ohne schwerwiegendes körperliches Leiden kann der Vereinsamte in einen ungesunden Lebens- stil geraten sein. Es fehlt das Gegenüber, das Auswüchse bei Alkohol, Hygiene oder Ernährung korrigiert oder demjenigen einen Spiegel vor- hält. Der Arzt/die Ärztin ist dann noch einer der weni- gen verbliebenen und daher umso relevanteren sozialen Kontakte. Im persönlichen Gespräch fällt es leichter, zu einem gesünderen Leben zu motivieren. Er/sie kann dazu ermuntern, wieder einmal bei alten Bekannten anzurufen, einen gemeinsamen Spazier- Vier-Ohren-Modell Wie lange eine Ärztin bzw. ein Arzt persönlich auf einen Patienten bzw. eine Patientin eingehen kann, ist selbstver- ständlich unterschiedlich. Aber auch bei kurzen Kontakten mit sehr wortkargen PatientInnen signalisiert direkter Blickkon- takt der Patientin/dem Pati- enten das ärztliche Interesse an ihrer Person. Jemand, der viel schweigt, taut leichter auf, wenn ihm ein freundliches Lä- cheln entgegenkommt. Um die Kontaktnahme in ei- ner angespannten Lage mög- lichst fruchtbar abzuwickeln, kann das Vier-Ohren-Modell des deutschen Psychologen Friedemann Schulz von Thun unterstützend sein. Demnach konzentriert sich das „Be- ziehungsohr“ auf emotionale, persönliche Inhalte, dem „Selbstoffenbarungsohr“ liegt die Annahme zugrunde, dass der Sender sich über seine gesagte Botschaft ausdrückt und damit etwas über sei- ne Befindlichkeit verrät. Das „Appellohr“ fordert dazu auf, einen Wunsch des Gegenübers herauszuhören. Das „Sachohr“ schließlich lenkt die Aufmerk- samkeit auf Fakten und lo- gische Zusammenhänge. Der/die Sprechende bewegt sich analog auf den vier Ebe- nen Sachinhalt, Selbstoffenba- rung, Beziehung oder Nach- richt. Bei einem vereinsamten Patienten wird der Hausarzt/ die Hausärztin mit wohldosiert emotionalen Botschaften am meisten helfen. Dazu sollte das Gesagte möglichst kongruent sein, in Tonfall, Inhalt und Gestik übereinstimmen. Trotz angespannter Kontaktsituation muss also niemand etwas in den falschen Hals bekommen. gang zu machen. Sehr nahe Möglichkeiten zum gegensei- tigen Austausch bieten Nach- barschaftsinitiativen. Vereine zu empfehlen, mag in dieser speziellen Zeit etwas waghal- sig sein, sichere Plattformen in sozialen Medien können aber auch herzliche virtuelle Treffpunkte sein. Auch Psy- chotherapie kann zu einem unterstützenden interaktiven Kontakt werden – ob nun physisch oder online. Als besonders anfällig für das Stigma Einsamkeit haben sich in britischen Studien junge Menschen herauskris­ tallisiert. Zwar sind sie viel versierter darin, die neuen Technologien für soziale Be- ziehungen zu nutzen, doch wenn sie als Ersatz und nicht als Erweiterung dienen, bleibt die Einsamkeit (https://www. bbc.co.uk/programmes/arti cles/2yzhfv4DvqVp5nZyxBD 8G23/who-feels-lonely-the- results-of-the-world-s-largest- loneliness-study) . Auch hei- mische Studien kommen zu einem ähnlichen Ergebnis, so etwa Musalek und Schei- benbogen (Was haben wir aus der COVID-19-Krise bisher gelernt? Und was können wir in Zukunft besser machen? Institut für Sozialästhetik und psychische Gesundheit der Sig- mund Freud Privatuniversität, 2020). Bei Menschen, die gerade aus dem Elternhaus weichen und erst beginnen auf eige- nen Füßen zu stehen, sollten Ärzte/Ärztinnen deren Un- gewissheit angesichts der Pandemie durchaus in den Blick nehmen – auch wenn der Anlass der Konsultation wahrscheinlich eher soma- tisch fokussiert ist.

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