AERZTE Steiermark | November 2020

38 ÆRZTE Steiermark  || 11|2020 MEDIA BASED MEDICINE Staubsaugerfilter als MNS Eugenia O´Kelly von der University of Cambridge hat diverse Stoffe getestet, inwieweit sie ultrafeine Partikel aus künstlich erzeugtem Husten filtern. Neben medizinischen und handelsüblichen textilen Masken testete sie Jeans und wiederverwendbare HEPA-Staubsaugerfilter. Letztgenannte übertrafen teils sogar N95-Masken. Auch gut als Filter, aber wenig atemdurchlässig: Jeansstoff. Quelle: pressetext.com, 30. Oktober 2020 Täglich bekommen PatientInnen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: Frisch publiziert Menstrual Phase Affects Coagulation and Hematological Parameters during Central Hypovolemia. Goswami, N; Brix, B; Roessler, A; Koestenberger, M; Reibnegger, G; Cvirn, G. J Clin Med. 2020; 9(10): [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=32992471 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. Archaeen sind einzellige Le- bewesen mit einer Vielzahl an besonderen Eigenschaften. Für Christine Moissl-Eichin- ger, Professorin für interak- tive Mikrobiomforschung an der Med Uni Graz, und ihre KooperationspartnerInnen an der Christian Albrechts Universität Kiel, dem Pasteur Institut Paris und der Uni- versität Clermont-Auvergne sind vor allem die methanbil- denden Archaeen – die soge- nannten Methanogenen – von großem Interesse. Sie stellen die größte biogene Ursache für Methanbildung dar und tragen somit erheb- lich zum Klimawandel bei, spielen aber auch für die Ge- sundheit und möglicherweise auch für die Entwicklung von Krankheiten eine wichtige Rolle. „Bisher wurde unter den Ar- chaeen noch kein einziger pathogener identifiziert“, be- tont Moissl-Eichinger. „Me- thanogene leben bevorzugt in sauerstoffarmen Umge- bungen, wie dem Darm. Dort unterstützen sie Bakterien in ihrer Stoffwechselaktivi- tät maßgeblich.“ Insgesamt produziert der Mensch im Durchschnitt 0,35 l Methan- gas täglich. Aktiv angepasst Im Laufe der Evolution ha- ben sich die Archaeen aktiv an das menschliche Ökosys­ tem angepasst, und auch das Immunsystem erkennt diese Mitbewohner und reagiert entsprechend. Die Aktivie- rung des Immunsystems ist interessanterweise deutlich different bei den Hauptver- tretern Methanobrevibacter smithii und Methanosphaera stadtmanae, die in Korrelation zum Gesundheitszustand in ganz unterschiedlicher An- zahl vorkommen. So wird vermutet, dass sich ein frühes „Zusammentreffen“ von Kin- dern mit Archaeen positiv auf ihr Asthmarisiko auswirkt. Manche Archaeen spielen auch eine wichtige Rolle beim Abbau von Trimethylaminen, Schlüsselmolekülen bei kardi- ovaskulären Erkrankungen, und könnten so beispielsweise Arteriosklerose vorbeugen. Eine erhöhte Anzahl von Me- thanogenen hingegen wurde mit Vaginosen, Parodontitis, Sinusitis, Darmkrebs, ent- zündlichen Darmerkran- kungen und anderen Be- schwerden in Verbindung gebracht. Dabei vermuten die WissenschafterInnen, dass die Archaeen allerdings nicht ursächlich beteiligt sind, son- dern lediglich die pathogene Aktivität der Bakterien durch den Abbau von hemmenden Stoffwechselprodukten un- terstützen. Moissl-Eichinger möchte nun mit ihren Kolleg­ Innen die medizinische Rolle des durch Archaeen gebil- deten Methans untersuchen. Zu diesem Thema laufen an der MUG gerade zwei vom FWF geförderte Forschungs- projekte. Weitere Informationen und Kontakt Univ.-Prof. in Dr. in Christine Moissl-Eichinger, Universitätsprofessorin für das Fach „Interaktive Mikrobi- omforschung“ Medizinische Universität Graz Tel.: +43 316 385 73770 christine.moissl- eichinger@medunigraz.at Wie „Urbakterien“ die Gesundheit beeinflussen WissenschafterInnen der Med Uni Graz unter- suchen mit KollegInnen aus Deutschland und Frank- reich den Einfluss von Archaeen auf die Gesundheit. Erste Ergebnisse wurden in „nature reviews microbi- ology“ publiziert. FORSCHUNG STEIERMARK Fotos: MUG, Shutterstock Univ.-Prof. in Dr. in Christine Moissl-Eichinger

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