AERZTE Steiermark | Dezember 2020
ÆRZTE Steiermark || 12|2020 19 Foto: PRÄVENTION Adobe Stock Projekt „niere.schützen“ – Herz, Gefäße und Niere schützen! 2016 startete das Präventionsprogramm „niere.schützen“. Es ist laut Evaluierung noch nicht optimal in den Praxen angekommen. Dies soll nun durch begleitende und in- tensivierte Maßnahmen verbessert werden. ASTRID MAURIC ALEXANDER ROSENKRANZ Hintergrund: Im Januar 2016 wurde in der Steiermark das Prä- ventionsprogramm niere.schüt- zen mit demZiel implementiert, bei RisikopatientInnen eine chronische Nierenerkrankung frühzeitig zu erkennen und geeignete diagnostische und progressionsverzögernde Maß- nahmen auch im Sinne einer kardiovaskulären Prävention zu ergreifen. Die wissenschaftliche Evalu- ierung des Programmes niere. schützen zur integrierten ne- phrologischen Versorgung in der Steiermark durch das Institut für Allgemeinmedi- zin und evidenzbasierte Ver- sorgungsforschung (IAMEV) der Medizinischen Universi- tät Graz hat gezeigt, dass das Programm noch nicht opti- mal in den Praxen angekom- men ist. Dies soll nun durch entsprechende begleitende und intensivierte Maßnah- men verbessert werden. HochrisikopatientInnen identifizieren Durch den weltweiten An- stieg von Menschen mit chro- nischer Niereninsuffizienz (Chronic Kidney Disease – CKD) nimmt die Notwendig- keit zu, die Bevölkerung für die – meist lange symptom- frei bleibende – Niereninsuffi- zienz zu sensibilisieren. Viele der betroffenen Personen er- leben im Gegensatz zu frü- her ihre Nierenfunktionsein- schränkung aufgrund des vorgerückten Lebensalters. Ab dem 40. Lebensjahr ist es normal, dass die Nierenfunk- tion jährlich um ein bis zwei Prozent nachlässt, sodass es nicht verwunderlich ist, dass beinahe die Hälfte der über 70-jährigen Bevölkerung eine Nierenfunktion unter 60 % des Normalwertes aufweist! Daneben gibt es aber jene Hoch r i si kopat ient I nnen , deren Nierenfunktion sich wesentlich schneller ver- schlechtert (jährlich um ≥ zehn Prozent) und daher die- se Personen rechtzeitig zu identifizieren und zu behan- deln sind. Es ist nicht mög- lich die Progression mit den derzeitigen medizinischen Möglichkeiten zu verhindern, aber sehr wohl möglich durch medikamentöse Maßnahmen und Lebensstilveränderung den Verlauf signifikant zu verzögern. Bei dieser Pati- entengruppe ist zudem die Wahrscheinlichkeit für ein kardiovaskuläres Ereignis signifikant erhöht, in vie- len Fällen auch oft das erste symptomatische Zeichen vor Erkennen einer Nierenfunk- tionseinschränkung. Gerade in der Steiermark mit ihrer österreichweiten höchsten Di- alyseinzidenz besteht weiter- hin akuter Handlungsbedarf. Ziele des Projektes: Patien- tInnen einer bestimmten Al- tersgruppe (40–65 Jahre) mit einem oder mehreren Risiko- faktoren y Arterielle Hypertonie y Diabetes mellitus y Adipositas (BMI > 30 kg/m2) y Kardiovaskuläre Erkrankung und/oder y Terminale Niereninsuffizi- enz in der Familie werden nach Bestimmung des Serumkreatinins und damit der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR ml/ min/1,73 m2) und der Al- bumin-/Kreatininratio (ACR mg/g) durch ihre Hausärztin/ ihren Hausarzt gescreent. Mit- tels eines Kontrollschemas, das einen speziellen Behandlungs- algorithmus vorgibt, wird die Behandlung der Patientin/des Patienten weitergeführt, ge- gebenenfalls (bei Abnahme der Nierenfunktion >10%/Jahr, einem Wechsel in der Albu- minuriekategorie (A1-A2, A2- A3)) erfolgt eine einmalige Konsultation des Nephrolo- gen im Rahmen der unten angeführten Progressionsam- bulanzsprechstunde, um evt. entsprechende Behandlungs- empfehlungen- bzw. -adap- tierungen zu erhalten. Damit soll ein Ansprechpartner für offene Fragen bei Erstabklä- rung bzw. zur nephrologischen Beratung der niedergelassenen ÄrztInnen zur Verfügung ste- hen. Trotzdem bleibt der/die PatientIn in der Langzeitbe- treuung der HausärztInnen, maximal soll bei einer eGFR <30 ml/min/1,73 m2 eine ge- meinsame Betreuung ange- strebt werden. Dr. Astrid Mauric ist Oberärz- tin an der Klinischen Abteilung für Nephrologie, Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz ist Leiter der Klinischen Abteilung für Nephrologie an der Univer- sitätsklinik für Innere Medizin, Graz. Bitte online weiterlesen unter: www.aekstmk.or.at/53
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