AERZTE Steiermark | Dezember 2020
STUDIE 24 ÆRZTE Steiermark || 12|2020 Die primärversorgenden Ärz- tinnenundÄrzteinÖsterreich und Deutschland waren auf die Corona-Krise ebenso we- nig vorbereitet wie der Rest der Welt. Aber sehr schnell waren sie bereit, eine ak- tive Rolle in der Bekämpfung der Pandemie zu überneh- men. Dafür hätten sie sich aber mehr Unterstützung ge- wünscht. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungs- forschung der Med Uni Graz gemeinsam mit Partnerinsti- tuten in Frankfurt, Salzburg und Innsbruck durchführte. Für die Studie wurden 2.187 Ärztinnen und Ärzte für All- gemeinmedizin in Deutsch- land und Österreich online befragt. Neben den vier All- gemeinmedizin-Instituten war auch das Institut für Medizinische Informatik, Sta- tistik und Dokumentation der Med Uni Graz beteiligt. Das Ergebnis zusammenge- fasst: Primärversorgung ist eine wichtige Ressource im Umgang mit einer derarti- gen Pandemie. Die Ärztinnen und Ärzte fühlen sich in der Lage und sind bereit, eine ak- tive Rolle in der Bekämpfung der Pandemie zu überneh- men. Aber die Rahmenbe- dingungen müssen stimmen – und das war weder in Ös- terreich noch in Deutsch- land laut dieser im Frühjahr durchgeführten Umfrage der Fall – vor allem in den Anfän- gen der Pandemie. Dabei hat- ten mehr als 40 Prozent der Befragten in Österreich und in Deutschland innerhalb der letzten sieben Tage Kontakt mit positiv getesteten Patien- tinnen und Patienten. Knapp 72 Prozent der deutschen und mehr als 34 Prozent der ös- terreichischen Ärztinnen und Ärzte ordneten SARS-CoV-2- Tests bei ihren Patientinnen und Patienten an. Zu wenig Schutzausrüstung Mehr als 88 Prozent der be- fragten Ärztinnen und Ärzte sagten, sie hätten zu An- fang der Pandemie zu wenig Schutzausrüstung gehabt und über 90 Prozent beklagten, dass sie auch keine Infor- mationen bekommen hätten, woher sie die Schutzausrü- stungen bekommen sollten. Das galt für Österreich und Deutschland gleichermaßen. Unterschiede beim Testen 92,5 Prozent sind laut Um- frage der Meinung, dass die Hausärztinnen und Haus ärzte entscheiden sollten, ob ein COVID-19-Test für die Patientinnen und Patienten angebracht sei. 86,5 Prozent wünschten sich eine eigene Telefon-Hotline dafür, die nur medizinisches Personal nutzen darf – durchwegs For- derungen, die zum Zeitpunkt der Umfrage zwar schon er- hoben, aber noch nicht erfüllt waren. 71 Prozent beklagten zum Zeitpunkt der Umfrage im April, dass sie anfangs kei- nen adäquaten Zugang zu Tests gehabt hätten. Dass sie den entsprechenden Zugang gehabt hätten, sagten nur 9,7 Prozent der österreichischen, aber immerhin mehr als 42 Prozent der deutschen Ärz- tinnen und Ärzte. Wenig(er) Patientenkontakte Praktisch alle Befragten ga- ben an, sie würden versuchen, möglichst alle erforderlichen Informationen über eine mögliche SARS-CoV-2-Infek- tion von den Patientinnen und Patienten bereits tele- fonisch zu bekommen, um entsprechende Vorkehrungen treffen zu können. Gleichzeitig sagten mehr als 95 Prozent, dass sie als Folge der Pandemie weniger Pati- entenkontakte hätten. Von diesen meinten fast drei Vier- tel (71,9 Prozent), dass sie ein geringeres Arbeitsauf- kommen hätten, weil viele COV-Prim-Studie: Primär versorgung äußerst wichtig Eine Studie zeigt: Im COVID-19-Frühjahr war die Situation für die primär- versorgenden Ärztinnen und Ärzte Deutschlands und Österreichs in vielen Bereichen sehr ähnlich. Es gab aber auch Unterschiede. Primärver- sorgende Ärztinnen und Ärzte können viel zur Ein- dämmung einer Krise wie der Corona-Pande- mie beitragen – wenn man sie lässt. Foto: Adobe Stock
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