Ärztekammer Steiermark – Leistungsbericht 2020
20 13 schon“ gegen Influenza impfen lassen. Bei der Frage, ob sie sich „sicher“ oder „eher nicht“ impfen lassen wollen, war die Lage naturgemäß umgekehrt, etwa 80 % Impfunwillige bei den FPÖ-Prä- ferenten. Bei der Zustimmung zu einer zukünftigen COVID-19-Impfung lagen die Präferenzen ähnlich, aber gene- rell höher. 73 % der ÖVP-Präferenten wollten sich „sicher“ oder „eher schon“ impfen lassen, 77 % NEOS-, 72 % SPÖ-, 65 % Grüne-, 40 % FPÖ-Präferenten. Auf die Frage des Monats in AERZTE Steiermark Juni waren 21,6 % für eine COVID-Impfpflicht, sollte es einen sicheren Impfstoff geben, 38,3 % spra- chen sich dagegen aus. Impfstrategie Ende November präsentierten Ge- sundheitsminister Rudolf Anschober, der Sonderbeauftragte im Ministeri- um, Clemens Martin Auer, und Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Impfab- teilung im Gesundheitsministerium, die österreichische Impf-Strategie, die auf der gesamteuropäischen basierte. Demnach hatte die EU bis Ende No- vember mit sechs Herstellern „Joint Procurement Agreement“-Verträge ab- geschlossen. Das betraf die beiden Vek- tor-Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson, die drei mRNA- Impfstoffe von BioNTech/Pfizer, Cure- vac und Moderna und schließlich den einzigen Totimpfstoff von Sanofi-GSK. Zu diesem Zeitpunkt war aber noch kein Impfstoff von der EMA zugelassen, wes- halb es noch ungewiss war, ob die Zahl von 1,965 Milliarden bestellten Impfdo- sen für 448 Millionen EU-Bürger*innen tatsächlich geliefert werden könnte. Außerdem inkludierte die Zahl auch Schenkungen an ärmere Länder. Paulke- Korinek prophezeite ein „Luxuspro- blem“, denn die Frage wäre letztlich, ob es genug Impfbereite für den vermutlich in großer Menge vorhandenen Impf- stoff gäbe. Auf jeden Fall warte eine logistische Herausforderung, sagte Auer und verwies auf die Infrastruktur aus Pharma-Großhandel, niedergelassenen Ärzten und Apotheken. Gesetze Ärzteliste heraus aus der Tagespolitik Mit einer Änderung des Ärztege- setzes im Nationalrat im Juli 2020 übernahm das Gesundheitsministe- rium die Führung der Ärzteliste. Zwei Gruppen tragen die Ausbil- dung: kompetente Ärzt*innen und Auszubildende, ihre Zahlen sollten aufeinander abgestimmt sein. In der Praxis entscheidet aber oft anderes: Auszubildende sind auch günstige Mitarbeiter*innen, und je mehr von ihnen, desto besser für den Erhalt des Standortes. Deshalb wird oft um mehr Ausbildungsplätze gekämpft, als über- haupt bewältigt werden können. Vor allem die lokale Politik gefällt sich hier als Treiber. „Es ist daher gut, dass die Ärzteaus- bildung der regionalen und lokalen Politik entzogen ist“, urteilt Eiko Meis ter, steirischer Kurienobmann der angestell- t e n Ä r z t e . Meister warnte aber auch da- vor, dass durch die Hintertür die Ärzteaus- bildung an die Bundesländer delegiert werde. Kurienobmann Meister: „Gut, dass die Ärzteausbildung der regionalen und lokalen Politik entzogen ist.“
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