Ärztekammer Steiermark – Leistungsbericht 2020

21 20 Die Biobank der MUG legte 2020 eine anonymisierte und von der örtlichen Ethikkommission genehmigte Pro- bensammlung von COVID-19-Gene- senen an. Sie diente der Entwicklung von Testverfahren, der Erforschung diagnostischer und prognostischer Biomarker für COVID-19-Infektionen sowie der Entwicklung und Überprü- fung von Antikörper-Tests. An der Med Uni Graz wurde 2020 eine Laborinfrastruktur für Arbeiten mit hochinfektiösen Erregern eingerichtet. „Dieses BSL-3-Labor ermöglicht das Ar- beiten mit Mikroorganismen, welche zu schweren Erkrankungen und Epidemien führen können, wie es aktuell beim Er- reger SARS-CoV-2 der Fall ist“, erklärte Kurt Zatloukal vom Diagnostik- und For- schungsinstitut für Pathologie der MUG. Dabei wurden die Erfahrungen von mehreren europäischen Hochsicher- heitslaboren (BSL-4-Laboren) umgesetzt, was zu einem wesentlich höheren Per- sonen- und Umweltschutz als gesetzlich vorgegeben geführt hat. Daneben liefer- te das Labor „wichtige Informationen zur Risikobeurteilung bei Epidemien“, so Zatloukal. Diese Laborinfrastruktur und das dafür speziell trainierte Team wurden wegen der COVID-19-Krise auch dringend für Institutionen ohne eigenes BSL-3-Labor benötigt. Dem steirischen Landesstatistiker Martin Mayer war es schon zu Beginn der Corona-Pandemie ein Anliegen, Zahlen über Neuinfizierte, Todesfälle etc. in Relation zur Bevölkerungszahl und den Über-65-Jährigen, der größten Risikogruppe, zu setzen. In seinem Anfang Juni vorgelegten und seither stetig aktualisierten Bericht zeigte sich, dass Bezirke mit den höchsten Anteilen von Über-65-Jährigen kei- ne besondere Häufung von COVID- 19-Infizierten aufwiesen. Das waren vor allem Leoben mit 42 und Bruck- Mürzzuschlag mit 58 Infizierten pro 100.000 Einwohner. Hartberg-Fürsten- feld und Weiz mit unterdurchschnitt- licher Altersbevölkerung kamen hin- gegen auf 351 bzw. 222 Infizierte pro 100.000 Einwohner*innen. Sigurd Lax, Leiter der Pathologie im LKH Graz II und Professor an der medizinischen Fakultät der Johannes- Kepler-Universität Linz, publizierte mit seinem Team als einer der Ers­ ten eine fundierte klinische COVID- 19-Studie: An elf COVID-Verstorbenen wurden Obduktionen durchgeführt und in ihren Lungen mehr oder min- der ausgeprägte Thromben festge- stellt. Deren Ausbildung wird durch die entzündlichen Veränderungen und die verlangsamte Blutzirkulation begünstigt, lautete eine Hypothese von Lax. Die Zerstörungsarbeit des COVID-19-Virus übersteige im Voll- bild die Reservekapazität der meisten Organsysteme wie Lunge, Niere, Le- ber, das lymphatische System, seltener das Pankreas – insbesondere von über 80-Jährigen mit Vorerkrankungen. Jüngere würden die schwere Belastung durch COVID-19 durch ihre „orga- nische Reserve“ besser kompensieren. Zur Veröffentlichung gab Lax nur ge- Kurt Zatloukal Sigurd Lax

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