Ärztekammer Steiermark – Leistungsbericht 2020

’2 nauestens durch eine Fachcommunity überprüfte Erkenntnisse frei, was eine vorschnelle Online-Veröffentlichung ausschloss. Im BSL-3-Labor der MUG testeten Mitarbeiter*innen des Austrian Cen- tre of Industrial Biotechnology (acib), der MUG selbst und des Biotech- Unternehmens Innophore Medika- mente, die schon gegen andere Viren eingesetzt worden waren, auf ihre Wirkung gegen den SARS-CoV-2-Er- reger. Das einjährige Projekt mit Vi- ruskulturen aus der Steiermark und Berlin bestand aus drei Phasen und sein Datenmaterial sollte am Ende im Idealfall so überzeugen, dass die Industrie die Substanzen zur Weiter- entwicklung übernimmt. Sieben Forscherinnen und Forscher vomLKH-Univ. Klinikumund der Med Uni Graz haben Spitalsaufenthalte in Bezug auf Myokardinfekt, Lungenem- bolie und Aortenriss während des ers­ ten Lockdowns im Frühjahr 2020 un- tersucht. Das Ergebnis zeigte eine um 65 % erhöhte intraklinische Mortalität mit diesen Indikationen gegenüber den Vergleichszeiträumen der letzten vier Jahre an denselben Spitälern und damit deutliche Kollateralschäden der COVID-19-Pandemie. Dabei wurden deutlich weniger dieser Patient*innen aufgenommenals zuvor – 226 gegenüber 267 bis 318 zuvor. Umgekehrt verhält es sich eben mit der Mortalität, speziell bei Myokardinfarkt: 10,8 % im Lockdown, zwischen 5,0 und 7,2 % in „normalen“ Zeiten. Aus Ansteckungsangst wurde mit dem Gang ins Spital zugewartet, was schwerere Erkrankungen nach sich zog. Möglich, aber unwahrscheinlich erschien dem Team um Leiter Dirk von Lewinski, dass die festgestellte erhöhte intraklinische Mortalität eine direkte Folge (nicht diagnostizierter) COVID- 19-Infektionen sein könnte. So wurde bei Lungenembolien, wie sie bei CO- VID-19-Intensivpatient*innen häufig auftreten, keine spezielle Steigerung der Mortalität konstatiert. Die Biobank der MUG legte eine an- onymisierte und von der örtlichen Ethikkommission genehmigte Proben- sammlung von COVID-19-Genesenen an. Sie dient der Entwicklung von Testverfahren, der Erforschung dia- gnostischer und prognostischer Biomarker für COVID-19-Infek- tionen sowie der Entwicklung und Überprüfung von Antikör- per-Tests. Wenn Ärztinnen und Ärzte Kenntnis von einer über- standenen COVID-19-Infektion erhalten, können sie auf die freiwillige Abgabe einer Probe für die Biobank hinweisen. COVID-19: Was helfen konnte Prim. Klaus Vander, ärztlicher Direktor des Instituts für Kran- kenhaushygiene und Mikrobi- 22 Auch in der COVID-19- Testentwicklung waren die Proben aus der Grazer Biodatenbank gefragt: Benötigt wurden sowohl verifizierte Posi­ tivkontrollen als auch Vergleichsproben aus älteren Beständen, in denen noch keine SARS- CoV-2-Viren sein konnten.

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