AERZTE Steiermark | Jänner 2021

ÆRZTE Steiermark  || 01|2021 19 Foto: PORTRAIT Barmherzige Brüder Die Chefin Die langjährige Spitalsärztin und niederge- lassene Allgemeinmedizinerin Katharina Reich hat Mitte Dezember als Chefin der Sektion VII im Gesundheitsministerium ein riesiges Betäti- gungsfeld übernommen. Und das in den beson- ders herausfordernden COVID-19-Zeiten. „Chief Medical Officer“ ist zwar ein Titel, den die ös- terreichische Verwaltungs­ hierarchie nicht vorsieht, die Ärztin Katharina Reich trägt ihn aber trotzdem mit viel Energie und Engagement. Of- fiziell steht sie als Chefin „der Sektion VII im Bundesminis­ terium für Soziales, Gesund- heit, Pflege und Konsumen- tenschutz vor, zuständig für „Öffentliche Gesundheit und Gesundheitssystem“. Allein ihre Sektion umfasst zwölf Abteilungen, sieben im Be- reich „Öffentliche Gesund- heit“, fünf im Bereich „Steu- erung“, in der es um das „System“ geht. Dieses „System“ kennt Reich sehr gut aus der Praxis. Ei- nerseits als niedergelassene Ärztin für Allgemeinmedizin in Wien, andererseits als Spi- talsärztin in leitenden Positi- onen. Von 2013 bis 2018 war sie Ärztliche Direktorin des Krankenhauses der Barmher- zigen Brüder in Wien, danach ab Dezember 2019 stellver- tretende Ärztliche Direktorin der Klinik Hietzing, die zum Wiener Gesundheitsverbund (vormals KAV) gehört. Zu- sätzlich arbeitete sie in der Notfallambulanz, befasste sich intensiv mit Patientensi- cherheit und Risikomanage- ment. Neue Struktur Vorgestellt wurde Sektions- chefin Katharina Reich als „Chief Medical Officer“ der Republik, quasi in der Nach- folge der „Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit“. Diese Funktion hatte zu- letzt Pamela Rendi-Wagner ausgeübt, bevor sie Gesund- heitsministerin wurde. Reich übernimmt damit aber nicht nur die unter Rendi-Wagners Nachfolgerin abgeschaffte Ge- neraldirektorInnen-Funktion für öffentliche Gesundheit, sondern im neu geschlich­ teten Sozial- und Gesund- heitsministerium auch Pla- nungsaufgaben, die bis 2018 Clemens Martin Auer als Leiter der damaligen Sektion I (Gesundheitssystem, Zen- trale Koordination) innehatte. Die flotte Bezeichnung „Chief Medical Officer“ (CMO) hat in Österreich keine Traditi- on, im englischsprachigen Raum ist sie aber durchaus üblich. Krankenhausketten verwenden CMO ebenso wie große Krankenversicherer oder staatliche Gesundheits- organisationen. Ganz klar ist damit allerdings nicht, was ein CMO zu tun hat, denn das hängt natürlich stark von der jeweiligen Organisation ab. Aber immerhin macht sich der Titel im internationalen Kontext gut. Unverwechsel- bar ist er allerdings nicht. Denn in Unternehmen kann CMO ja auch „Chief Marke- ting Officer“ bedeuten. Harter Start Die Vorstellung in der neuen Funktion war für Reich eher ein medialer Wohlfühltermin. Anfang Jänner musste CMO Reich jedoch in der ZiB2 gleich einmal sehr kritisch- präzise Fragen von Intervie- wer Armin Wolf beantworten. Dabei musste sie eine „Impf- strategie“ bzw. Impfpriorisie- rung verteidigen, die zu dem Zeitpunkt eigentlich schon obsolet war. Da trifft es wohl zu, dass Reich, wie es in Medien zu lesen war, eine „Mammutauf- gabe“ zu stemmen habe, die weder immer leicht ist, noch die Möglichkeit bietet, immer ohne Schrammen auszustei- gen. Aber Fleiß konzedieren ihr die politischen Beobachter jedenfalls. „Ich übernehme gerne Verant- wortung“, hatte sie beim Start ihre Motivation begründet. Und war dafür in den Medien sehr positiv beurteilt worden. Nach dem schwierigen Auf- tritt im ORF waren die me- dialen Reaktionen schon um einiges rauer. Tröstlich mag da sein, dass auch der Ver- waltungsroutinier Clemens Martin Auer nach seinen Me- dienauftritten zur Impfstrate- gie gründlich zerzaust wurde. „Als unerschrocken, lösungs- orientiert und arbeitsam wird sie von Menschen beschrie- ben, die sie kennen und ihre schnelle Auffassungsgabe schätzen. Hierarchien sind ihr weniger wichtig als gute Ideen.“ So schrieb der Stan- dard jedenfalls über CMO Reich. Diesen Vorschusslor- beeren muss die Ärztin nun gerecht werden. Und das na- türlich auch außerhalb der Bundeshauptstadt Wien. Sektionschefin und „Chief Medical Officer“ Katharina Reich startet in erhitzten Zeiten. Ihr Vorteil: langjährige praktische ärztliche Erfahrung sowohl im Krankenhaus als auch in der Niederlassung.

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