AERZTE Steiermark | Jänner 2021

20 ÆRZTE Steiermark  || 01|2021 E-IMPFPASS Der e-Impfpass wird zur wich- tigsten Säule der Corona- Impfstrategie hochstilisiert. Ist er das? Er könnte es sein, wenn die Rahmenbedingungen rich- tig gesetzt sind. Leider steht derzeit aber erst das nationale Impfregister, also der zentrale Speicher. Dieser ist zwar jetzt schon über eine rudimentäre Web-Applikation im e-Card- System erreichbar, aber nota bene – zum Zeitpunkt des Impfstarts – sind nicht ein- mal Eintragungen über die- sen Kanal ins Impfregister möglich, weil die Impfstoffe nicht eingepflegt oder abruf- bar sind. Überall aber erzählt man den Menschen, der e- Impfpass sei flächendeckend implementiert. Das mag aus Sicht des einen oder ande- ren Impfkoordinators so sein, aber in der Realität ist der e-Impfpass erst dann flächen- deckend implementiert, wenn die Arztsoftwaremodule ihre e-Impf-Module eingepf legt bekommen. Das wird bei vie- len erst Ende März sein. Mit Stand 11.01. haben circa 1.100 Ärzte eines großen österrei- chischen Arztsoftware-An- bieters zumindest eine Light- Version des e-Impfpasses. Aber nochmals: Von einer tragenden Säule sind wir mit dem e-Impfpass derzeit ge- nausoweit entfernt wie von einem österreichweiten Co- vid-19-Impfkonzept. Das Projekt gibt es seit 22 Jah- ren. Viele fragen sich, warum das so lange dauert. Das Projekt selbst gibt es seit circa 2008, es ist bis 2030 ter- minisiert, um exakt zu sein. Bisher gab es keine Notwen- digkeit, den e-Impfpass als prioritär zu sehen, sind doch Anwendungen wie e-Medika- tion, e-Rezept, e-Befund etc. systemrelevanter anzusehen gewesen. Dass eine Pandemie nun eine Priorisierung vorge- nommen hat, steht auf einem anderen Blatt. Aber wenn man bedenkt, dass seit Minis­ terin Hartinger-Klein der e- Impfpass in seiner Architek- tur mehrfach geändert wurde, mit den Systempartnern aus WKO – Arztsoftwareher- steller, Ärztekammer – nicht wirklich geredet wurde, ist jetzt binnen weniger Wochen auf Initiative von WKO, Ärz- tekammer, Dachverband und ELGA-GmbH beim Minis­ terium unter dem Eindruck der Covid-19-Pandemie ein zukunftstaugliches Konzept entstanden, welches bereits in den Echtbetrieb geht. Wir agieren jetzt zwar ohne Netz, aber es sieht so aus, als be- kämen wir das mit vereinten Kräften hin – auch gleich zu- kunftsfit für alle Impfungen. Die Pandemie war hier Inno- vationstreiber. Aber: Es fehlt in Österreich eine koordi- nierende Stelle, nennen wir sie einmal „e-Health-Koordi- nator“. In Zukunft wird das besonders wichtig sein, denn derartig große Projekte lassen sich nur mit erheblichem Auf- wand implementieren. Dabei darf man die beteiligten Sys- teme nicht überfordern, sonst hat man den gegenteiligen Effekt: Überforderung und Verzögerung. Neben einem Rahmenbedingungen richtig setzen Der e-Impfpass verspricht vieles, was er noch nicht halten kann – die steirische Impfdatenbank aber seit Jahren hält, sagt ÖG-Telemed-Vorsitzender Dietmar Bayer. „Von einer tragenden Säule sind wir derzeit mit dem e-Impfpass genauso weit entfernt wie von einem österreichweiten Covid-19- Impfkonzept.“

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