AERZTE Steiermark | Jänner 2021

Fotos: Adobe Stock, beigestellt/Karallda Kinderärzte: Familien aus Lesbos aufnehmen Vier kinder- und jugendärztliche Gesellschaften fordern die Bundesregierung in einem Offenen Brief auf, vor allem Mehrkindfamilien aus dem Flüchtlingslager Kara Tepe aufzunehmen und auch andere EU-Länder dazu zu bewegen. Sinnloser Aktionismus Jedenfalls: Das Land Steier- mark bietet die Anmeldung zur Impfung für Menschen ab dem Geburtsjahr 1941 (ge- meinhin fälschlich als „über 80-jährige Menschen“ be- zeichnet) ab 25. Jänner 2020 entweder unter der Telefon- nummer 0800 555621 oder über das Webportal www.stei- ermarkimpft.at an. Wobei sich diese Informationen ein paar Tage zuvor noch nicht bis zum österreichischen Impf- portal www.österreich-impft. at (Anm.: Die Version mit ‚ö‘ ist richtig) herumgesprochen hatte. Auch Gemeinden wurden vom Land Steiermark aufge- fordert, ihre Gemeindemit- glieder aufzufordern, sich für die COVID-19-Impfungen anzumelden – und zwar auch solche, die das bei ihrer Ärz- tin oder ihrem Arzt bereits gemacht haben. Der Obmann der niedergelas- senen Ärztinnen und Ärzte, Ärztekammer-Vizepräsident Christoph Schweighofer dazu: „Die Aufrufe zur mehrfachen Anmeldung verwirren die Menschen mehr als sie ih- nen nützen. Das ist sinnloser Anmelde-Aktionismus. Sich bei der Ärztin oder beim Arzt des Vertrauens anzumelden, muss völlig ausreichen. Alles andere führt nur zu Doppel- gleisigkeiten.“ In einem Offenen Brief wand- ten sich die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde , die Österrei- chische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie , die Österreichische Gesellschaft für Kinderchirurgie und die „Politische Kindermedizin“ an die österreichische Bundesre- gierung, konkret an Kanzler, Vizekanzler und Innenmi- nister. Sie fordern darin die Aufnahme von Mehrkindfa- milien aus dem Flüchtlings- lager Kara Tepe auf der Insel Lesbos in Österreich und er- suchen dringend, „sich in der Europäischen Union dafür einzusetzen, dass auch andere Länder sich in gleicher Weise an dieser humanitären Hilfe beteiligen und damit ihre soziale Einstellung nicht nur verbalisieren, sondern auch praktizieren“. Die wissenschaftlichen pä- diatrischen Gesellschaften Die wissenschaftlichen pädiatrischen Gesellschaften Österreichs treten vehement dafür ein, Flüchtlingsfamilien, vor allem solche mit mehreren Kindern, aus dem Flüchtlingslager Kara Tepe zu holen. berufen sich bei ihrer For- derung vor allem auf den Bericht des Innsbrucker Di- özesanbischofs Hermann Glettler, eines gebürtigen Steirers, vom 10. Jänner 2021. Dieser und die Fotos zur ak- tuellen Situation (siehe oben) geben „Anlass zu größter Sorge, dass im Flüchtlingsla- ger Kara Tepe derzeit keine menschenwürdige Unter- bringung gewährleistet ist“, heißt es in dem Schreiben. „Als am Wohl von Kindern und Jugendlichen orientierte wissenschaf tliche Gesell- schaften möchten wir uns nun nach Überprüfung der tatsächlichen Sachlage dem Ruf Vieler nach humanitärer Hilfe anschließen.“ Unterzeichnet ist der Brief von den Präsidentinnen und Präsidenten der Organisa- tionen sowie weiteren Vor- standsmitgliedern, insgesamt von elf Personen. NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE ÆRZTE Steiermark  || 01|2021 45 „Impfen mit Hirn und Herz“ sollte die Devise sein. Möglichst ausgewogen und so, dass sich Vernunft (Hirn) und Leidenschaft (Herz) mög­ lichst gleich­ mäßig vertei­ len. Gott sei dank ist „mit Bedacht und Leidenschaft das Richtige machen“ eine ärztliche Grundhaltung.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=