AERZTE Steiermark | Februar 2021
32 Ærzte Steiermark || 02|2021 versorgung Graz hat´s: Nun auch eine Abteilung für Forensik Mit Jahresbeginn wurde Eva Kada zur Primaria der neu zu gründenden Abteilung für Forensik am LKH Graz II, Standort Süd, ernannt. Grund für die Errichtung der Abteilung: stetig steigender Bedarf. schlossene Abteilung ergänzt, sind die Keimzellen der neuen Abteilung. Zudem ist die aus- gebildete Sexualtherapeutin Kada Mitbegründerin von Forensik Kompetenz , einem Anbieter für psychiatrische Fortbildung und Beratung für Menschen, die in der Nach- sorge mit psychiatrischen Patientinnen und Patienten arbeiten. Bedarf steigt Dass die Forensik am LKH Graz II nun mit einer eige- nen Abteilung bedacht wurde, sieht Kada nicht unbedingt als Zeichen gesteigerter Wert- schätzung für das Fachgebiet, sondern vielmehr als logische Reaktion auf den deutlich gestiegenen Bedarf. So gab es laut Kada im Jahr 2015 375 nach § 21.1 StGB Unter- gebrachte, drei Jahre später waren es bereits mehr als 600 – Tendenz weiter steigend. „Vorerst gibt es nur mich als neue Primaria“ und Leitung der beiden bestehenden Stati- onen, fasst sie den Status quo der neuen Abteilung zusam- men – die weiteren zusätz- lichen Strukturen müssten erst geschaffen werden. Im Vollausbau soll die Bettenka- pazität auf 60 erhöht werden, in modernen Zwei- bis Drei- bettzimmern mit eigenem Bad, und insgesamt deutlich mehr Platz zur Verfügung stehen. Der Umbau wird bei laufendem Betrieb erfolgen. „Das Schöne an der foren- sischen Psychiatrie ist die Kombination aus einer lang- fristigen psychotherapeu- tischen Patientenbetreuung mit der multiprofessionellen Arbeit im Stationsteam.“ So beschreibt Eva Kada, Prima- ria der in Kürze entstehen- den Abteilung für Forensik am LKH Graz II, Standort Süd, was sie an ihrer Arbeit besonders schätzt. Dass sie ihr Berufsleben der Psyche widmen würde, war für sie von klein auf klar, galt ihr Interesse schon lange den menschlichen Beziehungen, insbesondere den destruk- tiven. „Eigentlich wollte ich Psychologie studieren, aber mein Vater hat mir zur Psy- chiatrie geraten.“ Im Bereich der Forensik ist Kada tief verwurzelt. Schon an ihrer ersten Arbeitsstelle nach dem Studium in Graz und Wien, im Bereich sucht- kranker Patienten an der Christian-Doppler-Klinik in Salzburg, kam sie in Kontakt mit der Behandlung foren- sisch psychiatrischer Pati- enten. Als dann in Graz eine Ausbildungsstelle für Psychi- atrie frei wurde, kehrte Kada in ihre Heimatstadt zurück, wo sie vor acht Jahren erst- mals eine halboffene foren- sische Station übernommen hat. Die forensischen Ver- sorgungseinheiten, 2013 von 24 auf 42 Betten um eine ge- Einstweilen sorg t d ie Kooperation mit einer all- gemeinpsy- chiatrischen Station der Ab t e i l u n g von Prima- ria Ursula H a m m e r - Weber, die zugleich mit Kada be- stellt wur- de, für die Beda r fsab- d e c k u n g . „Die Verle- gung zwischen den Stationen erfolgt je nach benötigten Sicherheitsmaßnahmen. In- haltlich arbeiten wir nahezu als Einheit, bieten die gleiche Qualität und arbeiten bei The- rapieplanung und Prognose eng zusammen.“ Gesellschaft fordert Sicherheit Der zunehmende Bedarf an forensischer Unterbrin- gung erklärt sich für Kada aus verschiedenen Faktoren: aus den (gesellschaftlich er- wünschten) deutlich kürzeren Aufenthalten im Bereich der Akutpsychiatrie, zu wenig ausgebauten Nachsorgemög- lichkeiten sowie einem ver- änderten gesellschaftlichen Bewusstsein. Rund 80 Pro- zent ihrer Patientinnen und Patienten sind chronisch Schizophrene, von denen nur ein Bruchteil in adäquater Nachsorge unterkommt, wo- durch es immer wieder zur Exazerbation der Krankheit kommt. Die Delikte, die Pati- enten im Zustand der Unzu- rechnungsfähigkeit begangen haben, konzentrieren sich auf gefährliche Drohung, gefolgt von Körperverletzung und Widerstand gegen die Staats- gewalt. Nur selten kommt es zu schwerer Körperverletzung oder Mord. Foto: beigestellt
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