AERZTE Steiermark | Februar 2021
wirtschaft & Erfolg Vieles erscheint fast täglich neu – Maßnahmen, Strafen, Studien, Mutationen bezüglich SARS-CoV-2. Die Patient*innen drohen den Überblick zu verlieren. Umso mehr sind Hausärzt*innen gefordert, einen zugleich aktuellen und langfristigen Rat zu geben und abzuklären, wie verträglich er im Einzelfall ist. Wie ein Fels in der Brandung Illu: Shutterstock; Montage: Conclusio Walter Hoch Vielen Ärztinnen und Ärzten ergeht es in diesen Tagen wohl ähnlich wie ihren Pa- tientinnen und Patienten: Sie leiden zunehmend unter „Pandemiemüdigkeit“ – zu viele Bereiche des täglichen Berufs- und Privatlebens sind nun ein ganzes Jahr lang bereits mehr oder weniger betroffen bis zerrüttet. Ärztliches Handeln während der Pandemie ist wahrlich alles andere als einfach: Ei- nerseits mussten viele Patien- tinnen und Patienten davon überzeugt werden, sich doch wieder in die Ordinationen zu „trauen“, die Frequenzen sind dort oder da aber durch- aus merklich geringer als sie sein sollten. In vielen Fächern zeigt sich deutlich, dass nach wie vor zu lange zugewartet wird, bevor man ärztliche Hilfe sucht. Dieser Missstand wird durch die nun neu hin- zukommenden „ansteckende- ren Mutationen“ wiederum verstärkt auftreten. 34 Ærzte Steiermark || 02|2021 Hier gilt es, redundant wie das Amen im Gebet, klarzu- machen, dass eine Art „Vo- gel-Strauß-Politik“ in Sachen Gesundheit bzw. Erkrankung gänzlich verfehlt ist. Andererseits wird gerade im hausärztlichen Bereich deutlich, wie schwer viele Menschen unter der pan- demiebedingten Lage lei- den. Das reicht von der Überforderung infolge eingeschränkter Bewe- gungsfreiheit und Sozi- alkontakte bis zu so- zialmedizinischen Konsequenzen von Arbeits- p l a t z ve r lu s t und Existenz- g e f ä h r du n g (o d e r d e r Angst davor), von Überforde- rung vieler El- tern (und ganz besonders Alleinerziehender) bis zur Einsamkeit von Alten und/oder Gebrechlichen, von der gesteigerten Ängstlich- keit multimorbider oder nach schweren Leiden rekonva- leszenter Menschen bis zu gesteigertem Suchtverhalten, von depressiven Zuständen bis zu aggressiven Ausbrü- chen. Neben der konkreten medizinischen Beha nd lung oder Inter- vention geht es in den Ordinationen nunmehr oft genug darum, die Com- pliance bezüglich der unbe- liebten „Maßnahmen“ doch wiederherzustellen, um auf diesem Wege dazu beizutra- gen, dass die Patientinnen und Patienten sich und an- dere in ihrer „Maßnahmen“- Widerständigkeit nicht über Gebühr gefährden. Auch hier fungieren niedergelassene Ärzt*innen gleichsam als Fel- sen in drängender Corona- Brandung. 19,1 Prozent finden Maßnahmen „zu extrem“ Wie (prekär) es mittlerwei- le in der Bevölkerung mit der Akzeptanz der Corona- Maßnahmen steht, darüber gibt das „Austrian Corona Panel Project“ der Universität Wien (siehe Austrian Corona Panel Project https://viecer. univie.ac.at/coronapanel/ ) seit dem Vorjahr Auskunft. Die verschärften Maßnahmen des Lock- down 3 haben in der Illu: Adobe Stocl; Montage: Conclusio
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