AERZTE Steiermark | Februar 2021

38 Ærzte Steiermark  || 02|2021 MEDIA BASED MEDICINE Schlaf ist wie Butter Frei nach dem Slogan „Butter kann durch nichts ersetzt werden“ fällt auch der Schlaf in diese Kategorie, wie Chris­ toph Nissen vom Universitätsklinikum Freiburg in einer Studie zeigt. Selbst Ruhen in reizarmer, abgedunkelter Um- gebung kann Lernleistung nicht so erhalten wie das Schla- fen. Die schlafspezifische Hirnaktivität fördert Leistung durch Verfeinerung kortikaler Plastizität. Quelle: www.aerzteblatt.de , 8.1.2021 Täglich bekommen PatientInnen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: Frisch publiziert The association between anti-inflammatory effects of long-term lithium treatment and illness course in Bipolar Disorder. Queissner, R; Lenger, M; Birner, A; Dalkner, N; Fellendorf, F; Bengesser, S; Platzer, M; Hamm, C; Maget, A; Reining- haus, B; Ratzenhofer, M; Schuller, J; Mangge, H; Kapf- hammer, HP; Reininghaus, EZ. J Affect Disord. 2020; 281: 228-234. [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=33338840 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. Schon länger ist bekannt, dass sich am Chromosom 1 innerhalb von Zellen eines Lungentumors ein Stück des Chromosoms unterschiedlich oft vermehrt. „Bis jetzt war völlig unklar, welchen Effekt diese Vermehrung eines Teils des Chromosoms hat bzw. wie der Tumor von diesem Effekt beeinflusst wird“, er- klärt Philipp Jost, Vorstand der klinischen Abteilung für Onkologie der Med Uni Graz. Die Klärung dieser Frage ha- ben sich Jost und seine in- ternationalen Kolleg*innen zum Forschungsziel gemacht. Sie haben rund 300 Gene identifiziert, die sich auf die- sem Stück des Chromosoms befinden, und mit dem Gen „MCL1“ ein Protein gefun- den, das die Tumorzelle vor den extremen Bedingungen schützt, denen sie durch das schnelle Wachstum ausgesetzt ist. „Wir konnten feststellen, dass je häufiger das MCL1 Gen innerhalb des Chromo- soms 1 vorhanden war, desto besser waren die Tumorzel- len geschützt und somit das Überleben der Tumorzellen.“ Neue Therapiechancen Im Labormodell wurde unter- sucht, ob man das MCL1 Gen aus dem Chromosom entfer- nen kann, oder ob etwa eine Kombination verschiedener Gene für den Schutz von Tu- morzellen verantwortlich ist. Dabei identifizierten die Wissenschafter*innen die Evolution der Tumorzellen und untersuchten im Zuge dessen das p53 Protein, das als Tumorsuppressor wirkt. Verlieren Tumorzellen p53, werden sie aggressiv. Dies setzt die Zelle jedoch unter Stress, sodass sie einen Schutz braucht, um so aggressiv blei- ben zu können. Hier bedient sie sich dann des vermehrten MCL1 Gens. „Durch diese Vermehrung kann die ag- gressive Zelle weiterwachsen und bleibt resistent gegen bekannte Therapieformen des Bronchialkarzinoms“, erklärt Jost. Dieses Wissen soll den Weg zur Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten ebnen und wird Gegenstand wei- terer Forschungsprojekte sein. Gut vernetzt Eine explorative Wissenschaft des LKH-Universitätsklini- kums Graz gemeinsam mit der Medizinischen Univer- sität Graz, dem Zentrum für Medizinische Forschung, dem Diagnostik- und Forschungs- institut für Pathologie sowie vernetzt mit dem universi- tären Comprehensive Cancer Center soll durch weitere Er- forschung molekularer Vor- gänge in Tumoren zukünftig personalisierte Krebsthera- pien ermöglichen. Weitere Informationen und Kontakt Univ.-Prof. Dr. Philipp Jost Klinische Abteilung für On- kologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz Tel.: +43 316 385 13900 philipp.jost@medunigraz.at MCL-1 gains occur with high frequency in lung adenocar- cinoma and can be targeted therapeutically https://www.nature.com/arti- cles/s41467-020-18372-1 Lungenkrebs: Durchbrechung der Schutzbarriere von Tumorzellen als Therapiechance Wissenschafter*innen der Med Uni Graz haben unter- sucht, wie es Tumorzellen in der Lunge schaffen, sich so rasch zu vermehren und welcher genetische Schutzme- chanismus sie dabei unterstützt. Die Ergebnisse wurden in „Nature Communications“ veröffentlicht. forschung steiermark Fotos: MUG, Creativ Collection Univ.-Prof. Dr. Philipp Jost

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=