AERZTE Steiermark | Februar 2021

niedergelassene Ärztinnen und ärzte Ærzte Steiermark  || 02|2021 45 Testfragen Ohne Rechtsgrundlage (etwa in Form einer Verordnung) kein Geld. Das könnte auch die Apotheken treffen, die sich unter massiver Betei- ligung der Politik darüber gefreut hatten, dass sie „gratis“ Antigentests für „Asympto- matische“ anbieten dürfen, die diese als so genannte „Eintrittstests“ für Friseure & Cie. verwenden können. Wobei „gratis“ das falsche Wort ist. Denn die Apotheken sollen dafür ja vorerst 25 Euro (15 für den Abstrich und 10 Euro für die Schutzausrüs­ tung, die nach jedem Test zu erneuern ist) bekommen. Ohne rechtliche Grundlage könnten die Apotheken die Tests aber tatsächlich „gratis“ erbringen, ohne es zu wollen. Unklar ist damit auch, ob haus- apothekenführende Ärztinnen und Ärzte (derzeit 155 in der Steiermark) ebenfalls unter die „Apothekenregelung“ fallen. Sehr wohl eine Rechtsgrund- lage gibt es für die Tests bei möglicherweise erkrankten („symptomatischen“) Per- sonen bei Ärzt*innen. Dafür gibt es eine Kassenposition, wobei die ÖGK aber schon betonte, dass diese nur ein Durchlaufposten für sie sei – tatsächlich trägt ja der Bund die Kosten. Nähe dank guter Zusammenarbeit Ein anderes, zwar nicht kos­ tenloses, aber dafür nutzer- freundliches Modell gibt es in der nordoststeirischen Klein- region „Oberes Feistritztal“. Dort erhalten die Bürge- rinnen und Bürger gegen ei- nen Unkostenbeitrag von 15 Euro einmal pro Woche einen Gutschein, um sich bei zehn Ärztinnen und Ärzten der Region zu festgelegten Zeiten testen lassen zu können. „Ein großes Dankeschön an unsere Ärzte und an mei- ne Bürgermeisterkollegen für die gute Zusammenarbeit, ohne die dieses Angebot nicht möglich wäre! Gemeinsam können wir der Bevölkerung im oberen Feistritztal eine wirklich gute Versorgung von Testmöglichkeiten anbieten“, wird der Bürgermeister von Ratten (einer der beteiligten Feistritztal-Gemeinden) in der WOCHE zitiert. Trotz der (geringen) Kosten ist das „Nicht-Gratis“-Modell für die Bevölkerung vorteil- haft: Sie erspart sich die lan- gen Fahrten zu Teststraßen oder Apotheken. Dieses Pro- blem gibt es zwar nicht über- all, aber doch vielerorts. So gesehen ist das ein nachah- menswertes Konzept. Dass Apotheken 25 Euro für Antigentests bei Gesunden bekommen, erzürnte viele. Aber auch Tage nach der euphorischen Ankündigung blieben zentrale Fragen offen – auch die, ob Geld fließen wird. Fotos: Stelzl, Adobe Stock Der ganz normale Praxiswahnsinn praktisch täglich Von Ulrike Stelzl Der fliegende Flachländer Es war einmal eine Zeit, da durften wir noch auf Schiurlaub fahren. Das taten wir prinzipiell im Advent. Wir wollen einfach keine Menschenmassen auf den Pisten antreffen und uns auch mit niemandem die Gondel teilen. Und zwar nicht aus Angst vor irgendwelchen Ansteckungen, sondern ganz einfach, weil wir nie- manden sehen wollen oder hören oder noch schlimmer: riechen. Also ganz einfach nur misanthropisch sein. Traute Zweisamkeit in der Gondel und kilometerlange einsame Pisten. Da sind dann nur die Einheimischen, die aber nicht stören. Ganz im Gegenteil. Wenn so ein achtzigjähriger Tiroler Urgroßvater auf Schiern mit knapp Unterlichtgeschwindigkeit vorbeirauscht, gibt mir das un- glaublich Hoffnung: So will ich auch alt werden. Da ich aber keine Tiroler Bergbewohnerin bin, wird wohl nix werden damit. Unglücklicherweise bevölkert normalerweise noch eine andere Spezies die vorweihnachtlich leeren Pisten der wunderschönen Tiroler Berge. Nämlich der nördliche Flachlandtourist. Diese Spezies ist fröhlich und aufgeschlossen und vor allem offenbar kontaktfreudig. Viele ihrer Vertreter sehen zum ersten Mal einen Berg aus der Nähe und da sie hochwertige Schiausrüstung gekauft oder ausgeliehen und sich zwei Dutzend YouTube-Videos hinein- gezogen haben, verzichten sie lieber auf einen Schikurs. Wenn man diese Spezies erblickt auf kilometerlangen, praktisch leeren Pisten, so denkt man, dass ein friedliches aneinander Vorbeie- xistieren problemlos möglich wäre. Weit gefehlt. Sie erblicken ei- nen, lächeln freundlich und kullern dann schnurstracks zielsicher auf einen zu. Freilich liegt dahinter nicht die Absicht, den anderen zu rammen, sondern die Tatsache, dass man unglücklicherweise genau dorthin fährt oder fliegt, wo man hinstarrt. Gerade sind wir mit der Nachmittagsordi fertig geworden und bevor ich anfange, Papierkram zu erledigen und Rückrufe zu tätigen, laufen mein Mann und ich noch eine schnelle Runde um den Block. Wir sind immer schon anderen in weitem Bogen ausgewichen. Schon vor Corona. Aus Höflichkeit und weil ich es noch nie mochte, wenn mir Jogger ins Gesicht geschnauft und Raucher ins Genick gehustet haben. Und meistens schaffen wir auch einen guten Abstand. Nur heute wurde ich von einer älteren Nordic-Walkerin fast aufgespießt und der Göttergatte bekam wenig später eine Handtasche mit dran hängender Oma in die Rippen. Die Alternative wäre gewesen, sich vor einen Range Rover zu stürzen. Man kann also nicht nur auf der Piste umgefahren oder umgekullert werden, sondern auch am Geh- steig einfach niedergegangen. Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemein­ medizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon)

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