AERZTE Steiermark | Februar 2021
Bereich Ærzte Steiermark || 02|2021 7 Die Österreicherinnen und Österreicher sind pandemiemüde, heißt es. Und das stimmt auch. Das Herunterfahren des sozialen Lebens zermürbt, auch wenn es als notwendig begriffen wird. Die Angst vor dem Virus erodiert und macht Ängsten vor der Isolation und der Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz Platz. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Politischer Aktionis- mus und nicht zu Ende gedachte Ankündigungspolitik tragen das Ihre zur Ermüdung bei. Beispiele der letzten Zeit illustrieren das leider sehr gut: Unter großem politischen Bei- fall wurde das Apothe- kentesten als Vorausset- zung für den Besuch bei Friseuren und anderen (nichtmedizinischen) „körpernahen Dienst- leistern“ gefeiert. Aber über mehrere Tage fand das Gesundheitsminis terium keine Antwort auf die Frage, ob auch ärztliche Hausapo- theken zu denselben Konditionen wie die öffentlichen Apotheken anbieten sollen. Mehr noch: Zwar wurde groß verkündet, dass Apotheken für die „Gratistests“ jetzt einmal 25 Euro bekommen. Aber hoch- rangige Juristen bemängeln, dass für die Auszahlung dieser 25 Euro wohl keine ausreichende Rechtsgrundlage geschaffen wur- de. Also könnte es sein, dass die Apotheken tatsächlich „gratis“ testen. So wie die Ärztinnen und Ärzte erfahren mussten, dass das schriftliche Versprechen (Memorandum of Understanding) des Gesundheitsministers nicht so viel wert ist, dass auf dieser Grundlage die zugesagten Beträge verrechnet werden können. Und das ist den Verantwortlichen offenbar nicht einmal peinlich. Die Information, dass der BioNTech-Pfizer-Impfstoff für viele Ärztinnen und Ärzte fehlt, hat zu einer deutlichen Senkung der Impfbereitschaft geführt. Die Aussage des Bundeskanzlers (!), dass der Vector-Impfstoff gegen Mutanten kaum wirke, hat die Skepsis weiter befeuert. Kurz: Es entsteht der Eindruck, dass eine immer kopflosere Poli- tik durch halbe Lösungen immer mehr Chaos verursacht. Es gibt nur einen Ausweg: Auf die Betroffenen hören. Dr. Herwig Lindner ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Fotos: Universität Graz, Oliver Wolf, Elke Meister, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner Wenn Sie diese Zeilen lesen, werden hoffentlich schon alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, Wohnsitzärztinnen und Wohnsitzärzte, Arbeits medizinerinnen und Arbeitsmediziner sowie Schulärztinnen und Schulärzte, die das wollen, zumindest erstmals gegen COVID-19 geimpft sein. Viele mit einem mRNA-Impfstoff, viele aber auch mit einem Vector-Impfstoff, dessen Wirksam- keit in Österreich vom Bundeskanzler abwärts bezweifelt wurde, obwohl viele echte Fachleute diese Wirksamkeit bei Weitem nicht so negativ bewerten wie der virologisch naturgemäß we- nig bewanderte Kanzler. Aus den Studien ist lediglich herauslesbar, dass sich der Schutz beim zugelassenen Vector-Impfstoff etwas langsamer aufbaut als bei den mRNA-Impfstoffen. Dies spricht zwar für die vorrangige Nutzung der mRNA-Impfstoffe, aber der steirische Impfkoor- dinator sagt ja – wenn auch nicht sehr präzise –, dass diese Impfstoffe nicht ausreichend vorhan- den seien. Der Vector-Impfstoff von AstraZeneca aber schon. Die Diskussionen darüber sind noch im Gange – ich will daher auch nicht näher darauf eingehen. Nur so viel: Wir kämpfen für den best- und raschestmöglichen Impfschutz der Ärztinnen und Ärzte und ihrer Teams und damit auch für den Schutz der Patientinnen und Patienten. Hier möchte ich – unabhängig vom Impfstoff – vor allem einmal Danke sagen. Bei den Bezirks ärztevertreterinnen und -vertretern, die für ihre Kolleginnen und Kollegen, aber auch mit ihnen, die regionalen Impfinitiativen mit aller Kraft un- terstützen. Ich bedanke mich bei der KAGes und den Ärztlichen Direktoren der LKH‘s, die ihre Impf-Infrastruktur dafür zur Verfügung stellen und natürlich bei den Ordensspitälern, die sich hier ganz besonders engagieren. Mein spezieller Dank gilt auch dem Team in der Ärztekammer, das mit großer Umsicht die zentralen Vorberei- tungen vorangebracht hat. Vizepräsident Dr. Christoph Schweighofer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Christoph Schweighofer Danke für die Unterstützung! Standortbestimmung Herwig Lindner Keine halben Lösungen – sondern klare Entscheidungen d batte
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=