AERZTE Steiermark | Februar 2021
Cover Ærzte Steiermark || 02|2021 9 wältigung der Pandemie ist anzunehmen, dass die Le- benserwartung mittelfristig wieder auf den Wachstums trend einschwenken wird. Ähnliches zeigen die Erfah- rungen aus stärkeren Grippe- jahren. Offen sind allerdings noch die möglichen Lang- fristfolgen „überstandener Coronaerkrankungen“, erläu- terte Statistik Austria -Gene- raldirektor Tobias Thomas die Zahlen. Eine immer wieder ins Tref- fen geführte Sorge ist die, dass Corona-bedingt (nicht wegen des Virus, sondern wegen der Belastung) die Zahl der Suizide zunehmen könnte. Wobei es dazu bis Ende Jän- ner 2021 keine Zahlen gab. Wenn es sie aber gibt, sollte man (bezogen auf die Steier- mark) eines nicht vergessen: 2019 wurde „ein Tiefststand seit Erhebung dieser Daten verzeichnet“, (so Heft 11/2020 der „Steirischen Statistiken“) – mit 15,2 Suiziden je 100.000 Einwohnerinnen und Ein- wohner. Der Bericht betont aber auch, dass die Steiermark im Österreich-Vergleich nicht gut liegt: „Obwohl die Zahl der Suizide im Jahr 2019 in der Steiermark so gering wie noch nie war, liegt die (al- tersstandardisierte) Rate nach wie vor deutlich über dem Bundesschnitt von 12,2, und im Bundesländervergleich ist unser Bundesland damit wieder an zweiter Stelle nach Kärnten (17,9), das bereits 2014 bis 2016 sowie 2018 den ersten Platz innehatte. 2012 war Salzburg der Spitzenrei- ter. 2013 und 2017 sowie vor 2012 befand sich meist die Steiermark auf Platz 1.“ Um wieder auf Corona zu- rückzukommen: Die meisten aktiv Corona-Infizierten auf Bezirksebene hatte (nicht nur) am 31. Jänner 2021 Graz, die wenigsten Murau. Klar, auch wenn die Zahl der (aktiv) Infizierten nicht durchgehend mit den Bevölkerungszahlen korreliert, gibt es doch ver- ständliche Zusammenhänge. Graz (Stadt) ist mit mehr als 291.000 Einwohnerinnen und Einwohnern Spitzenrei- ter, Murau mit etwa 27.500 abgeschlagen Schlusslicht. Da ist die Zahl der aktiv Infi- zierten je 100.000 Einwohner schon aussagekräftiger. Hier lag Graz mit 131 Fällen am 31. Jänner 2020 am zwölften Platz der steirischen Bezirke, dahin- ter nur mehr Leoben mit 89. Klar davor – wenn auch unter dem Steiermark-Durchschnitt von 176 – der Bezirk Murau mit 149. Die mit Abstand meisten aktiv Infizierten je 100.000 Einwohner hatte an diesem Tag der Bezirk Oststei- ermark – 399, und damit mehr als doppelt so viele wie der Steiermark-Durchschnitt. Fazit: Es lohnt sich, Zahlen nüchtern zu betrachten und ins Verhältnis zu setzten. Und spekulative Überinterpreta- tionen zu vermeiden. Oder wie es Franz Graf Attems Ende des 19. Jahrhunderts erkannte: „Es scheint bei der Verfassung statistischer Nach- weise vielfach etwas vorzu- herrschen, nämlich das Reich der Erfindung.“ Was dann üb- rigens zur Gründung der Lan- desstatistik Steiermark führte, die seither zuverlässige Quelle für statistische Informationen als Entscheidungsbasis ist. Illus: Adobe Stock
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