AERZTE Steiermark | Mai 2021

16 Ærzte Steiermark || 05|2021 Studie Keine gute Nachricht für K i nde r ä r z t * i nnen und Gynäkolog*innen: Das Coro- na-Jahr 2020 brachte keinen Babyboom, wie manche er- wartet hatten. Im Gegenteil: Die Geburten gingen in den meisten der 30 untersuchten Länder Europas und Asiens sowie den USA teils sehr deutlich zurück. Wobei Ös- terreich mit einem Rückgang von 1,7 Prozent oder 1.459 Geburten noch relativ glimpf- lich davonkam. Das stärkste Minus hat Rumänien mit mehr als 12 Prozent bzw. fast 25.000 Geburten zu verzeich- nen. Es folgen die baltischen Republiken Litauen, Lettland und Estland, in Augenhöhe mit Spanien, die alle einen Rückgang von mehr als 5 Prozent hinnehmen muss- ten. Auch das österreichische Nachbarland Slowenien liegt mit genau minus 5 Prozent im negativen Spitzenfeld. Mehr Geburten nur in drei Ländern Ein Plus können nur drei Länder vermelden: Ungarn, Finnland und Island. Untersucht hat die Entwick- lung die Österreichische Aka- demie der Wissenschaften (ÖAW). Die Grundlage ist die Fertilitätsdatenbank hu- manfertility.org , die das De- mographie-Institut der ÖAW gemeinsam mit dem deut- schenMax-Planck-Institut für Demographische Forschung aufgebaut hat. „Natürlich gibt es große Unterschiede in der Entwicklung der Geburten- raten, auch weil die verschie- denen Länder unterschiedlich von der Pandemie und den Maßnahmen zur Eindäm- mung des Virus betroffen wa- ren. Dennoch: Eindeutig kein Babyboom“, kommentierte ÖAW-Bevölkerungswissen- schaftler Tomáš Sobotka das Ergebnis. Weltweiter Negativtrend Beim Minus im und trotz Lockdown handelt es sich um kein europäisches Phäno- men. Das chilenische Ergeb- nis beträgt –9,8 Prozent, was über 20.600 Geburten weni- ger entspricht. In Israel gibt es Minus von 2,6 Prozent, in Japan 5,8 und in Korea sogar 10 Prozent. Russland und die USA weisen ein Minus von 3,3 bzw. 3,8 Prozent auf. 2021 weiteres Minus Der negative Trend scheint auch im Jahr 2021 weiterzu- gehen – geburtenschwache Jahrgänge sind offenbar eine Nebenwirkung dieser Pan- demie. Anhand von Belgien lässt sich das – leider – sehr gut darstellen: Im Jänner 2019 gab es 9.902 Geburten, im Jänner 2020 nur mehr 9.656. Und im Jänner 2021 wurden gar nur noch 8.621 Kinder ge- boren. Vom Jänner 2019 zum Jänner 2021 beträgt das Mi- nus also fast 1.300 Geburten oder mehr als 12,9 Prozent. Sobotka: „Das können wir auch in Österreich beobach- ten, wo die Zahl der Geburten um fast vier Prozent im No- vember und 5,5 Prozent im Dezember 2020 im Vergleich zu den Monaten des Vor- jahres zurückgegangen ist. Ein ähnliches Bild ergibt sich in den Vereinigten Staaten, in Belgien, in Frankreich, auch dort hat sich der Abwärtst- rend in den Geburtenzahlen Foto: Adobe Stock, ÖAW Geburtenschwacher Jahrgang Das Lockdown-Jahr 2020 hat keinen Geburtenzuwachs gebracht. Im Gegenteil. In der großen Mehrheit der untersuchten europäischen und außereuropäischen Länder kam es gegenüber 2019 zu erheblichen Rück- gängen. Das hat eine Untersuchung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ergeben. Wer meint, die Lockdowns in der Corona- Pandemie hätten die Geburtenzahl eher erhöht, irrt: 2020 war ein Minus-Jahr und auch 2021 scheint sich dieser Nega- tivtrend fortzu- setzen. Demograph Tomáš Sobotka: Abwärtstrend in den Geburten- zahlen

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