AERZTE Steiermark | Mai 2021
6 Ærzte Steiermark || 05|2021 Bereich Eiko Meister Jetzt das Richtige für die Zukunft tun Die Definition und Qualitätskontrolle der ärzt- lichen Ausbildung ist ein mehr als sensibles Thema. Die Ärztekammer hat sich in diesem Bereich hohe Expertise erworben und ist auch immun gegen po- litische Wünsche. So weit ist alles gut. Aber wird es auch gut bleiben? Ein Fehlerchen in der Gesetzwerdung könnte dafür sorgen, dass es nicht so ist. Ein leicht reparabler Fehler. Bei der letzten Ärztegesetznovelle hätte der Bund nur die Bundesländer fragen müssen, ob sie dafür sind, dass die Ärzteausbildung „im übertragenen Wir- kungsbereich“ der Österreichischen Ärztekammer bleibt. Weil er das nicht getan hat, drohen fatale Nebenwirkungen. Die Ärzteausbildung droht in den unmittelbaren Einflussbereich der Politik zu gelangen. Denn einzelne „Landesfürsten“ lieb äugeln mit der Machtübernahme bei der Ärzteaus- bildung. Dann wäre sie Spielball für politische In- terventionen. Eine Gefahr ist dabei besonders groß: dass einzelne Krankenhäuser und Abteilungen mehr Ausbildungsstellen zugesprochen bekommen, als sie tatsächlich bewältigen können. Das Gefährliche daran: Der Qualitätsverlust in der ärztlichen Ausbildung wird ja nicht heute sichtbar, sondern erst in einigen Jahren. Also würden Politi- kerinnen und Politiker, die ihn heute verschulden, dann schon in der Politpension sein und für das Versagen, sprich die Verschlechterung der ärzt- lichen Versorgung, gar nicht mehr zur Verantwor- tung gezogen werden können. Es bleibt die vage Hoffnung, dass die Politik von heute genug Verantwortungsbewusstsein hat, um die Zukunft der ärztlichen Versorgung ihrer Bevöl- kerung nicht aufs Spiel zu setzen. Oder zumindest auf eine Bevölkerung hört, die ganz sicher auch in fünf Jahren noch gut versorgt sein will. Es geht jetzt darum, das Richtige für die Zukunft zu tun. Und genau das versprechen uns Politike- rinnen und Politiker immer. Jetzt können sie be- weisen, dass sie das Versprechen ernst meinen. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a Auch wenn ich als Künstler von der Pandemie glückli- cherweise beruflich nicht getroffen bin, arbeite ich nach vielen Jahren jetzt wieder bewusst als Arzt. Es berührt mich, wie große Teile der Gesellschaft – und auch viele Freunde – von der derzeitigen Krise betroffen sind. Die Menschen erleben gerade zum ersten Mal in ihrem Leben Wissenschaft live und nicht wenige haben Probleme damit, das einzuordnen. Die normale Bevölkerung kann das Pro- zedere der wissenschaftlichen Arbeit nicht deuten. Dass Wissenschaftler*innen ihre Empfehlungen ändern, wird etwa von Skeptikern als Schwäche ausgelegt, dabei ist gera- de diese Offenheit eine große Stärke in der Forschung … Die Impflinge, die wir sehen, kommen ja mit demWunsch, geimpft zu werden und viele wissen genau, was gleich pas- siert. Aber es gibt auch Gesprächsbedarf. Wenn zum Bei- spiel ein Patient eingeladen ist und einen anderen Impfstoff erhält als angekündigt. Hier offenbaren sich doch zum Teil erhebliche Ressentiments … Die zentrale und wichtigste Wahrheit ist aber: Mit allen Impfstoffen ist man zu nahezu hundert Prozent aus dem Risiko, einen schweren Covid- 19-Verlauf zu bekommen. Diese Botschaft kann man nicht oft genug wiederholen. Die Medien haben hier leider regel- mäßig das Gegenteil suggeriert, wenn auch unbewusst. Die Wirksamkeit wird mit dem Schutz vor schweren Verläufen verwechselt. Und wegen leichter Verläufe bauen wir ja keine Impfzentren. Wenn in Großbritannien sieben von 18 Mio. geimpften Menschen nach einer AstraZeneca-Impfung gestorben sind, entspricht das einem Anteil von 0,000039 Prozent. Dennoch lauteten die Überschriften „Sieben Tote nach AstraZeneca in UK“ und nicht „AstraZeneca nach englischer Studie fast ohne Risiko“. Und das ist problema- tisch. Wenn ich 18 Mio. Menschen umsonst ein Käsebröt- chen in die Hand drücke, werden sich auch sieben dran ver- schlucken. So verstehen die Impflinge eine Relation schnell. Es gilt aufzuklären: Ich habe beispielsweise befreundete Redakteure und Autoren der großen deutschen Satire- Formate kontaktiert und um Augenmaß gebeten. Auch eine durch Satire ausgelöste größere Impfskepsis wird – statistisch betrachtet – zu mehr Todesfällen führen. Zahlen bleiben das Ehrlichste, das wir haben. Mark Tavassol, 47, ist Arzt, Musiker sowie Mitbegründer der Viva-con-Agua–Stiftung. Bekanntheit erlangte er durch die Band »Wir sind Helden«. Derzeit leitet er die TV-Studioband »Gloria« von Klaas Heufer-Umlaufs »Late Night Berlin« und arbeitet einmal in der Woche im Ham- burger Impfzentrum. 2 d batte Mark Tavassol Zahlen sind das Ehrlichste, das wir haben
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