AERZTE Steiermark | Juni 2021

Ærzte Steiermark || 06|2021 27 Übertragener wirkungsbereich Bundeskurienobmann der angestellten Ärztinnen und Ärzte Harald Mayer verweist auf ein Thema, bei dem die Länder praktisch bereits das Sagen haben: das Krankenan- stalten-Arbeitszeitgesetz. Es besteht seit 2014/2015. Mit Juli 2021 hätten durchschnitt- liche maximale Arbeitszeiten von mehr als 48 Stunden eigentlich der Vergangenheit angehören sol len. Hätten. Denn nun soll es eine Verlän- gerung der großzügig bemes- senen Übergangsfrist geben, die längere Arbeitszeiten mit Zustimmung der Personalver- tretung und der individuell betroffenen Person möglich macht. „Das Weiterschreiben“ der Übergangsbestimmungen „ist nicht die Lösung“, wirft Mayer den Spitalsträgern – und das sind nun einmal vielfach Gesellschaften der Bundesländer – Versäum- nisse bei der Ausbildung der erforderlichen Fachärztinnen und Fachärzte vor. Wenn die Länder nun die gesamte Ausbildungsverantwortung in die Hände bekämen, könne es „nicht um Qualität gehen“, es sei eine Verschlechterung der Ausbildung zu befürch- ten, warnt Mayer. Sein Auf- ruf: „Achten Sie darauf, dass die Personalressourcen ge- pflegt werden.“ Ausdrücklich Lehrpraxen Vehement verlangt Lindner mehr Engagement auch für die Lehrpraxis. Geld von der öffentlichen Hand gibt es bekanntlich nur für die a l l geme i nmed i z i n i s chen Lehrpraxen – und das nur für sechs Monate. Fach- ärzt liche Lehrpraxen sind nur dann möglich, wenn Lehrpra x i sinhaber *innen und junge Mediziner*innen die volle Last auf ihre Schul- tern nehmen. „Wir dürfen das Land nicht aufgeben“, sagt Lindner eindringlich. Fazit: Der berühmt-berüchtigte Ärztemangel ist kein Mangel an Köp- fen. Junge Ärztinnen und Ärzte wollen nur nicht 60 bis 100 Stunden pro Woche arbei- ten wie ihre Vorgängerinnen und Vorgänger. Denn so lässt sich die Balance zwischen Be- rufs- und Familienleben nicht herstellen, ganz abgesehen da- von, dass dichte und konzen- trierte Arbeit in der von den Patientinnen und Patienten erwarteten Qualität sich über eine so lange Zeit kaum auf- rechterhalten lässt. Denn, was bei der Arbeitszeit-Nostalgie oft außer Acht gelassen wird: „Früher“ war die Arbeitsdich- te zumeist geringer und Le- benspartnerinnen (meistens Frauen) eher bereit, das Fami- lienleben und die Kindererzie- hung allein zu organisieren. Fotos: ÖÄK. Wolf, Adobe Stock „Dank“ der öffentlichen Hand an die Ärztinnen und Ärzte: Ausbil- dung und Quali- tät drohen ihnen aus der Hand genommen zu werden. „Gierige“ Bundesländer könnten die Ärzteaus- bildung und die Qualitäts­ sicherung an sich reißen. schließt Mayer auch die Pfle- geberufe ein – nicht nur die Ärztinnen und Ärzte. Was mehrere Ländervertre- terinnen und -vertreter wol- len – nämlich die Erhöhung der Ausbildungskapazitäten an den Medizinischen Uni- versitäten – hält Szekeres für einen „Trugschluss“. Denn „die Mobilität hat stark zuge- nommen“, verweist Szekeres auch darauf, dass die jungen Ärztinnen und Ärzte immer weniger zögern würden, nicht nur ins benachbarte Ausland, sondern auch nach Großbri- tannien und Skandinavien auszuweichen, um dort ihre postgraduelle Ausbildung zu absolvieren – mit der hohen Wahrscheinlichkeit, dass sie dann auch über ihr ganzes Berufsleben hindurch dort bleiben. L i ndne r s t eue r t Fa k- ten bei: Es kämen genug Absolvent*innen von den Universitäten, die Problema- tik entstehe erst danach, denn nur 60 bis 65 Prozent würden in der Gesundheitsversor- gung für die Österreiche- rinnen und Österreicher an- kommen. Ein erheblicher Teil ginge ins Ausland oder würde überhaupt in einen nichtme- dizinischen Beruf ausweichen.

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