AERZTE Steiermark | Juni 2021

niedergelassene Ärztinnen und ärzte 46 Ærzte Steiermark || 06|2021 Rundum aktualisiert Die Bundeskurie Niedergelassene Ärzte hat einen den aktuellen medi- zinischen Anforderungen entsprechenden Leistungskatalog für alle medizi- nischen Fächer erarbeitet. Mehr als 200 Fachleute waren beteiligt. Die Ergebnisse eines mehr- jährigen Prozesses stellten ÖÄK-Vizepräsident Johannes Steinhart, Bundeskurienob- mann der niedergelassenen Ärzt*innen, und Projektleiter Edgar Wutscher, Obmann der Bundessekt ion Al lge- meinmedizin, gemeinsam vor. Am modernen und den aktuellen medizinischen An- forderungen entsprechenden kassenärztlichen Leistungs- katalog für alle Fächer hatten mehr als 200 Ärztinnen und Ärzte mitgewirkt. „Das ist kein Honorarkatalog“, stellte Steinhart klar. „Wir präsentieren einen rundum aktualisierten Katalog, der alle medizinischen Leistun- gen und ärzt lichen Tätig- keiten abbildet, die in den Ordinationen auch tatsäch- lich geleistet werden kön- nen.“ Welche Leistungen im endgültigen Honorarkatalog landen, wird aber erst nach Abschluss der Verhandlungen mit der ÖGK feststehen. Hintergrund ist, dass sich die kassenärztlichen Leistungs- kataloge in den vergange- nen Jahrzehnten regional oft sehr unterschiedlich entwi- ckelt haben. „Das Ergebnis ist, dass bestimmte Leistungen in bestimmten Bundesländern angeboten wurden und in anderen nicht, und dass die ärztlichen Honorare oft ohne sachlichen Grund beträcht- lich schwanken. Dazu kommt, dass der bürokratische Auf- wand zum Beispiel für die Bewilligung von bestimmten Medikamenten, Diagnosen scher ins Bild: „Statt selbst Initiative zu zeigen, wartet man lieber ab, ob nicht je- mand anderer die Probleme für einen löst. Wir haben das bei der Frage der Schutz- ausrüstung gesehen, bei der Frage der Kollateralschäden und auch bei der Frage der Ausgleichszahlungen für nie- dergelassene Ärzte – stets hat sich die ÖGK für nicht zu- ständig erklärt und die Arbeit den anderen überlassen.“ Nicht auf die lange Bank schieben „Dieser Leistungskatalog ist der Beitrag der Ärztevertre- tung zu einer Kassenreform, bei der die Weichen tatsäch- lich neu und kompetent ge- stel lt werden“, unterstrich Steinhart die Bedeutung des Kataloges: Die darin aufgelis­ teten Leistungen dürften aus medizinischer Sicht keinem Patienten verwehrt werden, der sie brauche. Die Coronakrise dürfe nicht und Therapien je nach Bun- desland sehr unterschiedlich sein kann.“ Steinhart betonte auch den Gesichtspunkt des aktuellen Ärztemangels: „Veraltete Leis­ tungskataloge tragen dazu bei, dass sich immer weniger Mediziner für den Beruf des Kassenarztes entscheiden.“ Es gebe also viele gute Argu- mente für einen modernen und österreichweit einheit- lichen Leistungskatalog. „In ständiger Weiterentwicklung“ „Natürlich konnten viele ver- altete Leistungspositionen von bestehenden Honorarka- talogen gestrichen werden“, fasste Projekt leiter Edgar Wutscher zusammen. „Somit können wir einen modernen, dem aktuellen medizinischen Wissensstand entsprechenden Leistungskatalog vorstellen.“ Fertig ist der einheitliche Leistungskatalog bereits seit März 2020. Die Corona-Pan- demie hat aber eine frühere Präsentation verhindert. Es sei ein Katalog in ständiger Weiterentwicklung, so Wut- scher: „Jede Fachgruppe wird bei ihren Sitzungen, die min- destens halbjährlich stattfin- den, die Katalogpositionen evaluieren und aktualisieren. Damit ist gewährleistet, dass der Katalog ständig den aktu- ellen Stand repräsentiert.“ Dass in der ÖGK schon un- geduldig auf die Präsentation des Leistungskataloges ge- wartet wurde, passt für Wut- dazu führen, dass wichtige Modernisierungen und Ver- besserungen im österreichi- schen Gesundheitssystem auf die lange Bank geschoben würden. „Ein neuer Katalog mit vielen modernen State-of-the-Art- Leistungen wird selbstver- ständlich auch mehr kosten als bisher, dafür aber zum Bei- spiel bei den Krankenhäusern Kosten einsparen“, so Stein- hart: „Es ist zu hoffen, dass bei der Kassenführung nicht kurzfristiges Sparen im Vor- dergrund steht, um die Kosten der Kassenreform zu finanzie- ren, sondern das Interesse und Wohl der Bürger.“ In jedem Fall müsse mehr öffentliches Geld in die Gesundheitsver- sorgung investiert werden. „Es muss jedem klar sein, dass Gesundheit ein hohes Gut ist, und dass moderne medizi- nische Leistungen für immer mehr, und für immer älter werdende Menschen Geld kos­ ten“, sagt Steinhart. Der moderne kassenärztliche Leistungskatalog ist fertig – 200 Fachleute haben mitgewirkt. Er wird von den Fachgruppen ständig weiterentwickelt. Wann er in der Praxis wirksam wird, hängt jetzt stark von der ÖGK ab. Foto: Adobe Stock

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