AERZTE Steiermark | Juni 2021

Cover 8 Ærzte Steiermark || 06|2021 Ursula Scholz Martin Novak Vier Wochen kann – laut De- finition der Schweizer Ärzte- netzwerk-Verbindung Medix – ein akuter COVID-19-Infekt andauern, vier bis zwölf Wo- chen ein prolongierter. Halten Beschwerden, die nicht durch eine alternative Diagnose er- klärbar sind, länger als zwölf Wochen an, wird ein Post- COVID-19-Syndrom dia­ gnostiziert. „Long COVID“ steht, so Corinne Chmiel von der Universität Zürich, für Medix als Überbegriff für alle Symptome, die nach einer akuten COVID-19-Infektion über mehr als vier Wochen persistieren. Das britische National In- stitute for Health and Care Excellence (NICE) definiert Long COVID als eine Viel- zahl von Symptomen, „la- sting for more than 12 weeks, although some people consi- der symptoms that last more than eight weeks to be Long COVID.“ Eine generell gül- tige Begriffsklärung wurde noch nicht gefunden: „Hier ist die Nomenklatur noch im Fluss“, betont etwa das deutsche Ärzteblatt. Auch der Prozentsatz an Betroffenen variiert stark, wobei 10 Pro- zent zumeist als Untergrenze gelten. „Laut aktueller Litera- tur leiden je nach Zeitpunkt zwischen 10 und 60 Prozent (oder mehr) der vormaligen COVID-19-Patienten*innen an Folgeschäden einer statt- gehabten COVID-19-Erkran- kung“, fasst KAGes-Vor- standsvorsitzender Karlheinz Tschel iessnigg zusammen. „Dies betrifft sowohl Men- schen mit schweren Verläufen als auch jene, die einen mil- den COVID-Verlauf hatten. Darüber hinaus scheinen vor allem Frauen zwischen 20 und 40 Jahren besonders von diesen Langzeitfolgen betrof- fen zu sein.“ Auch nach leichter Erkrankung Wie stark selbst zuvor nur leicht Erkrankte an Long COVID leiden können, dokumentiert eine Ende Mai präsentierte Studie der Uniklinik Köln, die im Juli in The Lancet Regional Health – Europe erscheinen wird. 958 Patient*innen wur- den dafür befragt; 442 bezie- hungsweise 352 davon wurden über vier/sieben Monate hin- weg begleitet und dabei die vier häufigsten Langzeit-Auswir- kungen einer COVID-19-In- fektion detektiert: Atembe- schwerden wie Kurzatmigkeit, Anosmie, Ageusie und Fatigue. Bei allen vier Symptomen lag der Prozentsatz der Betrof- fenen vier Monate nach ihrer Akutinfektion bei jeweils rund zehn Prozent. Knapp 28 Pro- zent litten unter mindestens einem der Symptome. Long COVID: Gemeinsam gegen das lange Leiden Long COVID ist in aller Munde. Was da in aller Munde ist, wird aber noch untersucht. Fast täglich kommen neue Erkenntnisse dazu. Die Betroffenen können aber nicht bis zur restlosen Klärung aller offenen Fragen warten. Eines scheint aber klar: Es braucht eine Annäherung an ein chronisches Lei- den. Notwendig sind dafür ein breites Behandlungsnetzwerk und die Einbeziehung von Reha- und Kureinrichtungen. Foto: Adobe Stock

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