AERZTE Steiermark | Juli/August 2021
12 ÆRZTE Steiermark || 07/08|2021 Foto: Adobe Stock COVER >> Es gibt weiter die Sozialver- sicherungen, die auch nach der Fusionierung der Gebiets- krankenkassen zur Österrei- chischen Gesundheitskasse nicht kleiner geworden sind. „Rund 12.000 Mitarbeiter an 150 Standorten“ hat allein die ÖGK. Dazu kommen im Gesundheitsbereich noch die BVAEB mit rund 3.500 Beschäftigten, die SVS und die AUVA und auch „private“ Einrichtungen, die öffentliche Aufgaben erfüllen. Auslagern und Umschichten sind also keine neuen Phäno- mene. Es ist auch kein neues Phänomen, dass diese Institu- tionen kontrollieren, planen, Monitoring betreiben und gleichzeitig selbst Leistungen anbieten, also quasi als eierle- gende Wollmilchsäue auftre- ten. Das alles natürlich immer im Namen der Qualität. Vertrauen ist gut … … Kontrolle gibt es kaum, könnte man sagen. Denn we- gen enger politischer sowie personeller Verf lechtungen fehlt es an der klaren Tren- nung zwischen den unter- schiedlichen Aufgaben. Ge- spart wird schon, aber allzu oft im operativen Bereich. Von 2011 bis 2021 ist die Zahl der selbstständig täti- gen Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark laut Statistik Steiermark um nur 5,4 Pro- zent gewachsen, während die gremialen Strukturen sich breitgemacht haben. Gremien Jeder Gesundheitsfonds hat eine Gesundheitsplattform. Sie ist quasi sein höchstes Organ. In der Steiermark um- fasst sie um die 30 stimmbe- rechtigte und nicht stimm- berechtigte Mitglieder, dazu noch Teilnahmeberechtigte. Und natürl ich Ersatzmit- gl ieder. Wobei „höchstes Gremium“ de facto nicht stimmt. Denn sensible Ent- scheidungen fallen eher in der Landesziel steuerungskom- mission, in der jene, die sich gerne als „Zahler“ bezeich- nen – tatsächlich verwalten sie Steuermittel und Beiträge –, als Landesregierende und Sozialversicherungen unter sich sind. Nur der Bund ist immer auch dabei. Lange hat Silvia Türk als Sektionschefin in allen Landesgesundheits- plattformen und Landesziel- steuerungskommissionen den Bund vertreten. Nach ihrer formalen Rückstufung dürfte das aber nicht so bleiben. Aber auch ein/e Nachfolger*in wird die Rolle de facto wohl ähnlich anlegen (müssen). All inclusive Allen Gremien auf Bundes- und Landesebene(n) ist eines gemeinsam: Sie treffen weit- reichende inhalt liche und finanzielle Entscheidungen. Sie führen Projekte durch, monitoren sie (gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaf- ten), sie sind stark von Politik und Verwaltung abhängig und können daher ihre Ohren vor Zurufen nicht verschlie- ßen. Sie müssen alles. Die dort Tätigen sind durchaus bemüht, das Richtige zu tun. Aber: Ihnen fehlt das objek- tive Korrektiv. So, wie es im operativen zu viel an ressourcenfressender Kontrolle und Beschränkung gibt, fehlen sie im stark wu- chernden gremialen Bereich vielfach. Wodurch sich die „Macht der Planer“ ergibt. Aber auch deren Ohnmacht. Denn es wird ihnen alles an- dere als leichtgemacht, den Bezug zur Realität der me- dizinischen Versorgung zu bewahren. Sie treffen weitreichende inhaltliche und finanzielle Entscheidungen. Sie führen Projekte durch, monitoren sie (gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften), sie sind stark von Politik und Verwaltung abhängig und können daher ihre Ohren vor Zurufen nicht verschließen. Sie müssen alles.
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