AERZTE Steiermark | Juli/August 2021

ÆRZTE Steiermark || 07/08 |2021 15 Gaststätten zählen zu den Kunden. „Wenn die Ernte für die Nachfrage gerade zu üppig ausfällt, trocknen wir den Rest eben.“ Die Pilzzucht ist auch so angelegt, dass zwar viele Wochenenden der Substratkomposition gewid- met sind, aber trotzdem eine Urlaubsreise möglich bleibt. Weinrauch ist Herr der Pilze – und nicht ihr Knecht. Er hat schon mit einigen Sor- ten experimentiert, aber Al- lerweltspilze baut er nicht an. Da schwärmt er eher vom orange- bis rosafarbenen Rosenseitling, der – scharf angebraten – eine Art Speck- Aroma entwickelt. Oder vom nussig-milden Kastanienseit- ling. Oder vom korallenar- tig geformten Pompom. „Wir müssen erst unseren Weg wirtschaft musste es sein, denn für konventionelle Pro- dukte sind vier Hektar zu wenig. Weinbergschnecken wären eine Option gewesen, „aber ich will nichts züch- ten, das ich nicht selbst gerne esse“. Pilze hingegen kocht und isst der vielseitige Neu- rologe gern. Derzeit wachsen Shiitake sowie Rosen- und Kastanienseitlinge in seinem 50-Quadratmeter-Myzelraum. Im Moment wird indoor expe- rimentiert, aber ein Outdoor- Anbau könnte noch folgen. Ausschließlich Raritäten „Noch gelingt uns keine kon- tinuierliche Fruchtung“, gibt Weinrauch unumwunden zu. Aus der Ruhe bringt ihn das nicht. Beliefert wird vor- erst nur der Bauernmarkt in Fehring und auch einzelne finden“, betont er. Klar ist für ihn aber, kein fertig geimpftes Substrat zu kaufen und nur mehr die Pilze aussprossen zu lassen. „Wir setzen weiter vorn an.“ „Entspanne mich dabei“ Aus einem Gemisch von Stroh, Holz, Getreideschrot und tonartigen Substanzen zum Wasser-Speichern wer- den da in der heimischen Kü- che Substrate gemischt und sterilisiert, damit nicht statt der Speise- die Schimmel- pilze wachsen. Die Substrate werden dann mit Myzel- umhüllten Getreidekörnern „geimpft“, die man fertig kau- fen kann. Dann gilt es noch, den richtigen Fruchtungsreiz – mittels Temperatur und Luft- feuchtigkeit – zu setzen und die Trauermücken von der Ernte abzuhalten. Mit rein physikalischen Mitteln, zur Einhaltung der Vorschriften für den Bio-Landbau. „Mehr als zehn bis 15 Wochenstun- den investiere ich aber nicht in die Pilzzucht. Sie ist ein- fach mein Hobby, bei dem ich mich entspanne.“ Zwischen Neurologie und Pilzzucht kann Weinrauch kaum Parallelen erkennen. Vielleicht noch diese, dass bei der Entwicklung des Know- hows ein strukturiertes Vorge- hen notwendig ist und er dazu Entscheidungsbäume visuali- siert. Wobei der Neurologe aus dem Pilzzüchter spricht. Aber vielleicht liegt genau darin der Reiz für den Neo-Pilzbauern Weinrauch: in der Freizeit viel Kontrast zum beruflichen All- tag zu leben. ARZT IM BESONDEREN DIENST Fotos: beigestellt Neurologe Al- bert Weinrauch hat eine ganze Reihe außer- gewöhnlicher Talente und Leidenschaften. So ist er er- folgreicher IT- Unternehmer. Kürzlich ist er auch unter die Pilzzüchter gegangen. Aber er ordnet alles, was er noch so professionell tut, seinem Facharztberuf unter.

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