AERZTE Steiermark | Juli/August 2021
ÆRZTE Steiermark || 07/08 |2021 17 men. Also als Letzte, denn innerhalb der Gruppe, die alle Unter-60-Jährigen (!) umfasst, wird noch absteigend nach Alter gereiht. Wie schnell sie dann wirklich beim Impfen drankommen, hängt daher von der Impfbereitschaft der gefährdeten Gruppen sowie von der Verfügbarkeit der Vakzine ab. In der Bewertung des persön- lichen Risikos lässt sich die Altersgruppe von zwölf bis 17 auch keinesfalls in einen Topf werfen: „Wichtig ist, dass vor allem die Jugendlichen, die gern Party machen und in die Disco gehen wollen, bald eine Impfung erhalten können“, erk lär t Wiedermann-Sch- midt. „Bei den Zwölfjährigen kann man vermutlich noch über den Sommer warten, außer es besteht eine indi- viduell stärkere Exposition.“ Beispielsweise durch geplante Reisen in Länder mit höherer Inzidenz oder durch bevor- stehende Ferienlager – auch auf der heimischen Alm –, bei denen viele Kinder und Jugendliche in sehr engem Kontakt zueinander stehen. dermann-Schmidt. Was auch daran liegen könnte, dass in dieser Personengruppe in den meisten Ländern die Impfrate noch am niedrigsten ist. Das sieht Wiedermann-Schmidt als Professorin für Vakzinolo- gie und Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin differen- zierter: „Das Virus adaptiert sich und wird im Lauf der Zeit geschickter darin, die menschlichen Rezeptoren zu knacken. Somit erreicht es eine höhere Infektiosität, aber möglicherweise auch eine größere Manifestierung im einzelnen Erkrankten.“ Es ist durchaus möglich, dass Kinder bisher nicht so stark von der Pandemie betroffen waren, weil bei ihnen die An- zahl der „Eintrittspforten“ ge- ringer ist. Kann ein mutiertes Virus aber leichter eindringen, nutzt es jeden vorhandenen Rezeptor und infiziert auch jene Gruppen, die bisher noch nicht so betroffen waren. Mit Spannung erwartet Die Delta-Mutation spricht also gegen das Abwarten über Denn sie sind diejenigen, die nun vermehrt von Infekti- onen betroffen sind. Delta beobachten Wie in allen Altersgruppen gibt es auch unter Kindern und Jugendlichen Subgrup- pen, die gar nicht geimpft werden dürfen oder die mög- licherweise nur unzureichend auf die Impfung ansprechen werden (Immunsupprimierte, Kinder mit hämatoonkolo- gischen Erkrankungen). Hier ist das nahe soziale Umfeld gef rag t , größtmög l ichen Schutz zu bieten. Die große Unbekannte der Impfentscheidungen bei Kin- dern und Jugendlichen bleibt die Delta-Mutation. Sowohl in Großbritannien als auch in Israel wurden vermehrt In- fektionen damit unter jungen Menschen verzeichnet. „Vor Delta hätte ich gesagt, man kann bei den Jungen mit dem Impfen durchaus noch bis Herbst warten. Nun gibt es aber Anzeichen dafür, dass Kinder mit dieser Variante eventuell häufiger und auch schwerer erkranken“, so Wie- den Sommer mit der Impfung der Jugendlichen. Und was spricht aus Sicht der Expertin – abgesehen von möglicher Impfstoffknappheit – dafür? Der Wissenszuwachs über die Verträglichkeit. „Wir er- warten mit Spannung die Er- gebnisse der großen Anwen- dungsstudien aus den USA – dort sind ja schon mehr als 600.000 Kinder geimpft wor- den. Bisher stützen wir unser Wissen ja lediglich auf die weniger umfangreichen Zu- lassungsstudien.“ Diese haben keinen Hinweis auf außer- gewöhnliche oder besonders starke Nebenwirkungen erge- ben, weshalb die EMA auch die Zulassung von Comirnaty® auf Jüngere ausgedehnt hat. Aus den USA, wo die elter- liche Impfbereitschaft tradi- tionellerweise höher ist als in Zentraleuropa, werden in den kommenden Monaten viel umfangreichere Daten erwartet. Die US-amerikanische FDA hat am 10. Mai 2021 die Notfall-Zulassung auf die Al- tersgruppe der 12- bis 15-Jäh- IMPFEMPFEHLUNG FÜR JUGENDLICHE „Wichtig ist, dass vor allem die Jugendlichen, die gern Party machen und in die Disco gehen wollen, bald eine Impfung erhalten können. Bei den Zwölfjährigen kann man vermutlich noch über den Sommer warten, außer es besteht eine individuell stärkere Exposition.“ Wiedermann-Schmidt „Vor Delta hätte ich gesagt, man kann bei den Jungen mit dem Impfen durchaus noch bis Herbst warten. Nun gibt es aber Anzeichen dafür, dass Kinder mit dieser Variante eventuell häufiger und auch schwerer erkranken.“ Wiedermann-Schmidt Foto: Adobe Stock
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