AERZTE Steiermark | Juli/August 2021

28 ÆRZTE Steiermark || 07/08|2021 Foto: Noll CYBERSICHERHEIT „Daten sind heute das Rückgrat unserer Welt“, betonte ÖÄK- Präsident Thomas Szekeres, sie seien die Grundlage für politische Entscheidungen von höchster Tragweite. „Daten- verknüpfungen könnten bei- spielsweise in einer Pandemie ein wichtiges Werkzeug sein. Das Gute ist, dass wir die Daten ja schon haben – es fehlt nur die Verknüpfung“, sagte Szekeres. Wenn etwa die Daten der Gesundheitsbehör- den mit den Medikationsdaten abgeglichen werden könnten, selbstverständlich anonymi- siert oder pseudonymisiert, könnten schnell Zusammen- hänge zwischen verabreichten Medikamenten und Krank- heitsverläufen hergestellt wer- den. Datenschutzrechtlich wären beide Datenverknüpfungen sicher unbedenklich. „Dass Ärztinnen und Ärzte den Da- tenschutz sehr ernst nehmen, haben wir erst kürzlich un- ter Beweis gestellt“, erinnerte Szekeres. Die Österreichische Ärztekammer habe sich ganz klar gegen eine geplante Da- tensammlung ausgesprochen, in der etwa die Verknüpfung von Daten über das Erwerbs- leben, das Einkommensniveau, etwaige Arbeitslosigkeit, den Bildungsweg und Kranken- stände aller geimpften und ge- nesenen Personen geplant war. „Das ging für uns deutlich zu weit“, sagte Szekeres. Sichere Verwendung „Die Diskussion um die Sicher- heit von personenbezogenen Gesundheitsdaten bewegt sich in Österreich zwischen der Notwendigkeit, mit diesen Da- ten sicher und sorgfältig um- zugehen, und der Sorge, dass sie in die falschen Hände kom- men“, sagte Cornelius Granig, Leiter des Bereichs Cyber-Se- curity und Krisenmanagement beim Beratungsunternehmen Grant Thornton Austria . Viele Angriffe im Gesundheitsbe- reich würden allerdings von innen kommen, sagte Granig. Meist würden dabei personen- bezogene Gesundheitsdaten zur Erpressung entwendet. „Die Devise sollte lauten: Wir verschlüsseln unsere Daten, um sie sicher zu speichern und zu übertragen, und nicht unsere Angreifer!“, fasste der Experte zusammen. Beim diesjährigen Treffen der deutschsprachigen Ärzteorga- nisationen in Wien (Deutsch- land, Österreich, Schweiz, Südtirol und Luxemburg), die gemeinsam mehr als 500.000 Ärztinnen und Ärzte reprä- sentieren, wurde ausführlich über die COVID-19-Pandemie und die öffentliche Gesund- heitsversorgung diskutiert. Es wurde übereinstimmend ein Positionspapier verabschiedet. Auch hier wurden mehr wis- senschaftsbasierte Anstren- gungen gefordert. Fazit: Pandemien werden in kürzeren Abständen auftreten und sich ausbreiten. Die Po- litik ist aufgefordert, aus der Corona-Pandemie die Lehre zu ziehen. Zudem muss die Verknüpfung von Impfdaten mit den Daten zu den COVID- Erkrankungen erfolgen, um Impfdurchbrüche zeitnah zu erkennen und entsprechende Anpassungen bei Impfstoffen rasch umzusetzen. Die anony- misierte Verknüpfung von Me- dikamentendaten mit Daten zu Erkrankungen kann helfen, rasch Medikamente zu iden- tifizieren, die eine Genesung unterstützen. Politisches Han- deln in der Pandemie braucht eine gesicherte wissenschaft- liche Basis. Die Zusammenar- beit zwischen Vertretern der Ärzteschaft und politischen Entscheidungsträgern ist dabei zentral. Nur so kann wissen- schaftliche Expertise in den ge- sellschaftspolitischen Diskurs eingebracht werden . Datennutzen und Datenschutz unter einen Hut bringen Datenschutz und Datennutzung müssen kein Widerspruch sein. Bisweilen dient der Datenschutz dazu, die anonymisierte oder pseudonymisierte Nutzung wertvoller Gesund- heitsdaten für die Forschung zu verhindern. Bei einem gemeinsamen Pressegespräch verlangten ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres und der Datenexperte Cornelius Granig den österreichischen „Datenschatz“ mit Bedacht zu nutzen. Szekeres (r.) und Granig: Für die Corona- Forschung könnten Ge- sundheitsdaten wertvolle In­ formationen liefern. Daten­ schutz sei ernst zu nehmen, dürfe aber nicht als Vorwand missbraucht werden. Ehrliche Fehleranalyse Gemeinsames Plädoyer der Ärzteorganisationen

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