AERZTE Steiermark | Juli/August 2021

Foto: DIE KRAFT DER NIEDERGELASSENEN ÄRZTINNEN UND ÄRZTE 36 ÆRZTE Steiermark || 07/08|2021 Vergesst mir die Wahlärztinnen und Wahlärzte nicht Für viele Patientinnen und Patienten ist es ganz selbstverständlich, sich von sogenannten Wahlärztinnen und Wahlärzten betreuen zu lassen. Wie günstig eine ärztliche Leistung ist, bemerken Pati- entinnen und Patienten zu- meist erst dann, wenn sie bei einer Wahlärztin oder einem Wahlarzt waren. Da erfahren sie nämlich den Preis einer ärztlichen Leistung. Und der ist of t nach dem Kassen- schema kalkuliert, um den Patientinnen und Patienten die teilweise Rückerstattung der Kosten durch ihre sozi- ale Krankenversicherung zu sichern. So erfahren sie dann, dass eine lindernde „Quergalva- nisation“ nur rund 2 Euro bringt , ungefähr so viel wie eine – nicht sehr teure – Wurstsemmel. Kein Kassenvertrag mehr? Bisweilen wird darüber ge- klagt, dass (zumindest in manchen Bereichen) Ärz- tinnen und Ärzte ihre Leis- tungen lieber wahlärztlich erbringen als einen Kassen- vertrag anzunehmen. Aber das liegt nicht an den Ärz- tinnen und Ärzten. Auf der einen Seite sind es oft die Patientinnen und Patienten, die sich eine wahlärztliche Leistung gönnen. Das tun sie auch deshalb, weil sie in den meisten Fällen nicht viel ko- stet. Am wenigsten Probleme haben damit oft Landwirte, die es gewohnt sind, die zu- meist teureren tierärztlichen Leistungen für ihr Vieh oft genug noch bar und ohne Möglichkeit einer Rücker- stattung zu bezahlen. In der veröf fent l ichten Meinung wird darüber aber sehr we- nig erzählt. Auch nicht, dass zwar viele Einreichungen zur Kassenrückerstat tung die Kassenadministration belas­ ten, aber eine große Zahl von Menschen darauf verzichtet, weil ihrer Meinung nach die Rückerstattung den Aufwand nicht lohnt … Ein zweiter Punkt: Oft dauern die Rückerstattungen den Pa- tientinnen und Patienten zu lange. „Bedauerlicherweise kommt es derzeit bei der Be- arbeitung von Wahlarztrech- nungen zu längeren Verzöge- rungen“, gab die ÖGK letztes Jahr gegenüber der Tageszei- tung „Der Standard“ zu. Aber systematische Statistiken über die Zahl der Einreichungen, der tatsächlichen Rückerstat- tungen und der Dauer fehlen. „Ich sehe die enorme Leistung und die enorme Belastung! Deshalb wünsche ich mir [für die Ärztinnen und Ärzte] mehr Aufmerksamkeit, mehr Anerkennung, mehr Unterstützung ihrer Anliegen!“ Eine Patientin Ob so ein gefülltes Weckerl ge- sund ist,sei einmal dahingestellt. Aber billiger als so manche ärzt- liche Leistung ist es allemal. Nur dass viele Menschen das nicht wissen. Und bisweilen auch, weil sie Kosten für Gesundheitsleis­ tungen grundsätzlich nicht akzeptieren wollen. Aber die- se Einstellung verändert sich. Noch selten in der veröffentlichten Meinung, aber sehr wohl in der Bevölkerung. Deren Sensorium ist nämlich ziemlich empfindlich.

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