AERZTE Steiermark | Juli/August 2021

48 ÆRZTE Steiermark || 07/08|2021 ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE ÄrztInnen in Ausbildung GEM/ EINSAM geben Einblick in ihren Alltag Illu: Adobe Stock, Foto: Schiffer Kat as t rophens imu l at ions­ zentrums nun selbst finanzi- elles Opfer einer echten Krise werden könnte. Denn die Mit- tel des Landes dafür sind nicht zuletzt wegen der Kosten für die Corona-Krise knapp. Aber vielleicht geschieht das viel beschworene Wunder und private Investoren über- nehmen den SIM-Campus, wie es die Gemeinde erhofft. Sie hatte aber schon hinneh- men müssen, dass eine klei- ne Primärversorgungseinheit politisch als Spitalsersatz „verkauft“ wurde. Ob es nun gelingt, die SIM- Campus-Idee nicht völlig aufgeben zu müssen? Es gibt jedenfalls Kräfte, die ehrlich darum kämpfen. Natürlich in Eisenerz selbst, aber auch darü- ber hinaus. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Auch wenn sie sehr klein ist. Millionen Euro übernehmen sollen. Noch wird die Hoffnung ver- breitet, dass der Simulations- Campus mit Hilfe privater Investoren weiterbetrieben werden könnte. Aber hinter den Kulissen verdichten sich die Hinweise, dass das Zen- trum im Desaster endet. Der Obmann der Angestell- ten Ärzte, Ärztekammer-Vi- zepräsident Eiko Meister, be- fürchtet angesichts der Mittel, die bereits in das Projekt geflossen sind, eine Geldver- nichtung und angesichts der internationalen Kooperati- onen auch einen Prestigever- lust für die Steiermark. Und: „Der Simulation gehört in der medizinischen Ausbi ldung die Zukunft“, so Meister. Ein wenig paradox klingt, dass dieses Notfall-, Krisen- und Die absurdesten Tätigkeiten der Jungärzte Als ich unlängst auf Social Media auf einen Artikel über „Die absurdesten Jobs der Assistenten der Stars“ stieß, fiel mir dabei das eine oder andere aus dem Spitalsalltag ein. Ich meine nicht das tagtägliche Zettelausfüllen, Eingeben von Untersuchungen und Führung der (meist noch immer nicht elektronischen) Fieberkurve – das hinterfrage ich schon lange nicht mehr. Es geht dabei um Arbeiten, die mir damals wie heute im Rückblick doch recht absurd erscheinen. Besonders gut erinnere mich an eine Abteilung, in der es meine wichtigste Aufgabe war, am Ende des Tages die Schütte mit den Diktaphon-Kassetten ins Sekretariat zu bringen, damit sie dort abgetippt werden und hochgeladen werden konnten. Der Chef könne keinen Com- puter bedienen, lautete die Begründung. Apropos Technik: in meiner „ärztlichen“ Ausbildung habe ich auch gelernt, ein Faxgerät zu bedienen. Mein gesamtes Leben davor kannte ich dieses Gerät nur von meinen Großeltern, die regelmäßig faxten – heute nutzen sie das steinzeitliche Gerät nicht mehr. Einmal freute ich mich sehr über die Einteilung in die Sonographie. Dass ich dort den ganzen Tag (!) Namen, Geburtsdatum und Anzahl der am Gerät gespeicherten Bilder in ein Buch einzu- tragen hatte und kein einziges Mal selbst schallen durfte, war dann doch eine Überraschung. Ein anderes Mal musste ich bei der Aufnahme der Patienten immer nur den „somatischen“ Sta- tus machen, den fachspezifischen durften nur die Assistenten erheben. Zu allem Überfluss wurde er dann noch gesondert geschrieben und in die Fieberkurve eingeklebt. Andernorts brachte man es mit dem „K“-Stempel zu regionaler Bekannt- heit. Für jene, die die Bedeutung nicht kennen: in jede Pati- entenakte musste ein „K“ gestempelt werden, das für „kodiert“ steht. Ob die Kodierung nun erledigt wurde oder nicht, war eher nebensächlich, Hauptsache der Akt war korrekt gestem- pelt. An einer Abteilung wurden die Aufnahmen der Patienten von den Stationsärzten erledigt, diese weigerten sich allerdings die Patienten zu statuieren. Dies sei ja schließlich die Aufgabe der Turnusärzte. Da diese aber meist den ganzen Tag im OP eingeteilt waren, blieben die Bögen oft liegen und so wurden die Patienten manchmal erst vor der Entlassung statuiert, als der fehlende Bogen erstmals auffiel. Mein Highlight war eine Begebenheit, bei der ich an einer fachspezifischen Klinik we- gen einer Auskunft anrufen musste, auch wenn die gewollte Information im Beipackzettel des Medikamentes stand, denn „man muss sich ja durch einen Fachexperten absichern“. Der „Fachexperte“ meldete sich mit der Antwort: „Warten Sie kurz, da muss ich im Beipacktext nachlesen.“ GEM/EINSAM – schreiben steirische Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung über ihren Alltag im Beruf, im Leben und ihren Weg von „wilden Jungen“ zu „alten Profis“. Ärztekammer-Vizepräsident Eiko Meister mit Med Uni-Rektor Hellmut Samonigg: Beide sind vom Sinn der Simulationsausbildung in der Medi- zin überzeugt. „Der Simulation gehört in der medizinischen Ausbildung die Zukunft.“ Eko Meister

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