AERZTE Steiermark | Juli/August 2021

NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE ÆRZTE Steiermark || 07/08 |2021 51 Fotos: Stelzl, Adobe Stock Das Jahr des Sports Unlängst stehe ich im Stau hinter einem öffentlichen Linienbus. Und staune. Am Heck des öffentlichen Verkehrsmittels prangt groß die Aufschrift: „2021, das Jahr des Sports“. Ich überlege. Wollen die mich verschaukeln? Oder habe ich irgendetwas nicht mitbekommen? Lebe ich im falschen Film? Ist mein Hirn nicht ausreichend gewaschen? Als Angetraute eines Trainers, selber Trainerin und Vizehäuptling im Karateverein glaube ich mich nämlich ganz sicher richtig zu erinnern, dass in den ersten fünf Monaten des heurigen Jahres sporttechnisch genau gar nichts gelaufen ist. Außer man ist selber und alleine auf der Straße oder im Wald dahingejoggt. Dann schon. Aber weder im Karate-Club, noch im Turnverein, noch beim Tan- zen, im Fitnessstudio oder im Schwimmbad konnte man eine Menschenseele schwitzen sehen. Nicht einmal am Tennisplatz, wo doch wirklich ausreichend Abstand möglich ist. Und jetzt wollen die mir 2021 als Jahr des Sports verkaufen? Naja, es gibt ja auch T-Shirts, die ein ökologisches Gütesiegel tragen, weil gerade mal 3 % „fair trade“-Biobaumwolle mitverwebt wurde. Greenwashing ist ja gang und gäbe. Vielleicht soll uns jetzt „sportwashing“ ein Gefühl von mehr Beweglichkeit, Fitness und Gesundheit vermitteln? Die Realität sieht anders aus. Zumindest bei meinen Patienten. Und dabei habe ich großes Glück, denn ich betreue alles in allem eine ungewöhnlich gesunde, selbstverantwortliche und präventionsbegeisterte Klientel. Laut Studien wissen wir, dass körperlich trainierte Menschen weniger schwer an Covid er- kranken. (Nicht nur daran, aber alles andere interessiert derzeit ja kein Schwein.) Das könnte erklären, warum bei all meinen Covid-Patienten kaum schwere Verläufe zu beobachten waren. Allerdings sind in den letzten anderthalb Jahren gesamtge- sundheitlich schon einige auf der Strecke geblieben. Nämlich alle, die nicht alleine laufen können oder wollen. Sie haben Blutdruck, Kilos, „Pack years“ und Schwimmreifen zugelegt. Manch einer keucht jetzt über die Stiege oder jammert über seinen „Homeoffice-Rücken“. Von Frust, Erschöpfung, innerer Anspannung, Stress und all den nicht so einfach messbaren Dingen gar nicht zu reden. Der Gesundheitszustand vieler mei- ner Patienten ist eklatant schlechter geworden. Und damit ihre Abwehrkraft und Resilienz. Aber auch das interessiert offenbar nicht. Glücklicherweise haben wir ja jetzt das Jahr des Sports. Fehlt nur noch, dass sie uns 2020 als das Jahr des sozialen Mit- einanders verkaufen! Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemein­ medizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon) Abwesenheitsmeldungen bei Ordinations- schließung (Urlaub, Krankheit etc.) – via Ärztekammer-Homepage Abwesenheitsmeldungen können einfach und unbürokra- tisch über unsere Homepage erfolgen. y Bitte loggen Sie sich auf www.aekstmk.or.at in den internen Bereich ein. y Sie finden unter der Rubrik „Für Ärzte“/„Niedergelas- sene Ärzte“ den Button „Abwesenheiten verwalten“. y Sobald Sie Ihre Eintragung auf der Homepage vor­ genommen haben, wird die Meldung an die Ärzte­ kammer und an die Österreichische Gesundheitskasse durchgeführt. y Alle Abwesenheits- und Vertretungsmeldungen wer- den in der Ärztinnen- und Ärztesuche (www.aekstmk. or.at/46 ) sowie auf www.styriamed.net (bei styriamed. net-Mitgliedern) veröffentlicht und an das Rote Kreuz weitergeleitet (zur Auskunftserteilung durch das Ge- sundheitstelefon 1450 sowie zur Veröffentlichung auf der Website www.ordinationen.st ). Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Informations- und Mitgliederservice Tel. 0316-8044-0 Kassenvertragsärzte müssen Abwesenheiten laut Kassenvertrag bzw. Honorarordnung mel- den. Eine Bekanntgabe im Internet ist im Sinne des Patientenservice sinnvoll. Sie erfolgt über die „Ärztesuche“ auf der Website der Ärztekam- mer Steiermark und auf ordinationen.st nen Euro, von der die beiden genannten Fachrichtungen besonders stark profitieren. Wir sind davon überzeugt, dass wir durch das gemein- same Ziel einer möglichst guten Versorgung der Men- schen auch in Zukunft kon- struktive und nachhaltige Lösungen finden werden.“ Der ganz normale Praxiswahnsinn PRAKTISCH TÄGLICH Von Ulrike Stelzl

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