AERZTE Steiermark | Juli/August 2021

6 ÆRZTE Steiermark || 07/08|2021 BEREICH Eiko Meister Krisenübungs-Zentrum als Krisenopfer? Auch wenn – noch – keiner der Überbringer der schlechten Nachricht sein möchte: Dem vor zwei Jahren stolz aus der Taufe gehobenen Notfall-, Kri- sen- und Katastrophensimulationszentrums SIM CAMPUS in Eisenerz droht das Aus. Was so hoff- nungsvoll begann, droht zum Desaster zu werden. Ist halt so, könnte man sagen. Es war ja nur ein nicht ausreichend starker Rettungsanker für das krisengeschüttelte Eisenerz. Faktum ist aber, dass Simulation – nicht nur, aber auch – in der medizinischen Ausbildung, gerade wenn es um Notfälle geht, einen hohen Stellenwert besitzt. Natürlich sind kritische Fragen zu stellen. Warum gerade das vor allem im internationalen Kontext schwer erreichbare und im Winter biswei- len sogar vom Rest der Steiermark abgeschnittene Eisenerz? Nur: Das hat man 2019 auch schon ge- wusst. Und der SIM CAMPUS mag unterfinanziert gewesen sein, aber finanziert war er. Das Ende einer Ausbildungsstätte für internationale Übungen in der Notfall-, Krisen- und Katastro- phensimulation mit starkem medizinischem Bezug ist gerade angesichts der (hoffentlich) in absehbarer Zeit ausklingenden Corona-Krise ein desaströses Signal. Wie oft wurde doch in den letzten Monaten davon gesprochen, dass wir uns auf künftige Krisen und Notfälle besser vorbereiten sollten. Vorbereitung heißt auch: Übung. Und die kostet nun einmal Geld. Vielleicht kann die Steiermark das alleine nicht stemmen. Um das Problem aber positiv zu lösen, wäre etwas mehr Offenheit und Ehrlichkeit in der Kommunikation wünschenswert. Dass sich nicht einmal Personen finden, die unter Nennung ihres Namens klar darüber sprechen und sich selbst eine Zeitung auf „wohlinformierte Kreise“ stützen muss, zeigt schon das Problem. Mit offenem Visier streitet nur der Eisenerzer Bürgermeister (der aber kaum anders kann). Vielleicht wäre es Zeit für eine Übung in offener Krisenkommunikation. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A Das ist die stark gekürzte Version eines Textes, der im Auf- trag des deutschen Netzwerkes Evidenzbasierte Medizin entstanden ist. In allen Bereichen der Medizin wird derzeit die digitale Revolution ausgerufen oder zumindest angekündigt. Die … Gesundheitspolitik treibt die digitale Medizin stark voran, insbesondere bei der elektronischen Patientenakte, beim virtuellen Arztbesuch, beim e-Rezept, bei diagnostischen Apps oder in der telemedizinischen Betreuung chronisch Kranker. Die Fachverbände der industriellen Gesundheitswirtschaft drängen auf noch mehr Tempo, fordern eine nationale e- Health-Strategie und warnen davor, den Anschluss an die technologische Entwicklung zu verpassen. Und auch unter Patienten und Ärzten gibt es (neben einzelnen Skeptikern) vor allem große Hoffnungen und Erwartungen in e-Health. Immer dann jedoch, wenn ein neuer Trend scheinbar alter- nativlos und unanfechtbar positiv dargestellt wird, lohnt sich ein genauerer Blick. Im Sinne der evidenzbasierten Medizin (EbM) stellt sich vor allem die Frage, welche Evi- denz zu fordern ist, bevor den Patienten aufwändige oder gar riskante e-Health-Interventionen angeboten werden oder kostspielige e-Health-Innovationen im Gesundheits- system implementiert werden. Auch wichtig, aus EbM- Sicht aber weniger relevant dagegen ist die Frage, wie es um die Datensicherheit im e-Health-Bereich bestellt ist. Bei näherem Hinsehen wird … sofort deutlich, dass das Spektrum von e-Health riesig ist. […] Für die Mehrzahl der digitalen Gesundheitsanwendungen ist … keine klinische Evidenz erforderlich. Wenn e-Health jedoch der Prävention, dem Selbstmanagement, dem ak- tiven Monitoring, der Diagnostik oder der Therapie von Krankheiten dient, ist klinische Evidenz notwendig, um Nutzen und Schaden bewerten zu können. Hierfür braucht es … entsprechend klare Regelungen, jedoch keine Sonder- wege, auf denen e-Health die Patienten erreicht. Prof. Dr. med. Stefan Sauerland ist Ressortleiter Nichtme- dikamentöse Verfahren am Institut für Qualität und Wirt- schaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln. Den vollständigen Artikel gibt es hier: www.ebm-netzwerk. de/de/medien/pdf/ebm-04_19_kvh_journal_digitale-inven- tionen.pdf |2021 D BATTE Stefan Sauerland Digital: Wann braucht es welche Evidenz?

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