AERZTE Steiermark | September 2021
PHARMA 24 ÆRZTE Steiermark || 09|2021 So war das früher: Wer ein Medikament brauchte, holte es sich – in der Regel – in der Apotheke. Für rezeptfreie, aber „apothekenpf lichtige“ Arzneien läuft es schon seit ei- nigen Jahren vielfach anders: Große Online-Apotheken bie- ten rezeptfreie (im Fachjargon OTC – für Over The Counter – also über den Ladentisch) Produkte in ihren Webshops an. Nach eigenem Bekunden (auch wenn das nicht immer stimmt) ist das günstiger als bei den kleinen stationären Apotheken vor Ort. Das gilt auch in Österreich. Obwohl die ganz großen Anbieter sich zwar mit einer österrei- chischen Webadresse zieren, aber de facto hauptsächlich in Deutschland, Tschechien oder den Niederlanden ver- ortet sind. Österreichische Apotheken verkaufen online hauptsächlich eigene Pro- dukte in bescheidenem Um- fang. Den Millionen-Markt teilen sich (siehe Grafik) eini- ge wenige große Gruppen, die international tätig sind. Systematisch fressen sie so den stationären Apotheken das Butter vom Brot. Solange es „nur“ rezeptfreie (OTC-) Präparate betrifft, ist das für die kleinen stationären Apotheken zwar schmerzhaft, aber verschmerzbar. Die Fra- ge ist, wie lange das so blei- ben wird. Denn mit dem E- Rezept sind Versandapothe- ken zunehmend auch ernst- hafte Mitbewerber am Markt der rezeptpflichtigen Medi- kamente. Der Riese Doc Mor- ris (2018 Umsatz allein, nicht für die Gruppe: 490 Millio- nen Euro) scharrt bereits gut sichtbar in den Startlöchern, Mitbewerber Europa Apothe- ek (2018 Umsatz in Deutsch- land: 160 Millionen Euro) konzentriert sich sogar auf diesen Bereich. In Österreich ist das zwar noch Zukunfts- musik, aber die Töne werden lauter. Gegenstrategie der stationären Apotheken: Sie versuchen zunehmend, im ärzt lichen Bereich zu wi l- dern. Ihre Kompetenz ist da zwar sehr begrenzt, aber im Kampf ums wirtschaftliche Überleben ist Ellbogentech- nik angesagt. Zumal noch größere Fische, vor denen sich auch die großen Online- Apotheken fürchten müssen, bereits auf der Lauer l ie- gen: In den USA ist Amazon Pharmacy bereits Realität. Vor allem jüngere Kunden in Europa können sich gut vorstellen, von dort ihre Me- dikamente zu beziehen. Laut einer deutschen Marktstudie sind es vor allem jene, die bereits positive Erfahrungen mit Online-Bestellungen ge- macht haben. Und dann gibt es noch zwei weitere Bezugswege, die rechtlich derzeit noch ver- baut sind, aber aus Sicht der Kund*innen durchaus attrak- tiv wirken: Das eine ist die Bestellung direkt bei den pro- duzierenden Pharmaunter nehmen, die ja auch nur eine Webadresse von den Konsument*innen entfernt sind. Das andere sind große Drogeriemärkte, die den stationären Markt bedienen könnten und daran bisher nur gerichtlich gehindert wurden. Es ist also kein Wunder, dass die Apotheken sich fürchten. In Deutschland kooperieren bereits welche mit Doc Morris. Riesige Online-Apotheken drängen vermehrt auf den Markt. Für kleine, stationäre Apotheken auch in Österreich wird das Überleben zunehmend schwierig. Versandriesen für Medikamente Zur Rose Gruppe 920 Millionen (Doc Morris, Med-Pex, Apo-Rot, Eurapon, Zur Rose, Vitalsana, VfG Versandapotheke) Shop-Apotheke Gruppe 490 Millionen (Shop Apotheke, Europa Apotheek) Apo- Discoutner Gruppe 169 Mio Medikamente- per Klick-Gruppe 165 Mio Quelle: Apotheke Adhoc – Mediendienst für den Pharmamarkt Umsätze 2018 der großen Online-Apotheken-Gruppen in Deutschland Grafik: Conclusio, Foto: Shutterstock
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