AERZTE Steiermark | September 2021

NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE ÆRZTE Steiermark || 09|2021 41 Fotos: Stelzl, Adobe Stock Der ganz normale Praxiswahnsinn PRAKTISCH TÄGLICH Von Ulrike Stelzl Fragt doch bitte Dr. Google! „Die Frau P. hat angerufen. Sie fährt in zwei Wochen nach Afrika und braucht noch Impfungen. Du rufst zurück, hab ich gesagt“, tönt es aus der Rezeption. „Hat sie gesagt, was sie braucht?“ „Nein, sie glaubt, dass sie mal Hepatitis geimpft ist und Tetanus vielleicht als Kind.“ Ich öffne mir die Kartei. Hepatitis war nicht ich, aber Revaxis und Dt-reduct sind da. Genau wie die Masern und FSME. Es würde mich auch sehr wundern, wenn jemand jahrelang regelmäßig zu mir zur Vorsorge kommt und es trotzdem schafft, meinem missionarischen Impfeifer zu entkommen. Trotzdem: Bis Afrika ist es weit in zwei Wochen. Also rufe ich die Dame an und sie erzählt mir sogleich, dass sie ewig nicht mehr geimpft wurde. „Haben Sie eigentlich keinen Impf- pass?“ „Doch, doch natürlich. Hab ich schon. Haben Sie mir ja gegeben“. „Und haben Sie da hineingeschaut?“ „Ja schon, aber ohne Brille kann ich das nicht lesen.“ Was sagt man dazu? Der Visus reicht offenbar zumindest aus, um die Tele- fonnummer der Hausärztin erkennen zu können und diese völlig unnötigerweise anzurufen. „Dann setzen Sie halt Ihre Brille auf!“ Unglaublich. Die Dame ist um die dreißig, wahl- berechtigt, erziehungsberechtigt und offenbar auch berechtigt nach Afrika zu fahren. „Ich find die Brille nicht. Ich mach ein Foto. Das kann ich Ihnen dann ja mailen oder per WhatsApp schicken.“ „Nein, können Sie nicht. Sie können morgen um 14.00 h vorbeikommen und mir Ihren Impfpass zeigen, dann kann ich sehen, was alles drinsteht und Ihnen sagen, was Sie sonst noch brauchen.“ Überflüssig zu sagen, dass sie dafür zu beschäftigt ist. Manchmal könnte ich ausrasten. Da konsultieren die Leute Dr. Google wegen jedes Fürzchens und erscheinen dann mit vordiagnostizierten Krankheiten und eindeutig identifizierten todbringenden Symptomen in der Ordination. So, dass man als Arzt Stunden damit verbringen muss, auf sie einzureden wie auf ein krankes Ross. Damit sie sich endlich davon überzeugen lassen, dass sie nicht gleichzeitig schwanger sein und ein Pro- stata Ca haben können. Auch wenn die Symptomatik so perfekt zu beidem passt. Und dann könnten sie ausnahmsweise mal wegen etwas Sinnvollem den allwissenden Elektronikdoktor konsultieren, wie z. B. klingende Namen wie Repevax, Men- jugate, Prevenar oder Twinrix eingeben, um herauszufinden, welches Geheimnis sich dahinter verbirgt. Aber auf diese Idee kommt keiner. Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemein­ medizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon) Abwesenheitsmeldungen bei Ordinations- schließung (Urlaub, Krankheit etc.) – via Ärztekammer-Homepage Abwesenheitsmeldungen können einfach und unbürokra- tisch über unsere Homepage erfolgen. y Bitte loggen Sie sich auf www.aekstmk.or.at in den internen Bereich ein. y Sie finden unter der Rubrik „Für Ärzte“/„Niedergelas- sene Ärzte“ den Button „Abwesenheiten verwalten“. y Sobald Sie Ihre Eintragung auf der Homepage vor­ genommen haben, wird die Meldung an die Ärzte­ kammer und an die Österreichische Gesundheitskasse durchgeführt. y Alle Abwesenheits- und Vertretungsmeldungen wer- den in der Ärztinnen- und Ärztesuche (www.aekstmk. or.at/46 ) sowie auf www.styriamed.net (bei styriamed. net-Mitgliedern) veröffentlicht und an das Rote Kreuz weitergeleitet (zur Auskunftserteilung durch das Ge- sundheitstelefon 1450 sowie zur Veröffentlichung auf der Website www.ordinationen.st ). Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Informations- und Mitgliederservice Tel. 0316-8044-0 Kassenvertragsärzte müssen Abwesenheiten laut Kassenvertrag bzw. Honorarordnung mel- den. Eine Bekanntgabe im Internet ist im Sinne des Patientenservice sinnvoll. Sie erfolgt über die „Ärztesuche“ auf der Website der Ärztekam- mer Steiermark und auf ordinationen.st Autonom Impfstoff bestellen Mehrere 100 steirische Ärztinnen und Ärzte bestellen auf eigenen Wunsch autonom Impfstoff bei der BBG. Diejenigen, die das wollen, sind als Impfärztinnen und - ärzte im Netz. www.impfen.steiermark.at/cms/ziel/162879324/DE/ – un- ter dieser Adresse finden Patientinnen und Patienten die Standorte jener niedergelassenen steirischen Ärztinnen und Ärzte, die autonom COVID-19-Impfstoff bei der Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) bestellen und der Datenveröffentlichung zugestimmt haben. Mehr als 250 waren das Ende August 2021. Zur Direktbestellung berech- tigte Ärztinnen und Ärzte gibt es fast doppelt so viele, aber viele wollten diese Information nicht im Internet sehen. Aber dennoch: Die Zahl der veröffentlichten Ordinationen ist weit über zehnmal so hoch wie die der Impfstraßen, die „Freie Impfaktionen“ anbieten. Was beweist: Niedergelas- sene Ärztinnen und Ärzte sind das Rückgrat der Impfini­ tiativen – und das flächendeckend und wohnortnah.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=