AERZTE Steiermark | Oktober 2021

12 ÆRZTE Steiermark || 10|2021 Foto: beigestellt COVER zirk Bruck an der Mur einge- richtet. Auf Betreiben Kloep- fers und seiner Ortskollegen gelang es 1913, auch in Köf- lach eine Rettungsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr ins Leben zu rufen. Private Sammlungen ermöglichten die Ausstattung des zunächst noch nicht motorisierten Ret- tungswagens, die Pferde wur- den von der Bürgerschaft bei- gestellt. „Chefarzt“ Kloepfer spendete das Verbandsmateri- al und schulte die Feuerwehr- männer an Sonntagen in den Künsten der Unfallrettung. Als Pferde nach 1918 immer knapper wurden, gelang es durch Spendenaktionen ein gebrauchtes Automobil anzu- schaffen, das erste Rettungs- auto der Region. Wiewohl das Auto reparaturanfällig war und mitunter streikte, erwies sich Kloepfers moto- risierter Rettungswagen über Jahrzehnte hinweg als eine segensreiche Einrichtung. Von seinem Arbeitgeber konn- te Kloepfer 1906 ein Haus in meist bäuerlichen Patienten strömten aus dem weiten Um- kreis in die kleine Ordination im Knöpfl-Doktorhäusel. Von hier aus machte sich Kloepfer auf zu Visiten in die Personal- wohnheime der ÖAMG oder zu seinen of t stundenlan- gen Gängen ins umliegende Bergland. Zuweilen wurde er in einem Steirerwagerl ins Gestüt Piber abgeholt, wo er zum Haus- und Gestütsarzt des Grafen Meran bestellt war. Meistens aber wanderte der Doktor zu Fuß über Stock und Stein, die Instrumen- tentasche in der Hand, zu den wartenden Kranken und Siechen hinaus – morgens, mittags oder auch nachts im Schein einer Windlaterne. Dann in braunschwarzen, von würzigem Harzduft erfüllten Rauchstuben, die fragenden Augen der Kinder, „die Bäu- erin, die Waschwasser und Seife und Tuch brachte und lautlos alles zurechtstellte“, schließlich im Krankenzim- mer, auf hochaufgetürmten Kissen der bleiche, keuchende, nach Atem ringende Kranke. Kloepfer selbst berichtete: „So kam einmal um die Däm- merung im Sommer die Post, auf der Schmiedbauernhube, zwei Stunden hinter dem Ge- birgsdorfe Hirschegg, fünf Stunden von Köflach entfernt, seien beim Anbauen die Och- sen durchgegangen, der sech- zehnjährige Bub sei unter die Egge gekommen, ihre Zähne hätten ihm den Bauch aufge- rissen. Es war der letzte Hof unter der Bartlmäalm; das der Bahnhofstraße 43 kaufen, das nachmalige Doktorhaus , in dem er mit seiner jungen Frau Martha und seinen zwei Kindern lebte. Ein dritter Sprößling, der Sohn Thomas, erblickte 1911 das Licht der Welt. Er sollte dem Vater spä- ter im ärztlichen Beruf nach- folgen. Im Erdgeschoß des Hauses war eine Ordination eingerichtet und im Oberge- schoß Kloepfers Dichterstube. In Köflach nannte man den Doktor vertraulich und lie- bevoll zugleich „Knöpfl“. Die Werksarzt Dr. Hans Kloepfer vor seiner Ordi- nation beim Köflacher Dok- torhaus in den 1930er Jahren.

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