AERZTE Steiermark | Oktober 2021

ÆRZTE Steiermark || 10|2021 15 und Engagements aufzuzäh- len, ginge auf keine Kuhhaut. Womit wir bei jener Sparte des Nähens angelangt wären, wo sich Textilkunst und chirur- gische Heilkunst sozusagen die Hand geben: beim Nähen von Leder. „Ich arbeite noch mit der alten Singer-Nähma- schine meiner Großmutter. Da ist alles manuell einzufädeln, dafür kann sie Leder nähen“, schwärmt Lemmerer. „Das hat etwas Chirurgisches an sich: Jeder Stich, der einmal ge- macht wurde, bleibt. Auftren- nen kann man da nichts.“ Die Feinarbeit, das Gespür für ver- schiedene Gewebe, dickes und dünnes Material miteinander verbinden zu können, „ein- halten“ zu müssen beim Zu- sammenfügen wegrutschen- der Teile – all das verbindet Lemmerers Nähkunst mit der chirurgischen Expertise. „Und ihr Berufswunsch schon vom Krebstod ihrer Tante beein- flusst worden. Danach wollte sie den Krebs besiegen, in- dem sie ihn herausschneidet. „Manchmal muss ein Schnitt gemacht werden, damit die Lebensqualität wieder steigt.“ In den beiden vergangenen Jahren hat sie zusätzlich zu ih- rem Job auf der Chirurgie am LKH-Universitätsklinikum in Graz auch noch die interimi- stische Leitung der Endokrin- chirurgie übernommen. In naher Zukunft wird sie ihren Operationskatalog nochmals ganz breit aufstellen: „Mit De- zember werde ich Primaria an der chirurgischen Abteilung an der Privatklinik Villach“, verrät sie. Erst vor drei Jahren wurde sie von den Barmher- zigen Brüdern an die Unikli- nik geholt, wo sie zur Zeit als Leitende Oberärztin tätig ist. Auch in ihrem Leben ist von Zeit zu Zeit ein sauberer Schnitt notwendig … Leid um die Steiermark „Um die Steiermark tut es mir schon leid“, sagt die zukünf- tige Beute-Kärntnerin, die schon im Turnus einmal kurz Kärntner Luft geschnuppert hat. In der Heimat ist sie in der Standesvertretung äußerst engagiert, als Mitglied des Ausschusses ärztliche Ausbil- dung ebenso wie des Referats Arztberuf und Familie. Seit 2017 fungiert sie zudem als Ju- rymitglied für den Dr. Michael Hasiba-Preis der steirischen Ärztekammer. All ihre – auch überregionalen – Funktionen hier wie da musst du darauf achten, kein Rüscherl hinein- zunähen.“ Also stets völlig glatte Nähte zu produzieren. Tempo und Präzision bei der Darmanastomose haben ihr im Team der Barmherzigen Brüder den Beinamen „die Nähmaschine“ eingebracht. Meer & Möbeldesign Naturerlebnisse und Nähen bilden den Kontrapunkt zu Lemmerers forderndem Ar- beitsalltag. Trotz dichter Tak- tung macht er sie glücklich: „Ich habe mein Lebensziel ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST Fotos: Martin Stelzer, Simon Lemmerer, beigestelt Die gebürtige Ennstalerin Martina Lemmerer be- schäftigte sich zuerst mit dem Nähen, bevor sie zur Chirur- gie kam. Die ist ihr Berufung und Beruf. „Modedesign“ ist aber mehr als ein Hobby. Dazu war sie zu erfolgreich. Der Grimming – das Wahrzeichen von Lemmerers engerer Heimat. erreicht, eine anerkannte Chi- rurgin zu sein, die Menschen hilft.“ Träume bleiben na- türlich offen: „Ein Haus am Meer“ zum Beispiel. Nach einer ausgedehnten Bali-Reise in Vor-Corona-Zeiten ist auch da ein Stück Sehnsucht nach Wiederkehr offen geblieben. Nach der Pensionierung. Da will Martina Lemmerer auch wieder mehr Zeit für hand- werkliche Tätigkeiten finden. Möbeldesign und Innenarchi- tektur locken sie, festlegen will sie sich noch nicht. „Das wird sich alles ergeben.“

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