AERZTE Steiermark | Oktober 2021
PANDEMIE & PSYCHE ÆRZTE Steiermark || 10|2021 23 holen, wo sie derzeit stehen: Ein Drittel wird kaum zögern, ihr Kind impfen zu lassen, ein weiteres wird bei – mehr und sachlicherer – Information zu überzeugen sein. Ein weiteres Drittel wird ebenso massiv wie differenziert angesprochen werden müssen, damit die Compliance unterstützt wird. Wie kann das gehen? Jede Ärztin/jeder Arzt weiß: Evidenz hilft. Auf welche Evi- denz kann man bei dieser He- rausforderung zurückgreifen? Beim Elternsurvey der WAVM 2010_2011 gab es bei der Rei- hung der Impfstoffe im Gratis impfprogramm nach Wichtig- keit noch einen sehr deutlichen Unterschied zwischen der – führenden – 6-fach-Impfung und der – abgeschlagenen – MMR-Impfung. Im aktuellen Survey liegt die Einschätzung der Wichtigkeit von MMR und 6-fach gleichauf an erster Stelle. Die meisten Impfärzt*innen wissen noch, wie unbeliebt die Masern-Impfung über Jahr- zehnte war. Da ist durch konse- quente Information viel aufge- holt worden. Die Evidenz zeigt auch, dass sich bei den Impf- einstellungen sehr Erfreuliches getan hat: Das Meinungsbild der Respondent*innen zum Gratisimpfprogramm für Kin- der und Jugendliche 2021 glie- dert sich in drei Gruppen (Abb. 1): Grün sind sehr bzw. rela- tiv hohe Zustimmungswerte. Das sind die schulmedizinisch orientierten Einstellungen. Im mittleren Segment finden sich „impfskeptische“ Einstel- lungen. Im dritten Segment fin- den sich „offen impfkritische“ Einstellungen. Das zeigt deut- lich, dass die in der ärztlichen Patient*innenaufklärung und über die Informationskanäle der WAVM nachdrücklich und konsequent kommunizierten schulmedizinischen Impf- Einstellungen steigende und mittlerweile auch sehr hohe Zustimmungswerte erreichen können. Damit kommt eine zweite Di- mension hinzu, der wohl prak- tisch alle Ärzt*innen zustim- men können: Erfahrung „hilft“ – beim gemeinsamen Vorgehen haben Impfärzt*innen und WAVM Erfahrung in Fülle. Damit zeichnet sich ein – al- ler Wahrscheinlichkeit nach – probater Weg zur Unterstüt- zung der COVID-19-Impfung für Unter-12-Jährige ab: y Sachlich, verständlich und transparent informieren – statt auf „Werbung“ zu setzen y Bestehende Informations- kanäle und -Strukturen für COVID-19 nützen y Sich dessen bewusst sein, dass das Vertrauen der El- tern in die Behandler*innen ihrer Kinder die Brücke ist, über die der Weg zur COVID-19-Impfung führt Über welche Brücken sind Eltern mit ihren Kindern denn bisher gegangen? 86 Prozent haben die letzte Gratisimp- fung ihres Kindes bei nieder- gelassenen Ärzt*nnen machen lassen (67 Prozent Pädiatrie, 19 Prozent Allgemeinmedizin). Das wird wohl auch in den nächsten Monaten die „via regia“ zu einer ausreichend hohen Impfbeteiligung bleiben, denn nur rund 10 Prozent der Eltern haben die Gratisimp- fungen für ihre Kinder in Gesundheitsämtern bzw. beim Magistrat machen lassen. Dr. Jasmin Novak ist Kli- nische und Gesundheitspsy- chologin. Sie hat das Studi- endesign des Elternsurveys 2021 der Wissenschaftlichen Akademie für Vorsorgemedi- zin konzipiert. Die Gratisimpfungen sind eine sinnvolle Vorsorge- maßnahme des öffentlichen Gesundheitswesens. Kinderkrankheiten können sehr schwer verlaufen und zu bleibenden Schäden führen. Impfungen sind gut, um mein Kind sicher vor bestimmten Infektionserkrankungen zu schützen. Je mehr Kinder geimpft sind, umso weniger können sich Infektionserkrankungen ausbreiten. Eltern, die ihre Kinder impfen lassen, übernehmen Verantwortung. Der Nutzen von Impfungen ist viel größer als das Risiko möglicher Nebenwirkungen. Es ist wichtig Kinder zu impfen, damit auch jene geschützt sind, die selbst nicht geimpft werden können. Der Rückgang von Infektionskrankheiten beruht vor allem auf besseren hygienischen Lebensbedingungen. Das natürliche Durchmachen einer Infektion stärkt das Immunsystem und fördert den Reifungsprozess. Gefahr und Ausmaß von Impfnebenwirkungen werden in der Öffentlichkeit nicht ausreichend dargestellt. Impfungen lösen Allergien aus und sind Hauptverursacher für die Zunahme von Allergien bei Kindern & Jugendlichen. Mit alternativen Methoden, z. B. Homöopathie, lässt sich oft ein besseres Ergebnis erzielen als mit Impfungen. Abb. 1: Wie sehr oder wenig stimmen Sie den folgenden Sätzen zu? 0=stimme nicht zu 6=stimme sehr zu 0 1 2 3 4 5 6
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