AERZTE Steiermark | Oktober 2021
FERTILITÄT & IMPFUNG ÆRZTE Steiermark || 10|2021 25 Foto: Adobe Stock OEGGG-Stellungnahme: Bei Kinderwunsch Impfung Empfehlung für Frauen mit aktuellem Kinderwunsch/ Planung einer Schwanger- schaft bezüglich COVID-19- Impfung basierend auf den derzeitig internatio- nal verfügbaren Daten/ Stellungnahmen von Fach gesellschaften: Fr auen (s ow i e de r en Partner*innen) mit aktuellem Kinderwunsch bzw. in der Planungsphase einer Schwan- gerschaft ist die Impfung ein- deutig zu empfehlen. Optima- lerweise wird der vollständige Impfzyklus (Abschluss der 2. Teilimpfung) vor Beginn einer eventuell nötigen Kin- derwunschbehandlung absol- viert. Es gibt keinen Mindest- abstand, der zwischen einer erfolgten COVID-19-Imp- fung und der Planung einer Schwangerschaft einzuhalten ist. Bezüglich des Beginns eines Behandlungszyklus im Rahmen einer künstlichen Befruchtung in Relation zum Impfzeitpunkt gibt es inter- national derzeit keine klar erwiesenen Positionen. Laut einem Statement der ESHRE ( www.eshre.eu/covid19 ) wird ein Zuwarten von ein paar Tagen nach Impfung zum Be- ginn einer ART-Behandlung (ovarielle Stimulation, Sper- miengewinnung, Embryo transfer etc.) als wahrschein- lich günstig bewertet, um die allgemeine Immunreaktion abzuwarten. Ebenso günstig ist die die Optimierung des Zeitpunktes eines geplanten mRNA-COVID-19-Impfung eine negative Auswirkung auf die weibliche Fertilität haben könnte ( doi.org/10.1016/j.tox- rep.2021.04.003 ). Aber es gibt nun auch erste klinische Stu- diendaten am Menschen: In einer Studie mit 143 Frauen, welche in drei Gruppen aufge- teilt wurden (35 Frauen nach Impfung, 20 Frauen nach Infektion mit COVID-19 und 88 Frauen als Kontrollgruppe) gab es nach IVF-Behandlung mittels frozen-embryo-trans- fer keinen Unterschied in der Embryoeinnistung sowie den klinischen Frühschwanger- schaftsraten ( DOI: 10.1016/j. xfre.2021.05.010 ). Eine weitere Studie an 36 Paa- ren, welche eine IVF-Behand- lung nach erfolgter mRNA- Impfung durchliefen, zeigte, dass sich kein negativer Effekt Transfers mittels Oozyten- oder Embryofreezing auf ein paar Tage nach der Impfung. Weiters darf nach schweren Impfreaktionen (z. B. aller- gische Reaktion) nicht unmit- telbar mit der Kinderwunsch- behandlung begonnen wer- den, bis die diesbezügliche medizinische Betreuung be- endet ist. Bezüglich der Art des Impf- stoffes für Frauen mit aktu- ellem Kinderwunsch kommt derzeit in Österreich haupt- sächlich einer der beiden zur Verfügung stehenden mRNA- Impfstoffe zur Anwendung, weil hierzu bis dato am mei- sten Daten vorliegen. Auf Ba- sis von prä-klinischen Daten (Daten aus Developmental and Reproductive Toxicity – DART – Studien) gibt es der- zeit keinen Hinweis, dass die auf die ovarielle Reserve oder die Embryoqualität ergab ( doi.org/10.1186/s12958-021- 00757-6 ). Es gibt auch keinerlei Hinweis auf negative Auswirkungen der COVID-19-Impfung auf die männliche Fertilität, hier bezogen auf Spermiencha- rakteristika – dies wurde kürzlich anhand einer Studie an 45 gesunden Männern nach der Impfung mit einem mRNA-Impfstof f gezeig t ( doi:10.1001/jama.2021.9976, doi.org/10.22037/uj.v18i.6897 ). Die gesamte „Stellungnahme der OEGGG zum Thema CO- VID-19-Impfung für Frauen mit Kinderwunsch, Schwan- gere und stillende Frauen“ gibt es unter: www.oeggg.at/ leitl inien-stel lungnahmen/ covid-19-sars-cov-2/ „Frauen (sowie deren Partner*innen) mit aktuellem Kinderwunsch bzw. in der Planungsphase einer Schwangerschaft ist die Impfung eindeutig zu empfehlen“, sagt die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Das Gerücht, Frauen (und Männer) mit Kinderwunsch sollten sich nicht impfen lassen, wurde schon bei anderen als der COVID- 19-Impfung gestreut. Ob- wohl falsch, fiel es (Achtung: Wortwitz) immer wieder auf fruchtbaren Boden.
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