AERZTE Steiermark | Oktober 2021
ÆRZTE Steiermark || 10|2021 35 ERNÄHRUNGS WISSEN SCHAFTLICH Die Fülle und Vielfalt an Obst in unserem Land lässt kaum Wünsche offen: Äpfel, Birnen, Quitten, Zwetschken und Beeren aller Art – um nur einige der einheimi- schen Produkte zu nennen – bereichern unsere Ernährung. Wie vielfältig der Apfel verwendbar ist, wird von Birgit Pichler in ihrem Arti- kel hervorragend dargestellt. Ich selbst habe bereits als Junge den Reichtum an Streuobstsorten kennen und genießen gelernt. Die können sich übrigens unabhängig vom Geschmack „süß“ sehr im Zuckergehalt unterscheiden: Geht man davon aus, dass gängige im Supermarkt erhältliche, mittelgroße Äpfel etwa 10–12 g Kohlenhydrat enthalten (1 „Broteinheit“ für Menschen mit Diabetes), kann das bei Streuobst bis zu dreieinhalb Mal so viel sein. Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes (Typ 1) müssen dann je nach Erfahrung mit verschiedensten Sorten oft auch mehr Insulin dazu „spritzen“. Aber nicht nur dies zu beachten ist wichtig, sondern auch die Menge an Obst, die wir essen. Ich habe oft gesundheits- bewusste Patient*innen, die durchaus bis zu eineinhalb Kilo Obst an einem Tag (und mehr) essen. Das ist aber nicht mehr gesund. Besonders Menschen, die zu Überge- wicht neigen, nehmen dann oft deutlich zu, Menschen mit Diabetes aller Art können entgleisen. Auch schlanke Menschen können mit zu viel Obst an der Leber vermehrt Fett einlagern (Fettleber). Es bleibt also die Devise: Obst in Maßen und nicht in Massen GENIESSEN. Damit wird Obst wohl am besten als Genussmittel und Delikatesse zu betrachten sein. Univ.-Prof. Dr. Hermann Toplak ist Facharzt für Innere Medizin (Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen) an der Medizinischen Universität Graz. Er ist Leiter der Lehrgänge „Angewandte Ernährungsme- dizin“ an der Medizinischen Universität Graz und der FH Joanneum sowie Referent für Ernährungsmedizin der Öster- reichischen Ärztekammer und Fortbildungsreferent in der Ärztekammer Steiermark. Obst als Delikatesse sen, sondern verpartnern sich auch gerne mit Fleisch, Geflügel und herbst- lichen Gemüsen. Gute Äpfel müssen auch nicht schön sein. Und schöne Äpfel sind nicht zwangsläufig gut. So wohlschmeckend wie sie sein können, wird die Frage nach der Gesundheit fast nebensächlich. Hermann Toplak Gesunde r GENUSS weichfleischiges Inneres eig- net sich für Mus, zum Käse oder als Kuchenbelag. Persönliche Geschmacksreise Wer mit Äpfeln in der Küche hantiert, weiß es zu schätzen, wenn Konsistenz und Koch- verhalten keine Überraschun- gen bereithalten. Im Grunde ist es wie bei einem Erdapfel. Ist die Frucht, die man vor sich hat, mehlig, fest oder irgend- wo dazwischen? Eignet sie sich für ein Kompott oder zer- fällt sie schon beim Erhitzen? Wird sie zum duftenden Mus oder taugt die Sorte eher klein würfelig für eine knackige Salsa? All das gilt es zu entde- cken, wenn man sich auf eine Geschmacksreise durch das persönliche Apfelland begibt. Kleiner Tipp: Kühl auf be- wahrt, halten sich die Früch- te länger. Allerdings lagert man Äpfel besser getrennt von anderem Obst, weil das austretende Reifegas Ethylen andere Früchte schneller alt aussehen lässt. Birgit Pichler ist langjährige Kulinarik-Expertin der Kleinen Zeitung. etwas Käse und steirischer Apfelbalsamessig, fertig ist eine köstliche und gesunde Vorspeise. Makellos ist kein Muss Mehr Spannung in den herbst l ichen Apfela l ltag bringt man auch, wenn man sich auf den Bauernmärkten oder bei Direktvermarktern umschaut. Dabei gilt: Ma- kellos muss nicht gleich aro- matisch sein. Wer also ein paar rare Vertreter findet, sollte zugreifen, auch wenn sie verwachsen aussehen und die Schale so runzelig-rau ist, dass man spontan mit einer Pflegecreme aushelfen möchte – die Verkostung alter Sorten lohnt sich. Allein die Schafnase, dieser kegelförmige Apfel mit dem blendend weißen Frucht- fleisch und der würzig-herben Note, ist so unverwechselbar im Geschmack, dass man die Sorte jederzeit wieder- erkennen würde. Auch ein Lederapfel mit eben dieser Hautbeschaffenheit ist höchst aromatisch. Meist sind es Renettensorten, die wie rostig im Körberl liegen, aber mit viel Geschmack punkten. Ihr
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