AERZTE Steiermark | Oktober 2021

44 ÆRZTE Steiermark || 10|2021 ANGESTELLTE ÄRZTINNEN & ÄRZTE Gehalt würde so „eine Art Schmerzensgeld“. Viele derje- nigen, die das aufgrund ihres beruf lichen Hintergrundes können, würden daher in andere, weniger belastende medizinische Bereiche aus- weichen. Andere, denen diese Möglichkeit nicht offenstehe, gingen in die innere Emigra- tion. Leidtragende seien aber immer auch die Patientinnen und Patienten, die zwar in den Landeskrankenhäusern sehr gute, aber zu wenige und zunehmend frustrierte Ärz- tinnen und Ärzte vorfänden, „die ganz genau wissen, dass sie mit sprichwörtlich am Rü- cken gefesselten Händen ihre Patientinnen und Patienten betreuen müssen“. Noch, aber eben noch, halten die Ärztinnen und Ärzte die Füße stil l, machen zähne- knirschend ihre Arbeit oder verabschieden sich ganz still. Aber mit jedem Tag, an dem der Druck steigt, würde die Gefahr größer, dass es zu einer Explosion kommt. Eu- phorische Medienberichte würden die Probleme nur ver- schärfen, warnt Meister. „Wir wollen keine ungerecht- fertigte Emotionalisierung der steirischen Spitalsärz- tinnen und Spitalsärzte, aber die Fakten gehören endlich auf den Tisch“, legt der Spi- talsärztesprecher klar. Des- halb sei auch eine Umfrage unter den Spitalsärztinnen und Spitalsärzten in Vorbe- Die Steiermark war gut. Mit Betonung auf WAR. Denn seit der Gehalts- und Arbeits- zeitreform im Jahr 2014/2015 hat sich kaum mehr etwas ge- tan. Selbst der „Fortbildungs- Tausender“ (jährlicher Zu- schuss; wir berichteteten), der als große Errungenschaft erst kürzlich umgesetzt wurde, ist das Ergebnis der Verhand- lungen vor rund sechs Jah- ren. Und hätte schon länger verwirklicht werden sollen. Ganz abgesehen davon, dass die Umsetzung nur halbher- zig erfolgte. Denn Ärztinnen und Ärzte in Ausbi ldung zur Al lgemeinmedizin be- kommen den Zuschuss nicht. Fortbildungsmaßnahmen von Ausbildenden sind nicht be- rücksichtigt. Ganz unabhängig davon zeigt den steirischen Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung ein Blick in die Gehaltsstruk- turen, dass ihre Kolleginnen und Kollegen in den östlichen Bundesländern Burgenland, Niederösterreich und Wien besser bezahlt werden. Auch jene, die bei der Medizi- nischen Universität Graz in Ausbildung stehen, schneiden besser ab als die in der KAGes. „Laufend wird der Ärzteman- gel beklagt, aber die KAGes tut wenig, um tatsächlich ein attraktiver Arbeitgeber vor allem für junge Ärztinnen und Ärzte zu sein“, beklagt Eiko Meister, Obmann der angestellten Ärztinnen und Ärzte sowie Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark. Er verlangt, dass die KAGes „endlich wieder starke posi- tive Signale in Richtung der jungen Ärztinnen und Ärzte aussendet“. Sonst würde die medizinische Versorgung für die steirische Bevölkerung bereits in absehbarer Zeit deutlich schlechter werden. „Schönreden ist keine Lösung für die Steirerinnen und Stei- rer und schadet der Glaub- würdigkeit der KAGes, damit aber auch der steirischen Ge- sundheitspolitik“, warnt der Spitalsärztesprecher. Belastung für Ältere Bei älteren Fach- und Ober­ ärzt*innen stünden weniger finanzielle Fragen im Mit- telpunkt, als die massive Belastung, der jede(r) einzel- ne durch Personalanspan- nung und Personalknappheit ausgesetzt sei. Das führe zu einer Überbelastung in der normalen täglichen Arbeit, wirke sich aber besonders bei Diensten aus. Aus dem Die Steiermark rutscht ab – und verliert so ihre Ärzte 2014/15 hat die Steiermark als erstes Bundesland ein beeindruckendes und für Österrei- ch vorbildhaftes Gehalts- und Arbeitszeitmodell für ihre Spitalsärztinnen und Spitalsärzte in Umsetzung gebracht. Seither ist wenig geschehen. Deshalb ist die Stuation in anderen Bundesländern längst besser als in der Grünen Mark. Illu: Adobe Stock Sämtliche Fristen auf Grundla- ge des Ärztegesetzes 1998 im Zusammenhang mit der ärzt- lichen Aus-, Fort- und Weiter- bildung sowie ärztlichen Be- rufsausübung werden für die Dauer einer Pandemie ausge- setzt. Aus dem 2. COVID-19-Gesetz (21. 3. 2020)

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