AERZTE Steiermark | November 2021
ÆRZTE Steiermark || 11|2021 15 Exot bin“, meint er rückbli- ckend (und stellt damit sein sportliches Können unter den Scheffel). Denn dieses wird wohl eine wesentliche Rolle gespielt haben. „Mein erster Versuch im Parcours fand vor zehn Kameras und vor Publi- kum statt. Er war allerdings auch sehr kurz …“ Mittlerweile tritt Weitzer bei sämtlichen TV-Bewerben in Deutschland und Österreich an und hat es in Deutschland schon bis zu den „Allstars“ gebracht, den besten Ath- leten der vergangenen fünf Jahre. Aber im Austria-Finale Ende Oktober auf Puls 4 hat ihm schon das zweite Hin- dernis ein unfreiwilliges Bad beschert. Im Interview mit AERZTE Steiermark, noch vor der Ausstrahlung des glück- losen Finales, aber Monate nach dessen Aufzeichnung, meinte er nur lapidar: „Da habe ich keine so gute Figur gemacht.“ Seiner Begeisterung für den ausgefallenen Sport tut ein vorzeitiger Abgang keinen Abbruch. „Gerade dass man jederzeit an jedem Hin- dernis auch scheitern kann, macht den Reiz dieser Sportart aus. Und klar gab es im Anschluss an das Finale eine ziem- liche Enttäuschung – aber die habe ich längst verarbeitet.“ Feinmotorik bleibt Wer bei Ninja War- rior überhaupt ins Finale kommt, hat auf jeden Fall was drauf: Muskeln, Ko- laufender Kamera überwin- den da durchtrainierte Män- ner und mittlerweile auch Frauen gefinkelte Hindernisse, hangeln sich an mobilen Ha- ken entlang, schwingen sich die Himmelsleiter hinauf und erklettern einen rutschigen Kamin. Jeder noch so kleine Fehler führt zum Absturz und manchmal zu einer direkten Landung im Wasserbecken, wie es Weitzer kürzlich beim Finale von Ninja Warrior Aus- tria passiert ist. Wie gebannt Als die Show Ninja Warri- or Germany im Jahr 2016 erstmals in RTL ausgestrahlt wurde, hat sich Weitzer jede Folge „wie gebannt reinge- zogen“. Schließlich erschien einmal die Einblende, dass Kandidat*innen für die zweite Staffel gesucht würden … „Ich habe mich beworben, ganz blauäugig, und gedacht, da gibt es sicher eine Voraus- wahl. Die Vorauswahl erfolgte ohne sportliche ‚ Aufnahme- prüfung ’ . Ich glaube, sie haben mich ausgewählt, weil ich als Kinderchirurg schon eher ein ordination, Konzentrations- fähigkeit und Stressresistenz. Einiges, das auch ein Kinder- chirurg gut brauchen kann. Seine beiden Leidenschaften hält Weitzer für durchaus kompatibel: „Die Feinmotorik geht ja nicht verloren, auch wenn man ordentlich Mus- keln aufgebaut hat. Und zum Einrichten eines Bruchs ist die Kraft in den Händen durchaus hilfreich.“ Vor drei Jahren hat er sich im Parcours einen Trümmerbruch des rechten Ringfingers zugezogen. Nach der anfänglichen erzwun- genen Berufspause merkt er im OP nun nichts mehr davon. „Nur die Kontaktlinsen kann ich nur mehr mit links hinein- geben.“ Sein Beruf hat ihm im Wett- bewerb den Beinamen „Ninja- Doc“ eingebracht. Obwohl sie es nicht ausspre- chen können, nennen ihn die Moderator*innen der Sendung mittlerweile aber „Woutl“. Denn beim ersten Casting in Deutschland wurde er nach seiner persönlichen „Kampfansage“ gefragt. „Ich habe auf gut Mürztalerisch gesagt `Woutl, da fållt ma går nix dazua ein` und so bin ich der Woutl geworden. In Kindberg, wo ich herkomme, verwendet man Woutl als Aus- ruf der Begeisterung oder des Erstaunens“, übersetzt Weitzer gekonnt ins Hochdeutsche. Mittlerweile kennen ihn auch schon seine Patient*innen und deren Eltern aus dem Fern- sehen und so konnte Weitzer vor kurzem mit einem 14-Jäh- rigen beim Einrichten dessen ARZT IM BESONDEREN DIENST Fotos: Puls 4_Mathias Knipeiss, beigestellt Fingers fachsimpeln, warum der Diphthong in Woutl so schwer auszusprechen ist … Lustig und nachdenklich Zum Training hat sich Weit- zer in seinem Carport auf 40 Quadratmetern einen eigenen Parcours aufgebaut, den inzwi- schen auchMitbewerber*innen aus ganz Österreich gerne zum gemeinsamen Training nutzen. Einmal pro Woche übt er sich dort an seinen eigenen Hin- dernissen – immerhin besitzt er die einzige doppelte Him- melsleiter. „Das Auto parkt halt in dieser Zeit im gegenüberlie- genden Park & Ride“, erzählt er. Seine Frau und die dreijäh- rigen Zwillinge sind sein Nin- ja-Engagement gewohnt und unterstützen ihn dabei. So speedy wie er sind sie aber nicht drauf, unterrichtet seine Frau doch auch Yoga. „Zu- sammen ergeben wir eine gute Mischung“, erklärt er. Weniger Erklärung gibt es für sein Re- genbogen furzendes Einhorn auf seinen Wettkampf-Shirts. „Ich finde Einhörner einfach lustig.“ So lustig er drauf ist und so viel Stärke wie Weitzer im Parcours zeigt, kennt er doch auch Momente der Schwäche, aus dem Beruf: „Das Schöne an der Kinderchirurgie ist, dass man viele Patientinnen und Patienten echt geheilt entlassen kann. Wenn aber ein Kind nach einem Unfall mit einem Polytrauma eingeliefert wird und wir nur sehr bedingt helfen können, fühle ich mich schon schwach.“ „Ich habe mich beworben, ganz blauäugig.“ Uwe Weitzer
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