AERZTE Steiermark | November 2021
FORTBILDUNG ÆRZTE Steiermark || 11|2021 21 „Seien Sie diese laute Stimme!“ Fünf Säulen, um die Allgemeinmedizin zu stärken, nannte der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner bei der Eröffnung des JAM21-Kongresses. Die jungen Allgemeinmedizinerinnen und -medizi- ner – künftige und tätige – bat er, mit lauter Stimme selbstbewusst für die Allgemeinmedizin aufzutreten. „Das Fach Allgemeinmedizin braucht die Fachärztin und den Facharzt für Allgemeinmedizin … Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin dürfen … nicht länger zweitklassig behan- delt werden.“ Klare Worte kamen vom steirischen Ärztekam- merpräsidenten Herwig Lindner bei der JAM21-Eröffnung. Gleichzeitig verlangte er eine deutliche Ausweitung der Lehr- praxis auf zumindest ein Jahr, „um internationalen Standards zu entsprechen“. Diese Forderung gelte natürlich für die Allge- meinmedizin, aber auch für den fachärztlichen Bereich. Gleichzeitig sprach sich Lindner für eine Primärversorgung in unterschiedlichsten Zusammenarbeitsformen aus, es müssten „die Ärztinnen und Ärzte entscheiden können, welcher Weg in der jeweiligen Region und den jeweiligen Bedürfnissen und Möglichkeiten entsprechend der richtige ist“. Das Prinzip müsse „wohnortnahe Familienmedizin“ sein. Die- se dürfe niemals aufgegeben werden. Digitale Angebote sollten eine Ergänzung zur Überbrückung von Entfernungen sein. Aber, so Lindners Mahnung, „wir brauchen keine technischen Menschen, wir brauchen menschliche Technik, wir brauchen ganz grundsätzlich Menschlichkeit in der Medizin“. Im Kampf gegen den Ärztemangel im öffentlichen Gesund- heitswesen seien „ordentliche Bezahlung, moderne Leistungs- und Honorarkataloge sowie die Beseitigung bürokratischer Hürden“ dringend vonnöten. Die jungen Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner ermu- tigte er, „eine laute Stimme“ für die Allgemeinmedizin und zu sein und „selbstbewusst“ aufzutreten. Ärztekammerpräsident Herwig Lindner, JAMÖ-Obmann Richard Brod- nig und Med-Uni-Graz-Rektor Hellmut Samonigg bei der Eröffnung des Junge-Allgemeinmedizin-Kongresses JAM21 am Campus der Med-Uni Graz: „Menschlichkeit in der Medizin“. Foto: Grabner waren auf Basis der Exper- tenempfehlungen „politische Entscheidungen“ zu treffen. Zur Stellung der Allgemein- medizin in Österreich sprach sich Brodnig ganz klar für die Einführung „der Fachärztin/ des Facharztes für Allgemein- medizin“ und die Verlänge- rung der Lehrpraxis aus. In diesen Punkten wusste er sich eins mit dem steirischen Ärz- tekammerpräsidenten Linder. Der hatte das in seinem Gruß- wort (und auch bei anderen passenden Gelegenheiten) ebenfalls angesprochen. Zusätzlich gab es ein „Social Program“ mit „Speedfrien- ding“, „Pub Quiz“ und „Sun- rise City Run“. Ganz nach dem Motto der Jungen Allgmein- medizin: „Der Austausch von jungen und angehenden Al lgemeinmedizinerInnen untereinander steht im Mit- telpunkt des Kongresses. Ne- ben den eigentlichen Sessions und den Pausen dazwischen möchten wir auch den Abend in gemütlicher Atmosphäre gemeinsam zu verbringen.“ Selbstverständlich entspreche der Ablauf dem aktuellen Corona-Reglement. Was nicht ganz einfach war, da die Vor- schriften sich kurz vor der Veranstaltung änderten. „Am Menschen dran“ galt für Organisator Richard Brodnig als zentrales Motto für JAM 21 – und wohl darüber hinaus für die Al lgemeinmedizin an sich. Der nächstjährige Kongress wird im September 2022 in Kärnten, voraussichtlich Kla- genfurt, stattfinden. jungeallgemeinmedizin.at
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