AERZTE Steiermark | November 2021

PRIMÄRVERSORGUNG 22 ÆRZTE Steiermark || 11|2021 Die Gesundheitsberufe – na- mentlich, aber nicht nur –, Ärztinnen und Ärzte erleben einen „unwahrscheinlichen psychischen und physischen Druck“: Der deutsche Politik­ wi ssenscha f ter Mat thias Wismar vom Europäischen Observatorium für Gesund- heitssysteme und Gesund- heitspolitik wählte als Keyno- te-Speaker beim Grazer Pri- mä r ver sorgungskong re s s 2021 drastische Worte, um die Belastung zu beschreiben, unter der (nicht nur) die Pri- märversorgerinnen und Pri- märversorger in der Corona- Zeit stehen. Neue Rollen Nicht zuletzt diese Corona- Zeit habe zu „neuen Aufgaben und Rollen“ in der Prävention und Gesundheitsversorgung geführt, so der Politikwissen- schafter. Als Beispiel nannte er „Gesundheitslotsen“, die Patientinnen und Patienten durch das Labyrinth des Ge- sundheitssystems geleiten – auch weil die Ärztinnen und Ärzte diese Aufgabe stress- bedingt freiwillig abgaben. Aber, schränkte Wismar ein, nicht alles habe funktioniert, was ausprobiert worden sei. So hätten Telekonsultationen „nur einen begrenzten Nut- zen“. Aber Verfahren und Formen der Zusammenar- beit würden sich ändern. Für den Nutzen des oft gelobten „Teamworks“ fehle aber viel- fach die Evidenz (außer in der Palliativbetreuung). Das kön- Andréa Belliger vom Institut für Kommunikation & Füh- rung in Luzern. Eine Podiumsdiskussion mit Richard Brodnig (JAMÖ), Moritz Bubik (PVE Gries), Pat ientenanwa l t ssprecher Gerald Bachinger, Julia Ma- rouschek-Schwarz (PVE St. ne seine Ursache aber durch- aus in der unzureichenden Beforschung haben, räumte Wismar ein. Plan–Do (Umsetzung) – Check (Erfahrungsberichte) – Act (Handeln) war nach den zwei Keynotes von Wismar und der Schweizer Theologin Pölten) und Sarah Egginger (GZ Haslach) widmete sich der „Digitalisierung in der Praxis“. Zum Handeln referierte auch der steirische Ärztekammer- präsident Herwig Lindner. Die Frage „Warum braucht eine gute Primärversorgung gute und motivierte (junge) Hausärztinnen und Haus­ ärzte?“ beantwortete er tro- cken mit „Sonst wir das nix!“, hatte aber noch viel mehr zu sagen. So sei eine „exzellente Ausbildung“ wesentlich. Dabei kritisierte Lindner die noch immer unzureichende Lehrpraxis-Ausbildung von obligatorischen sechs Mona- ten. Dies sei unbefriedigend, verlangte er eine „längere Zeit in der Lehrpraxis“. Lei- Warum braucht eine gute Primärversorgung gute und moti- vierte (junge) Hausärztinnen und Hausärzte? Diese aufs Erste eher rhetorisch klingende Frage beantwortete der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner beim Primärversor- gungskongress kurz und knapp. Aber nicht nur. Sonst wird das nix! „Anfangs will ein großer Teil Hausärzte werden – erst später wollen sie dann eine fachärztliche Ausbildung machen.“ Herwig Lindner über seine Erfahrungen mit jungen Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus. Teamwork ist für junge Ärztinnen und Ärzte wichtig – das wurde beim 6. Primärversor- gungskongress 2021 mehrfach angesprochen. Der steirische Ärztekammer- präsident Lind- ner nannte die Generation W leistungswillig und team­ orientiert. Fotos: Oliver Wolf, Adobe Stock

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=