AERZTE Steiermark | November 2021
NEWS ZITAT „My doctor. Here everyone has a doctor all to themselves.“ Der Literatur-Nobelpreisträger 2021, Abdulrazak Gurnah, erklärt in seinem Buch „Admiring Silence“ (1996) den Unterschied zwischen der Gesundheitsversorgung in Europa und Afrika. AKUT Suizidverfügung? Ein Urteil des Verfassungs- gerichtshofes hat bekanntlich eine Neuregelung der Sterbe- hilfe in Österreich notwendig gemacht. Dieses so genannte „Sterbeverfügungsgesetz“ liegt seit Kurzem als Entwurf vor. Nun sieht der Gesetzesentwurf einige Einschränkungen vor, die einen allzu leichtfertigen Umgang mit dem Sterben in Österreich verhindern sollen. Kritiker sehen dennoch eine erhebliche Zahl von Schwä- chen in dem Gesetzesentwurf. Zu den kritischen Stimmen gehört auch die der Öster reichischen Bioethikkommis sion, die eingesetzt wurde, um „den Bundeskanzler in gesell- schaftlichen, naturwissen- schaftlichen und rechtlichen Fragen, die sich auf dem Ge- biet der Humanmedizin und Humanbiologie aus ethischer Sicht ergeben“, zu beraten. Sie lehnt den Begriff „Sterbeverfü- gung“ ab, „weil er falsche und bedenkliche Assoziationen weckt“, so die Stellungnah- me. Die Bioethikommission verlangt, den Krankheits- begriff (der Hilfe bei Suizid gestattet) direkt im Gesetz zu definieren. Ohne Präzisierung gäbe es im Entwurf „recht- liche Fallstricke“, die „zu viel Rechtsunsicherheit in diesem sensiblen Bereich bedeuten könnten“. Die Kommission kündigte in ihrer Stellungnah- me eine weitere umfassende Stellungnahme an, die sechs Themen, allen voran die Be- grenzung des Grundrechts auf selbstbestimmtes Sterben auf schwer Kranke, ansprechen soll. Ob diese Stellungnahme allerdings so zeitgerecht he- rauskommen wird, dass sie in die Überlegungen des Gesetz- gebers noch einfließen wird können, sei einmal dahinge- stellt. Zeit ist kaum mehr. ÆRZTE Steiermark || 11|2021 39 „Personal Trainer in der Hosentasche“ ÖÄK-Ehrenzeichen für den „Meister der Rasterzeugnisse“ An der Medizinischen Universität Graz wurde eine App für junge Schlaganfall- Patient*innen entwi- ckelt, die sie zu einem gesunden Lebensstil und regelmäßiger Me- dikamenteneinnahme motivieren soll. 15 Prozent al ler Schlag anfallpatient*innen sind jün- ger als 55 Jahre, wobei diese Zahl in beunruhigendemMaß weiter ansteigt. Wenig Sport, ungesundes Essen, Stress und Rauchen führen vermehrt und früher zu Adipositas, Hy- An interne und exter- ne Persönlichkeiten verlieh die Österrei- chische Ärztekammer Ehrenzeichen. Darunter ein Goldenes an den steirischen Ärztekam- mer-Vizepräsidenten Eiko Meister in seiner Funktion als Vorsitzen- der des Bildungsaus- schusses der ÖÄK. Als „Meister der Rasterzeug- nisse“ bezeichnete ÖÄK-Prä- sident Thomas Szekeres Eiko Meister in seiner Laudatio. Mit Meister wurde auch der Leiter der Ausbildungskom- pertonie und Diabetes. Spezi- ell für die Zielgruppe junger Schlaganfal l-Pat ient*innen hat das Team um Viktoria Maria Fruhwirth von der Kli- nischen Abteilung für Neu- rologie an der MUG eine App zur Minimierung des Risikos für einen neuerlichen Schlaganfall entwickelt. „Wie ein Personal Trainer in der Hosentasche motiviert die App zu einem gesunden Lebensstil mit praktischen Tipps zu mehr Bewegung und gesunder Ernährung und erinnert an pünktliche Me- dikamenteneinnahme und Blutdruckmessungen“, erläu- mission der Österreichischen Ärztekammer, Gerald Gin- gold, mit dem Goldenen Eh- renzeichen gewürdigt. Ein „externer“ Steirer erhielt ebenfalls das Goldene Ehren- tert Fruhwirth. Erste Tests im Rahmen einer Studie liefer- ten positive Ergebnisse: Drei Monate nach dem initialen Schlaganfall bewegten sich die App-Nutzer*innen dop- pelt soviel wie jene aus der Vergleichsgruppe. Auch auf die Veränderung der Ernäh- rungsgewohnheiten wirkte sich die App begünstigend aus. „Da ein erfolgreiches Risikofaktorenmanagement auch in der Primärprävention und bei anderen kardiovasku- lären Erkrankungen hilfreich ist, wäre eine Ausweitung auf andere Kohorten denkbar“, betont Fruhwirth. zeichen: Kurt Völkl, früherer Generaldirektor der VAEB und Professor für angewandte Unternehmensführung in der öffentlichen Verwaltung an der Universität Graz. Foto: BMBWF/Martin Lusser Goldene Ehrenzeichen für Ausbildungsprofis: Meister (r.) und Gingold.
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