AERZTE Steiermark | November 2021

ÆRZTE Steiermark || 11|2021 9 Foto: Adobe Stock COVER der Impf bereitschaft keine Wunder wirken, schafft aber Vertrauen in die Absender und stärkt deren Glaubwür- digkeit. Aus der Tatsache, dass die Ergebnisse in Däne- mark und den USA kaum Un- terschiede zeigen, ziehen die Verfasser den Schluss, dass die Unterschiede im politi- schen System und dem Grad der gesellschaftlichen Polari- sierung keine Rolle spielen. Die Rolle der Medien Läuft in der Kommunikation nicht alles rund, geben Po- litik und Fachleute nahezu immer den professionellen Transporteuren die Schuld – sprich den klassischen Me- dien. Das ist verständlich, schließlich braucht es Schul- dige, „Sündenböcke“. Ist es aber auch gerecht fer t igt? Nun, Medien sehen ihre Auf- gabe nicht darin, quasi der verlängerte, pädagogische Arm der Politik oder der Wissenschaf t zu sein. Sie haben ihre eigene Agenda, selbst, wenn die einzelnen Jour- nalistinnen und Journalisten besten Willens sein mögen. Der bekannte Luxembur- ger Physiker und Wissen- schaftspublizist Ranga Yo- geshwar hat schon 2018 für das, was Medien als ur­ eigenste Aufgabe sehen, den Begri f f „Erregungsbewirt- schaftung“ geprägt. Er hat das Wort auf rein ökonomisch orientierte Medienunterneh- men bezogen. Aber vermutlich ist diese Ein- schränkung nicht zulässig – denn praktisch alle Medien sehen in der Erregung von Aufmerksamkeit ihre Legi- timation, egal ob es sich um eine nur privatwirtschaftlich agierende Zeitung, einen öf- fentlich-rechtlichen Fernseh- sender oder eine kleine Web- plattform handelt. Interesse an den Inhalten kann dann in verkaufte Inserate, eine Ge- bührenerhöhung oder mehr Klicks übersetzt werden. Und Interesse wird nun einmal am besten durch Erregung (von Aufmerksamkeit) geweckt. Diese „Er regungsbewi r t- schaftung“ ist aber nicht nur ein mediales Phänomen. Die Klimaaktivistin, man- cher Forscher, die Politikerin … wollen ja ebenfalls Auf- merksamkeit erregen. Dass sie dadurch nicht nur Auf- merksamkeit erzielen, son- dern ihre Zuschauer*innen, Leser*innen oder Hörer­ *innen in die Panik treiben, ist ein Kollateralschaden, den sie nicht selten gar nicht als Schaden wahrnehmen. Der Fall Powell Wie Erregungsbewirtschaf- tung funkt ionieren kann, zeigt der Tod des ehemaligen US-Außenministers Colin Po- well. Weil der 84-Jährige trotz zweimaliger COVID-19-Imp- fung nach einer Corona-In- fektion starb, entstand daraus verständlicherweise eine Ge- schichte über die mangelhafte Wirkung der Impfung. Zu Recht? Die Frankfurter Universitäts-Virologin Sandra Ciesek sagte dazu im Ge- spräch mit der Wissenschafts- journalistin Korinna Hennig vom Norddeutschen Rund- funk: „Es gibt einfach Er- krankungen, die dazu führen, dass der Patient, die Patientin keine ausreichenden Antikör- per nach einer Impfung bildet. Das kennen wir eigentlich

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