AERZTE Steiermark | Dezember 2021

COVER 10 ÆRZTE Steiermark || 12|2021 der hat einen Hilferuf an die KAGes ausgesandt, dass die Ärztinnen und Ärzte in Ausbil- dung vielfach ihre Belastungs- grenze erreicht haben. Was werden Sie zu deren Entlastung tun? Und wird es möglich sein, den Fortbildungsanspruch, der pandemiebedingt nicht einge- löst werden kann, in das kom- mende Jahr mitzunehmen? Stark: Ich bin mir sicher, dass fundierte, mit Zahlen unter- legte Vorschläge helfen können, das Problem entsprechend ein- zugrenzen und hier auch ge- zielt Hilfe anbieten zu können. Warum hier von Eingrenzung zu sprechen ist, liegt darin begründet, dass in der Zeit der Pandemie nicht alle Fächer au- ßergewöhnliche Belastungen zu bewältigen hatten, sondern es auch Fächer gab, die unge- wollt in ihrer Leistungserbrin- gung dadurch eingeschränkt waren, wie z. B. schneidende Fächer, die ihre Operationen nicht durchführen konnten, da die Intensivbetten zur Nach- betreuung der operativen Fälle nur eingeschränkt zur Verfü- gung standen. In den KAGes-Spitälern fehlt ärztliches, aber auch Pflege- personal. Was sind die Ur- sachen? Wie ist das Problem behebbar? Stark: Auch hierfür gibt es keine simple Antwortformel. Jede Situation ist einzeln zu betrachten, und es sind ent- sprechende Schlüsse zu zie- hen. Fest steht sicher, dass der Nachwuchs an vielen Stellen bei nahezu jedem Kranken- hausträger in Österreich und darüber hinaus fehlt. Dieses Problem ist allein schon auf- grund der demografischen Entwicklung nur bedingt lösbar. Das Ausbilden einer Kultur hin zur Prozessopti- mierung kann ein kurzfristig bedeutsamer Schlüssel sein, die Digitalisierung und Au- tomatisierung – beschleunigt durch künstliche Intelligenz – ein mittelfristiger Lösungs- ansatz. Begleitend dazu sind al le Maßnahmen voranzu- treiben, die ein attraktives Arbeitsumfeld ausmachen. Einer der nur langfristig um- zusetzenden Lösungsvorschlä- ge zur Entlastung des Spitals- personals, insbesondere der Ärztinnen und Ärzte, liegt darin, einen gehobenen Be- ruf zur medizinischen Doku- mentation einzuführen. Was halten Sie davon? Würden Sie sich dafür einsetzen? Stark: Dieser – zumindest in meiner Erinnerung – seit nun beinahe zwei Jahrzehnten bestehende Vorschlag ist nachvollziehbar und begrün- det. Doch es hat sich in der Zwischenzeit auch viel verändert und Fragen wie „Welche Dokumentation ist wirklich notwendig, was an Dokumentation ist zu wel- chem Zeitpunkt delegierbar, wie redundant ist die Do- kumentation und wieviel an Dokumentation könnte auto- matisiert erfolgen?“ müssen zunehmend mehr gestel lt und bearbeitet werden. Aus meiner Beobachtung hat sich die Zeit auch insofern ge- wandelt, dass sich nicht so sehr die Frage nach einer Assistenz für die Dokumen- tation stel lt, sondern viel mehr nach einer Logistikas- sistenz im medizinischen und pflegerischen Abarbei- ten von komplexen Erkran- kungsgeschehen im Sinne von Ressourcenplanung und Prozessmanagement. Sie kennen die Welt der KAGes ebenso gut wie die der Ordens- krankenhäuser. Was sind die markanten Unterschiede? Wo gibt es weitgehende Gleichheit? Stark: Ich könnte mir vorstel- len, mich zu dieser Thematik zum Verfassen eines Buches verleiten zu lassen – dies al- lerdings erst in zehn Jahren – nun bin ich erstmal wieder in der Welt der KAGes an- gekommen. Eines kann ich allerdings verraten: Die Sum- me aller Problemfelder und Erfolgsgeschichten ist da wie dort nahezu gleich, lediglich die Ausprägungen sind unter- schiedlich. Bisher wurde der KAGes-Vor- stand auf ärztlicher Seite von einem Chirurgen geführt – nun übernehmen Sie als Inter- nist das Ruder. Wirkt sich das auf den Führungsstil aus? Stark: Sagen Sie es mir nach einem Jahr. Fragen: Ursula Scholz, Martin Novak Gerhard Stark auf den offizi- ellen Fotos des alten Dienstge- bers Barmher- zige Brüder (l.) und des neuen, der KAGes, rechts. Die Unterschiede halten sich in Grenzen … „Dieser … Vorschlag ist nachvollziehbar und begründet. Doch es hat sich in der Zwischenzeit auch viel verändert …“ Fotos: Rupprecht, Stieber

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