AERZTE Steiermark | Dezember 2021

16 ÆRZTE Steiermark || 12|2021 GESCHICHTE HARALD SALFELLNER Ohne Betrachtung seines po- litischen Werdeganges und seiner Überzeugungen insbe- sondere in den späten 1930er Jahren wäre das Kurzportrait von Hans Kloepfer unvoll- ständig. Die wichtigsten inkriminie- renden Fakten sind seit lan- gem bekannt: Als Verehrer Hitlers stellte sich Kloepfer mit einer Reihe von Gedich- ten und Kurztexten in den Dienst der NS-Propaganda, wobei er sich vor allem für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich einsetzte. Als verlässlicher Anhänger der Bewegung wurde Kloep­ fer vom NS-Regime hofiert, zu Veranstaltungen gebeten und mit Ehrungen bedacht. Einige Elemente seiner spä- teren politischen Weltsicht hatte Kloepfer schon in seiner Kindheit in Eibiswald erwor- ben, wo er als Sohn eines aus dem Schwäbischen zuge- wanderten Wundarztes auf- wuchs. Der deutschen Hei- mat des Vaters blieb Kloep- fer zeit lebens verbunden. Seine politische Persönlich- keit formte sich besonders in den 1880er und 1890er Jahren in Graz, als sich der zünftige Student der Medizin dem Akademischen Turnver- ein und dem Akademischen Gesangverein (heute Akade- mische Sängerschaft Gothia zu Graz) anschloss. Das Be- kenntnis zur deutschen Na- tion war ein Grundpfeiler im Selbstverständnis der frei- heitlichen Korporationen, die sich auf eine bis zu den Frei- heitskriegen zurückreichende Geschichte berufen konnten. Zu einem entscheidenden Moment in Kloepfers poli- tischem Werdegang wurden der Erste Weltkrieg und des- sen Folgen. Wie viele An- gehörige seiner Generation empfand der Arzt die Bestim- mungen des Vertrags von St. Germain als tiefes Unrecht, insbesondere das Verbot des Anschlusses ans Deutsche Reich. Unter den territorialen Bestimmungen des Vertrags- werkes erschütterte Kloepfer vor allem die Abtrennung der Untersteiermark. Lang war die Reihe junger Akademiker, die infolge dessen Slowenien verließen und etwa in Graz Zuflucht suchten – unter ih- nen auch Josef Papesch, der spätere NS-Kulturfunktionär und enge Freund Kloepfers. Zwischen 1918 und 1938 Von 1909 bis 1929 gehörte Kloepfer als Vertreter der Wirtschaftspartei dem Köf- lacher Gemeinderat an. In dem Industrie- und Berg- baurevier bestand eine be- queme Stimmenmehrheit für die Sozialdemokraten, doch konnte sich die konservative Wirtschaftspartei durch ein Bündnis verschiedener Par- teien, nicht jedoch mit den Nationalsozialisten, gegen die „Roten“ behaupten. Der politische Kampf um die Macht in Köflach wurde mit äußerster Härte geführt. Die Auseinandersetzungen in der Gemeindestube, die auch persönliche Invektiven ein- schlossen, zehrten an Kloep- fers Kräften, so nahm er nach zwanzig Jahren politischen Zanks den Abschied. Zeit seines Lebens hegte Kloepfer Interesse an sozialen Fragen und half großzügig mit Spenden, wenn irgend- Hans Kloepfer: Im Fahrwasser Hitlers Anmerkungen zur politischen Weltsicht des weststeirischen Dichterarztes. Teil 3 und Abschluss des Portraits. (Die Teile 1 und 2 finden sich in AERZTE Steiermark 10 & 11/2021.) Zu einem entscheidenden Moment in Kloepfers politischem Werdegang wurden der Erste Weltkrieg und dessen Folgen. Wie viele Angehörige seiner Generation empfand der Arzt die Bestimmungen des Vertrags von St. Germain als tiefes Unrecht … Kloepfer übernahm das Patronat der Grenzlandschule Rothwein für mittellose Bergbauernkinder (Foto 1935).

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