AERZTE Steiermark | Dezember 2021
GESCHICHTE wo Not am Mann war. In den späten 1920er Jahren hatte das Elend der Nach- kriegsjahre besonders in den strukturschwachen Grenzge- bieten zu Jugoslawien noch immer kein Ende gefunden. Mit der Dr.-Hans-Kloepfer- Grenzlandschule in Rothwein, der ein landwirtschaftliches Mustergut angeschlossen war, versuchte der Grazer Schutz- verein Südmark der Verelen- dung und weiteren Abwan- derung aus dem Grenzgebiet entgegenzuwirken. Rothwein – das war ein Hort für mit- tellose Bergbauernkinder, die oft nicht einmal festes Schuh- werk hatten für den winter- lichen Fußweg in die Schule. Kloepfer nahm das Patronat über die Schule sehr ernst und bedachte die Kinder re- gelmäßig mit Kleidung und Schuhen – auf eigene Kosten. Während Kloepfer in Roth wein praktische Hilfe leistete und gegen eine heute kaum noch vorstel lbare Armut ankämpfte, spitzten sich in den Städten und im Tal die politischen Verhältnisse im- mer weiter zu. Ob unter dem Zeichen des Hakenkreuzes, des Sowjetsterns oder des Kruckenkreuzes – die Kon- trahenten standen einander in erbitterter Feindschaft ge- genüber. Aufruhr, Massen- streiks, Raufhändel und blu- tige Zusammenstöße prägten die Zeit. ÆRZTE Steiermark || 12|2021 17 Der Dichter- arzt Hans Kloepfer war (auch) ein früher und glühender Verehrer Adolf Hitlers. Auf den erhaltenen Bildern be- gegnet er uns als liebevoller Großvater (Kriegsweih- nacht, Foto oben), aber auch als Red- ner in einem nazigeschwän- gerten Umfeld (am Vortrags- pult einer Baracke für Kriegsblinde nahe Eibiswald, 1943). Eine umfassende Darstellung der komplexen Persön- lichkeit Dr. Hans Kloepfers gibt es im kürzlich erschie- nenen Buch „Aber Arzt bin ich geblieben“ von Harald Salfellner. Fotos: Vitalis-Verlag
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