AERZTE Steiermark | Dezember 2021

ÆRZTE Steiermark || 12|2021 25 Foto: Adobe Stock STUDIE tig zu. Zumindest in den deutschen Medien, so das Stu- dienergebnis, wurde in suk- zessive abnehmendem Maß über die negativen Folgen für die Wirtschaft berichtet. Als Informationsquellen wäh- rend der Pandemie nutzen die Befragten (n= über 1.800) be- vorzugt das Fernsehen sowie Online-Nachrichtenmedien. An dritter Stelle steht schon das persönliche Umfeld, über das sich mehr als 70 Prozent der befragten Deutschen häu- fig informieren. Wissenschaft und Soziale Netzwerke liegen beide um die 50 Prozent. Nicht übertrieben hysterisch Rund 80 Prozent der Be- fragten fanden die Bericht- erstattung über die COVID- 19-Pandemie verständl ich, mit leicht abnehmender Ten- denz. Diese leicht abfallende Tendenz zeigte sich auch bei der Glaubwürdigkeit, der Wahrnehmung von Vollstän- digkeit und Ausgewogenheit der Berichterstattung: Zwi- schen April 2020 und Fe- bruar 2021 sank jeweils die Zustimmung dazu. In einem einzigen Punkt nahm sie zu: Je mehr über die Erkrankung bekannt wurde, desto mehr Menschen konstatierten, dass die Berichterstattung nicht übertrieben hysterisch erfolge. Klar hat sich in der Stu- die herauskristallisiert, dass die untersuchten Nachrich- se wurde von Thorsten Faas (Freie Universität Berlin) und von Mona Krewel (Victoria University Wellington) ver- fasst. Zu den 112 analysierten Sen- dungen waren 308 Gäste geladen, am häuf igsten Wissenschaf ter*innen, ge- folgt von Pol it iker*innen. Spitzenreiter war mit 22 Sen- dungen der SPÖ-Politiker, Arzt und Gesundheitsöko- nom Karl Lauterbach, mitt- lerweile deutscher Gesund- heitsminister. Bestgereihte Wissenschaf terin war die tenmedien nicht unkritisch über die Regierung und die Maßnahmen berichtet haben. Vielmehr orientierten sie sich daran, was sie als wissen- schaftlichen Konsens wahrge- nommen haben. Kontroverse nimmt zu Neben der Studie zur Quali- tät der Berichterstattung in Nachrichten-Formaten veröf- fentlichte die Rudolf Augstein Stiftung eine weitere über die Corona-Berichterstattung in den deutschen Talk Shows „Anne Will“, „Hart aber Fair“ und „Maybrit Illner“. Die- Braunschweiger Virologin Melanie Brinkmann. Häufigste Themen der Talk Shows waren die Corona- maßnahmen, gefolgt vom Impfen. Ein kontroverser Punkt blieb, wie mit Mei- nungsv iel fa lt umzugehen sei. Sollten die Medien die Maßnahmen durch ihre Be- richterstattung stützen? Oder sollten sie mehr Raum für divergierende Meinungen bieten? Zumindest in Bezug auf die Schutzmaßnahmen hat die Kontroverse im Laufe der Zeit zugenommen. Was die Impfbereitschaft steigert Ein Expertenteam dreier Wiener Universitätsinstitute (Medical Statistics MUW, Political Science und Communication Science Uni Wien) untersuchte potentielle Maßnahmen zur Steigerung der Impfbereitschaft. Dafür wurde eine hypothetische Impfkampagne für einen hypothetischen neuen Impfstoff gegen COVID-19 kreiert und die Wirksamkeit der einzelnen Argumente getestet. Die Befragung fand im Oktober 2021 statt, beteiligt haben sich fast 8.200 Personen (davon 1.543 Ungeimpfte). Beim Impfaufruf zeigte sich, dass die Vision einer Rückkehr zum alten Leben die am stärksten treibende Kraft für die Impfmotivation darstellt. Empfehlungen von Ärzt*innen wirken stärker als jene von Politiker*innen (die allerdings noch weit vor sympathischen Promis rangieren). Als Anreiz, sich impfen zu lassen, wurde eine 100-Euro-Prämie goutiert; weniger gut kam die Impflotterie an. Die stärkste Zustimmung unter verschiedenen Reglements fand die 3G-Regel (wei- tere Optionen waren 2G oder „alle Regeln aufgehoben“). Der zweite Teil des Experiments widmete sich der Kommunikation über die Impfung: Da siegten klare, einfache Informationen in der Bewertung der Be- fragten. Die Nennung einer 90%igen Wirksamkeit der Impfung wurde zur be- sten Informationsvariante gekürt, ohne zusätzliche Verhältniszahlen etc. Auch bei den Impfnebenwirkungen schätzten die Probanden eine simple Aufzählung möglicher Symptome inklusive Zahlen zur Häufigkeit. Eine Infografik dazu wur- de nicht als informativer empfunden. Bei der Frage nach dem besten Zulassungs- verfahren (österreichisches, europäisches, beschleunigtes) galt das europäische Zulassungsverfahren als das vertrauenswürdigste. Diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, stimmten zu mehr als 60 Prozent voll und ganz dem Argument zu „mache mir Sorgen über unvorhergesehene Ne- benwirkungen“. Die zweitgrößte Gruppe von Impfskeptikern argumentierte mit dem Vertrauen auf das eigene, starke Immunsystem (fast 50 Prozent stimmten voll und ganz zu). Wenig Anklang fand die Aussage „behördlich zugelassene Impfungen sind sicher“ (fast 40 Prozent gaben „trifft gar nicht zu“ an). Am Zeitmangel liegt die stagnierende Impfbereitschaft jedenfalls nicht: Für rund 70 Prozent war die Aussage, keine Zeit für die Impfung zu haben, gar kein oder eher kein Argument.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=