AERZTE Steiermark | Dezember 2021
28 ÆRZTE Steiermark || 12|2021 MEDIZIN Eine Studie von Med Uni Graz, AGES und ÖGKJ hat im ersten Zwischenergebnis Daten von 755 Kindern bis 14 Jahren ausgewertet, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Im zweiten Teil der Studie werden auch auch Daten von Jugendlichen ausgewertet. COVID-19 & Kinder: Routinetests Wie manifestiert sich eine Infektion mit SARS-CoV-2 bei Kindern? In einer Ende November präsentierten Stu- die von Med Uni Graz, Agen- tur für Ernährungssicherheit (AGES) und Österreichischer Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ), fin- den sich dazu Real-Life-Daten von 755 Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren. Für die erste Zwischenaus- wertung wurde eine reprä- sentative Stichprobe von 1.271 nachweislichmit SARS-CoV-2 infizierten Kindern nach den Kriterien Geschlecht und Po- pulationsdichte am Wohnort ausgewählt und deren Erzie- hungsberechtigte kontaktiert. Die Rücklaufquote betrug 59 Prozent; befragt wurde online oder am Telefon. Allerdings inkludiert der erste Studien- teil nur den Datenstand vor dem 2. Mai 2021. Der zweite Teil der Studie – mittlerweile liegen insgesamt circa 2.500 Datensätze, dies- mal für die Altersgruppe von 0 bis 18 Jahren, vor – befindet sich aktuell in Ausarbeitung. Nicht nur Hospitalisierte „Wir wollten ganz bewusst auch die Kinder zu unserer Studie einladen, die nicht im Krankenhaus behandelt wurden, um ein umfassen- deres Bild der Erkrankung in dieser Altersgruppe zu er- halten“, erklärt Volker Stren- ger, Kinderinfektiologe an der Med Uni Graz und Stu- dienkoordinator der ÖGKJ. Wie wenig repräsentativ eine Studie ausschließlich mit hos- pitalisierten jungen COVID- Patient*innen gewesen wäre, haben die Daten dann ge- zeigt: Nur 6,8 Prozent suchten wegen ihrer Infektion einen Arzt oder eine Ärztin auf; lediglich 2,4 Prozent wurden in ein Spital aufgenommen. Mittlerweile ist die Hospitali- sierungsrate weiter gesunken. Getestet wurden 57 Prozent der Studientei lnehmenden aufgrund ihres Kontaktes zu einer erkrankten Person und nur ein Viertel aufgrund von bereits aufgetretenen Sym- ptomen (obwohl letzt l ich rund 60 Prozent der Kinder symptomatisch erkrankten). Und gerade darin unterschei- den sich die bereits ausge- werteten Daten aus frühen Phasen der Pandemie von der aktuellen Situation. „Im Jahr 2020 wurde in allen Alters- gruppen noch sehr restriktiv getestet. Mittlerweile ist der Anteil an symptomatischen Fällen vermutlich deutlich niedriger, weil viel mehr Kin- der getestet werden – vor allem im Rahmen der Schul- screenings“, erklärt Strenger. Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerz Bei mehr als 95 Prozent der Unter-Einjährigen manifes tierte sich in der ersten Er- hebungswelle die Infektion als „acute COVID-19“, vor allem mit (teils hohem) Fieber, Schnupfen, Husten, vermehr- ter Müdigkeit und in einem Fünftel der Fälle auch mit Durchfall. Unter den ganz Kleinen kam es mit 30 Pro- zent am häufigsten zu einer Hospitalisierung. „Dies muss nicht unbedingt bedeuten, dass die Erkrankung in dieser Altersgruppe häufiger schwer verläuft, da kleine Kinder häufig auch zur Beobachtung aufgenommen werden oder um andere Diagnosen wie eine bakterielle Sepsis auszu- schließen“, betont Strenger. Bei den 1- bis 5-Jährigen zeigte sich in 56 Prozent der Fälle eine akute COVID-Er- krankung, ähnlich bei den 6- bis 9-Jährigen (54,6 %). Etwas häuf iger hatten die 10- bis 14-Jährigen COVID- Symptome (62,7 %). Kinder im Vorschulalter fieberten häufiger hoch, die Jugend- lichen hingegen hatten öfter mit Beeinträchtigungen von Geruchs- und Geschmacks- sinn zu kämpfen. In dieser Al- tersgruppe zeigten sich auch eher Kopfschmerzen und Mü- digkeit. Insgesamt reichte die erfasste Symptomatik von Fieber über respiratorische Symptome, gastro-intestinale Symptome bis hin zu Haut- ausschlag, Gelenks- und Gliederschmerzen, geröteten Augen und schmerzhaften Lymphknoten. Keines der in die Studie eingeschlossenen Kinder entwickelte ein Hy- perinf lammationssyndrom, keines musste intensivmedi- zinisch betreut werden. Wenig Hyperinflammation Regelmäßig fragt das Team um Strenger auf den öster- reichischen pädiatrischen Klinikabteilungen nach An- zahl der wegen COVID-19 hospitalisierten Kinder so- wie jener mit dem Hyperin- f lammationssyndrom. Auch hier hat sich die Dimension verschoben: Im Jänner 2021 waren 51 Fälle dokumentiert, bei rund 51.000 nachweislich infizierten Kindern. „Insbe- sondere bei Schüler*innen, die aktuell symptomlos mehrfach pro Woche regelmäßig ge- screent werden, ist jetzt eine äußerst geringe Dunkelzif- fer anzunehmen. Daher ist davon auszugehen, dass die vormals errechnete Ration von 1:1.000 detektierter Fälle nicht mehr zutrifft“, heißt es in einer aktuellen Aussen- dung der ÖGKJ. So wurde in der vierten Welle auch bisher bei weniger Patient*innen ein Hyperinflammationssyndrom diagnostiziert, als es die schon seit mehreren Wochen hohen Inzidenzen vermuten lassen. Fraglich ist auch, inwieweit die Inzidenz des Hyperin- f lammationssyndroms von der jeweils kursierenden Vi- rusvariante abhängt. US-Da- ten vom Sommer 2021, als dort schon die Delta-Variante „Wir wollten ganz bewusst auch die Kinder zu unserer Studie einladen, die nicht im Krankenhaus behandelt wurden …“ Volker Strenger
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