AERZTE Steiermark | Dezember 2021

ÆRZTE Steiermark || 12|2021 35 Foto: MEDIA BASED MEDICINE Gesund stinken James Hamblin, Journalist, Arzt und Dozent an der Yale School of Public Health, hat mit seinem Buch „Clean: The New Science of Skin“, das nun ins Deutsche übersetzt wurde, einen Trend gesetzt: seltenes Waschen zugunsten der natürlichen Schutzbarriere der Haut. Hamblin stützt sich dabei u. a. auf die Expertise von Mikrobiologen, Allergologen, Ge- netikern und Ökologen. Fazit: Für das Haut-Mikrobiom bedeutet weniger Waschen oft mehr Gesundheit. Quelle: www.medinlive.at, 27.10.2021 Täglich bekommen PatientInnen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: Frisch publiziert Green tea catechins EGCG and ECG enhance the fitness and lifespan of Caenorhabditis elegans by complex I inhi- bition. Tian, J; Geiss, C; Zarse, K; Madreiter-Sokolowski, CT; Ristow, M. Aging (Albany NY). 2021; 13(19):22629-22648 [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/ pub?id=34607977 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. Die Gabe von Immunsup- pressiva bei Transplantations­ patient*innen hat den Neben­ effekt, dass der Körper nicht mehr optimal auf Infektionen reagieren kann. Transplans­ plantationsmediziner*innen brauchen daher ein Werkzeug, das die Aktivität des Immunsy- stems messen kann. Sind weiße Blutkörperchen und Co. zu aktiv, besteht das Risiko einer Abstoßung – ist das Immunsy- stem zu träge, steigt das Risiko einer gefährlichen Infektion. Ein Virus als Helfer Hier kommt das erst kürz- lich entdeckte Torque Teno Virus (TTV) ins Spiel, das fast jede Person im Blut hat, ohne daran zu erkranken. Bei einem starken Immunsystem ist die Zahl der TT-Viren im Blut gering; während eine hohe TTV-Menge auf ein schwaches Immunsystem schließen lässt. „Wenn man die Menge an TTV im Blut bestimmt, könnte man die Immunsuppressiv-Therapie von Patient*innen personali- sieren und damit das Risiko von Abstoßungsreaktionen und folgenschweren Infekti- onen minimieren“, schreibt Kathrin Eller von der kli- nischen Abteilung für Ne- phrologie der Med Uni Graz. Das Projektteam testet eine TTV-gesteuerte Dosierung von Immunsuppressiva in einer klinischen Studie mit hunderten von Nierentrans- plantationspatient*innen in ganz Europa. Sollte sich die TTV-Methode bewähren, könnte sie auch für Patient*innen mit Leber-, Herz- oder Lungentransplan- tationen eingesetzt werden oder bei der Therapie von Au- toimmun-, Infektions- oder Krebserkrankungen. Innovative Behandlung Die Med Uni Graz ist als Kooperationspartnerin am europaweiten Projekt betei­ ligt. „Vorerst ist geplant, dass 12 Patient*innen an der Med Uni Graz in die Studie einge- schlossen werden“, so Kathrin Eller. Das Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygi- ene, Mikrobiologie und Um- weltmedizin übernimmt die Bestimmung der TTV-Menge im Blut der Patient*innen. Das Projekt „TTV GUIDE TX“ wurde am 1. Mai 2021 gestartet, läuft über fünf Jahre und wird von der EU über das Rahmenprojekt „Horizon 2020“ mit 6 Millionen Euro gefördert. Kooperiert wird mit der European Kidney Patients‘ Federation und dem Projekt „Horizon 2020“ für offene Forschungsdaten. Infos & Kontakt Assoz. Prof. in Priv.-Doz. in Dr.in Kathrin Eller Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Nephrologie Tel. +43 316 385 80172, kathrin. eller@medunigraz.at Partner: Med Uni Graz, Med Uni Wien, Med Uni Inns- bruck, Ordensklinikum Linz, EUTEMA, BIOMERIEUX SA, TU Dresden, Universidad de Granada, ECRIN, Hos- pital La Fe, Les Hôpitaux Universitaires de Strasbourg, UMCG, Leiden University Me- dical Center, IKEM, CHU Gre- noble Alpes, Universitätsklini- kum Regensburg, CHARITE Universitätsmedizin Berlin, UNIVERSITÀ DEGLI STUDI DELL‘INSUBRIA, INCLIVA https://www.ttv-guide.eu/ Transplantationen sicherer gestalten: Ein Virus hilft dabei Im Rahmen des EU-Projekts TTV GUIDE TX wird an der MUG daran geforscht, bei Transplantationspatient*innen das Infektionsrisiko zu minimieren. Mit Hilfe eines harmlosen Virus wird die Immunaktivität gemessen. FORSCHUNG STEIERMARK Assoz. Prof. in Priv.-Doz. in Dr. in Kathrin Eller s: MUG, Shutterstock

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=