AERZTE Steiermark | Dezember 2021
COVER 8 ÆRZTE Steiermark || 12|2021 AERZTE Steiermark: Sie übernehmen die Funktion in denkbar schwierigen Zeiten – wo setzen Sie als Allererstes an, um die angespannte Situation in den durch die Pandemie be- lasteten LKH zu entschärfen? Gerhard Stark: Hierzu ist zu sagen, dass die Pande- mie zurzeit von Seiten der KAGes-Krankenhäuser sowie auch von der medizinischen Universität und all den ande- ren Krankenanstaltenträgern in der Steiermark in einer großen Gemeinsamkeit best- möglich bewältigt wird. Es ist diese Gemeinsamkeit zwi- schen den Krankenanstalten und den Kolleginnen und Kollegen im niedergelassenen Bereich, die es von meiner Seite her bestmöglich zu un- terstützen gilt. Welche Pläne haben Sie, um weiterem brain drain zuvorzu- kommen? Was brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter, um sich weiterhin in der Lage zu fühlen, ihren Job ausüben zu können? Stark: Ohne einen ausführ- lichen Nachdenkprozess ist diese Frage nicht zu beant- worten. Die Pandemie hat in so kurzen Zeitintervallen Veränderungen gebracht, so- dass einfache Rezepte aus dem Methodenschatz des Per- sonalmanagements nicht aus- reichen. Investition in Moti- vationsarbeit scheint mir hier das Gebot der Stunde. Es ist Bundesländern bei der Beset- zung ärztlicher Ausbildungs- stellen in öffentlichen Häusern weit hinterher – 59 Prozent der planmäßig vorgesehenen Stellen sind unbesetzt. Woran liegt das Ihrer Ansicht nach? In erster Linie ist zwischen einer Stellenplanbewirtschaf- tung und einer Ausbildungs- stel lenbewirtschaf tung zu unterscheiden. Eine bedarfs- gerechte Ausbildungsstellen- bewirtschaftung setzt eine halbwegs verlässliche Bedarfs- planung an benötigten Ab- gängerinnen und Abgängern von entsprechenden Sonder- fächern und Allgemeinmedi- zin voraus. Derartige Model- lierungen für diesen Bedarf sind nicht einfach zu erstellen und bergen eine Vielzahl an Unschärfen – aber ja, sie sind notwendig und es wird auch daran gearbeitet. Zurzeit ist die Zahl der Ausbildungsstel- zunehmend mehr die Sinn- frage im eigenen Handeln, so meine Beobachtung, die ent- scheidet, ob sich jemand wei- ter in seinem Beruf engagiert: Damit gewinnen Ausbildung, Weiter- und Fortbildung zu- nehmend an Wert, ebenso das Arbeitsklima – und im Bereich der Pflegeberufe be- obachte ich einen Wandel der Bedürfnisse von der Or- ganisationskarriere hin zur Fachkarriere. Mit Jahresende läuf t die Betr iebsvereinbarung zur 12-Stunden-Wechsel schicht aus; in der derzeitigen Phase wird es wohl eine Verlänge- rung geben? Welchen Vor- schlag werden Sie dazu ma- chen? Stark: Die Frage beantwortet sich von selbst. Die Steiermark hinkt anderen len vorrangig durch die Zahl an Leistungen im jeweiligen Fachgebiet an der jeweiligen Abteilung bestimmt – nicht jedoch durch den Bedarf an nötigem Nachwuchs. Und der Nachwuchs – die jungen Kollegeninnen und Kollegen mögen mir diese saloppe, aber kollegial gemeinte Aus- drucksweise verzeihen – ist auch frei in der Entschei- dung, wie er die Ausbildung im weiteren Berufsleben ein- setzt. Damit ist nicht gesagt, dass die ausgebildeten Exper- tinnen und Experten auch als solche im Gesundheitssystem an entsprechender Stelle wie- derzufinden sind – z. B. durch Wechsel des Faches –, wenn etwa Al lgemeinmediziner innen und Allgemeinmedizi- ner in ein Sonderfach gehen. Was werden Sie unternehmen, um die Ausbildungsstellen zu besetzen? Finanziell und strukturell …? Stark: Zuerst ist zu analysie- ren, der Bedarf abzuschätzen und danach der Versuch einer Modellierung vorzunehmen, um so den notwendigen Be- darf an Nachwuchs im jewei- ligen Fachbereich abzuschät- zen. Erst dann ist zu überle- gen, welche Maßnahmen zu setzen sind. Vor einfachen Lösungen im Sinne des Gieß- kannenprinzips ist zu warnen. Der steirische Turnusärzte- obmann Thomas Wegschei- Gerhard Stark eilt ein beachtlicher Ruf voraus. Als Arzt und als Spitals- planer. Der habilitierte Facharzt für Innere Medizin und Maschinenbau-In- genieur wurde nach dem Rückzug von Karlheinz Tscheliessnigg sehr rasch als neuer Vorstandsvorsitzender der KAGes präsentiert. In AERZTE Steier- mark erklärt er, was er will und was er noch nicht weiß. „Sagen Sie es mir nach einem Jahr“ Offizielles Foto des neuen KAGes-Vorstandes: G. Stark und W. Fartek. Foto: Stieber
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=